Konzertbericht: Black Country Communion

2011-07-04 München, Theaterfarbik

BLACK COUNTRY COMMUNION auf Tour – Für den Fan des klassischen 70er Rocks, der in im letzten Jahr auch nur ein bisschen aufgepasst hat, ist Anwesenheit zweifellos Pflicht. Der Show in München am 04.07.11 eilten dann bereits Gerüchte voraus, dass es bei der Band, die sich ohne weiteres eine Supergroup nennen darf, live ordentlich rumst.

Und das tut es. Auf eine Vorband hat man verzichtet, was den Abendkassen-Preis von 60€ relativ gesalzen erscheinen lässt. Aber andererseits: Welche Band sollte denn für so eine Truppe eröffnen? Welche Band aus diesem Sektor kann auch nur ansatzweise mit ausreichend Popularität und vor allem Qualität punkten, um im Vorprogramm nicht völlig unterzugehen? Eben. Stattdessen sitzt vor der Show fünf Meter neben dem Eingang Joe Bonamassa im Freien und spielt Gitarren an – das wirkt doch schonmal ziemlich ungezwungen.

Schade ist in Verbindung mit diesem Eindruck dann, dass die Show erst mit einer guten halben Stunde Verspätung beginnt, worin genau die Problematik besteht, wird dabei nicht deutlich. Wirklich ärgern tut es aber nur genau, bis man Glenn Hughes‘ unsägliche Frisur am Bühnenrand wahrnimmt. Denn als die Band mit „Black Country“ die Bühne entert ist klar, dass hier eine mehr als denkwürdige Show ansteht – was nicht zuletzt der großartigen Bühnenchemie der Musiker geschuldet ist: Bonamassa und Hughes teilen sich die Bühne 1:1 auf, Derek Sherinian ist am Keyboard gerade präsent genug um nicht wie ein Begleitmusiker zu wirken und Jason Bonham bildet mit seinem Schlagzeug die unsichtbare Linie zwischen den beiden Saiteninstrumentalisten. Jeder Musiker hat den Platz, den er braucht, und gerade Bassist und Sänger Hughes nutzt diesen auch sehr aktiv. In seinem leicht glamigen Style trippelt er über die Bühne, wirbelt seinen Bass in die Luft und schreit sich die Seele aus dem Leib, als wäre er, seit er 25 ist, einfach nicht gealtert und als würde er eben nicht in einem Monat 59 werden. Auch Sherinian und Bonham merkt man ihre 46 zu keinem Zeitpunkt an.
Müsste man aber einen einzelnen Star der Show ausmachen, wäre dies zweifellos Gitarrist Joe Bonamassa. Mit 34 Jahren in der Blütezeit seiner Karriere ist er der Mann, wenn es so jemanden überhaupt geben kann, der den Titel „Man in Black“ im Sinne von kühler Perfektion legitim tragen kann. Mehr Bühnenpräsenz kann man wohl kaum ausstrahlen, und die Art, gleichzeitig mit den Mitmusikern als auch mit dem Publikum zu kommunizieren und gleichzeitig immer reserviert und latent arrogant zu wirken, kann man wohl nur verinnerlichen, wenn man schon mit 12 als Support von B.B. King auf der Bühne gestanden ist.

Die Songauswahl gestaltet sich dabei sehr gleichmäßig auf die Alben verteilt, wobei das Bonamassa-dominierte Debut-Album in seinem omnipräsenten Blues-Flair sich doch merklich von den Hard Rock-Brechern von „2“ abhebt, für die sich eher Hughes verantwortlich zeichnet. Von ersterem stechen dabei „Sista Jane“ und „One Last Soul“ hervor, die man beide ohne weiteres als „Instant Classics“ bezeichnen kann. „Man In The Middle“ und „The Outsider“, als deren Äquivalente von „2“, können ebenfalls mit einer guten Portion Led Zeppelin und Deep Purple-Feeling auffahren, das sich ohnehin als roter Faden durch die komplette Show zieht.

Die persönlichen Höhepunkte sind dennoch zwei Songs, die mit dem Sound BLACK COUNTRY COMMUNIONs eigentlich erstmal nicht so viel zu tun haben: Das folkig-akustische „The Battle for Hadrian’s Wall“ sowie das eigentlich nichtmal von BCC stammende „The Ballad Of John Henry“. Der behäbige Stampfer, in dessen Soloteil sich Bonamassa am Theremin versucht, entfesselt über lässige Blues-Elemente einen Groove und eine Power, wie ihn viele Metalbands selbst mit ungleich mehr Gedresche und ungleich weniger Stil nicht erzeugen können.

Beschlossen wir die Show mit dem bereits erwähnten „Man In The Middle“ sowie dem Deep Purple-Klassiker „Burn“. Plausibel, war doch Hughes neben Black Sabbath auch bei Ritchie Blackmores Truppe aktiv. Zwei Stunden macht die Supergroup mit diesem Song voll – vergessen sind überzogene Ticketpreise und vielleicht die Verwunderung, sich statt im Zenith, in das das Konzert ursprünglich gebucht war, in der ungleich kleineren Theaterfabrik wiedergefunden zu haben. Denn: Wie viel cooler ist es bitte, eine Band in so einem familiären Ambiente zu sehen, ansatt im unpersönlichen, zudem für schlechten Sound bekannten Zenith? Das Resumee der Show an diesem Abend ist dennoch: Wenn diese Band in den nächsten Jahren keinen Bekanntheitsboom erfährt (alle Voraussetzungen sind bis ins kleinste Detail gegeben), dann ist die Musikwelt von heute wirklich nicht mehr zu retten.

Publiziert am von Marius Mutz

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