Konzertbericht: Coppelius w/ Remember Twilight

2009-03-13 München

Remember Twilight ist keine versteckte Frage danach, ob sich jemand an die Abenddämmerung erinnert, sondern der Name der Stuttgarter Vorband von Coppelius am 13.03. im Münchner Spectaculum Mundi. Anlass für dieses Konzert war das alljährliche Musica Antiqua Viva, welches im Jahre 2009 um eine etwas härtere Gangart fernab des mittelalterlich-ruhigen Grundgedanken des Festivals erweitert wurde.
So ging es direkt von Anfang relativ metallastig zur Sache, wobei die Akustik etwas zu wünschen übrig ließ und man die Texte bestenfalls erahnen konnte (mit Ausnahme des meiner Meinung nach besten Stückes namens „Ich suche Gott“). Trotzdem machte die dargebotene Musik Laune, da sich zur Härte der Gitarren und des Gesangs eine gewisse Melodiösität gesellte, die besonders von den beiden weiblichen Geigenspieler- sowie dem männlichen Klarinettenspielern beigesteuert wurde. Einzig und allein am Improvisationstalent und den oft sehr ähnlichen Songstrukturen könnte die Band noch arbeiten.
Ersteres fiel besonders auf, als es kleinere technische Ungereimtheiten gab und Instrumente neu gestimmt werden mussten. Diese Pausen hätte man durchaus besser überbrücken können. Wie es geht, zeigte der Hauptact etwas später…

Wer sich unter dem Bandnamen Coppelius nichts vorstellen kann, der sollte sich eine Mischung aus Knorkator und Apocalyptica mit einem Fokus auf klassische Instrumente in Form von 2 Klarinetten, einem Cello und einem Kontrabass vorstellen, die stark beeinflusst von Iron Maiden wurde. Klingt gewöhnungsbedürftig? Ist es auch.
Aber auf eine angenehme Art und Weise, denn handwerklich sind die Jungs 1A. Den Abstecher nach München verdankten die anwesenden Fans der Veröffentlichung des neuesten coppelianischen Werks namens „Tumult“, von dem auch direkt die meiner Meinung nach besten Songs des Abends stammten: Ungewöhnlicherweise handelt es sich hierbei um 2 Balladen namens „Die Glocke“ und „Das Amulett“. Letzteres zählt trotz der eher kurzen Spielzeit von gut über 2 Minuten zu den besten Balladen, die ich jemals live gehört habe. Comte Caspar’s tiefe Stimme erzeugt eine unglaubliche Atmosphäre und ging mir bis unter die Haut. Ähnliches hatte ich zuletzt bei der ASP-Akustiktour erlebt.
Ansonsten war der Abend eher von stimmungsgeladener, schneller Partymusik (aka Kammer-core aus dem 19. Jahrhundert) geprägt, die mitunter etwas anstrengend sein kann, wenn man nicht zwischenzeitlich kurze Auszeiten davon nimmt. Textlich konnte ich auf Grund der Akustik größtenteils ebenfalls nicht folgen. Zum Glück verstehen es Coppelius auch, sich showtechnisch in Szene zu setzen und so wurde es zu keiner Zeit langweilig, besonders durch den „singenden Diener“ (oder den dienenden Sänger) Bastille. Auf Grund einer Panne (?) musste ein Stück sogar wiederholt werden. Allerdings konnte man sich als Zuhörer letztendlich nicht ganz sicher sein, ob das nicht so geplant war, da die Jungs geniales Improvisationstalent bewiesen und für einige Lacher sorgten.
Gegen Ende hin wurden sogar kleine Abstecher ins Publikum eingebaut und ein wirklich gutes Akustikstück mit Comte Caspar auf dem Tresen zählte zu den weiteren Höhepunkten. Zum Schluss gab es nicht die bekannten „Zugabe“-Sprechchöre, sondern lautstarke Forderungen nach einem Da Capo – ungewöhnlich, aber passend zu den Männern in Gehrock, Vatermörder, Frack und ihren Zylindern.
Gerade diese Kleinigkeiten sind es, die mir in den letzten Monaten sehr geholfen haben, viele Bands live für mich zu entdecken, die sich angenehm auffällig vom Einheitsbreit abheben, wenngleich vielleicht nicht jedes Lied meinen Hörgewohnheiten entspricht oder ich vereinzelt genug habe. Dazu möchte ich auch Coppelius zählen, die ich gerne noch einmal als Vorband oder im Rahmen eines Festivals wiedersehen würde.

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert