Festivalbericht: Festival-Mediaval IV – Tag 1

09.09.2011 Selb

Vom 9. bis 11. September 2011 ging das Festival-Mediaval in Selb in die vierte Runde. Wie jedes Jahr bestach das umfangreiche Dreitagesprogramm vor allem durch seine Vielfalt, fernab vieler bekannter Mittelalterkombos. So hießen die Headliner 2011 nicht etwa Schandmaul oder In Extremo, sondern Elfenthal, Alan Stivell und Poeta Magica. Wenig populäre Namen, die weder Szenekenner noch Musikfetischisten sofort in Ehrfurcht erstarren lassen. Doch der Goldberg und sein Festival überzeugten wieder einmal nicht durch plakative Außenwirkung.

Direkt die erste Band des Nachmittags namens ILIANA punkteten mit ihrer virtuosen Mischung aus Didgeridoo, Schlagzeug und Geige. Klanglich klar beeinflusst von einigen ehemaligen Omnia-Mitgliedern spielten die Belgier einen mitreißenden Tribal Folk, der bereits zu früher Stunde für ordentlich Bewegung vor der Hauptbühne sorgte. Das erste und bis jetzt einzige Album der Musiker namens „Symbioz“ eignete sich genau für die einstündige Spielzeit und den Openerspot am ersten Tag.

Im Anschluss an einen kurzen Ausflug nach Arabien mit HANAN EL-SHEMOUTY folgten mit FAUN die ersten Headliner des Freitags. Oliver Sa Tyr und seine Mitmusiker gehören mit ihrem Pagan-Sound inzwischen zum Festival-Mediaval-Inventar. Dass dies nicht gleichzusetzen ist mit musikalischem Stillstand, bewiesen die Süddeutschen mit einer überzeugenden Show, geprägt von flotten Tanznummern („Wind und Geige“) sowie gefühlvollen Balladen („Tinta“). Raiarda erwies sich mit ihrem Harfenspiel und Gesang auch im modernen Elektrogewand von Niel Mitra als Gewinn für das Quartett. Zuvor hatte sie ihre Qualitäten größtenteils bei den Akustiktouren bewiesen. Apropos Tour: Die Anzahl der potentiellen Besucher auf der Herbstreise der Faune dürfte mit dem Gastspiel in Selb gewachsen sein. Dort wird das neueste Album „Eden“ wahrscheinlich mehr im Fokus stehen als in Selb. Verzichten müssen die Faun-Fans dann jedoch auf Kontaktjongleuse BEATRITSCHE, die auf dem FM IV erstmals zusammen mit den Münchnern auf der Bühne stand. Mit ihren anmutigen Bewegungen verhalf sie manch mystisch-verträumtem Stück zu tänzerischem Ausdruck.

Bevor anschließend THE MOON AND THE NIGHTSPIRIT die Burgbühne betraten, leiteten KELVIN KALVUS und AJONA die letzte Show des Freitags mit einer 15-minütigen Einlage ein. Diese stand ganz im Zeichen der Symbiose aus Kelvins Glaskugeln und dem Feuer seiner Partnerin. Eine gelungene Einlage und gleichzeitig eine wunderbar stimmige Einleitung für die folgende Reise durch ungarische Mythen und Märchen. The Moon And The Nightspirit hielten sich größtenteils bedeckt im dunklen Bühnenlicht und legten dadurch bewusst oder unbewusst den Fokus auf ihre heidnisch inspirierten Sounds. Das Klangspektrum der Kombo hat sich allerdings mit dem 2011er Werk „Mohalepte“ nicht merklich zu den musikalischen Wurzeln anno 2005 verändert. Entsprechend ruhig und gediegen war die Stimmung. Und wer nicht direkt von Anfang im mystischen Bann der Ungarn gefangen war, dem blieb der Zauber dieser Musik wohl ebenso in den restlichen 90 Minuten verborgen. Signifikante Stilbrüche suchte man vergebens.

Ungleich abwechslungsreicher geriet die ELFENTHAL-Headlinershow auf der Hauptbühne. Im Stile der Rockoper Excalibur inszenierten Maite Itoiz und John Kelly ihre „Ancient Story“, unterstützt von verschiedenen Tänzern und Gästen wie PurPur oder Sören Vogelsang. Das Duo Itoiz/Kelly überzeugte stimmlich in mehreren Sprachen, doch der Hang zum Pathos bei der Inszenierung wirkte an einigen Stellen kitschig und affektiert. Darüber hinaus driftete der Rocksound regelmäßig in Richtung Pop ab und die gesamte Show wirkte zu durchchoreografiert, um einen natürlichen Charme zu verkörpern. Andererseits lebten die Aufführung und Inszenierung von einer Mischung aus verträumten Melodien und epischen Bombastsounds. Die Stimmgewalt der beiden Sänger mit der dazugehörigen gesanglichen Harmonie und imposanten Soloparts, speziell von Maite, sorgten in einigen Moment für Gänsehautatmosphäre und entführten in eine Welt voller Fantasie. Einzelne Songhighlights zu nennen fehlt hierbei schwer, da deutlich die Gesamtproduktion mit Musik und Tanz im Vordergrund stand.

Bericht und Fotos zu Tag 3…
Bericht und Fotos zu Tag 2…

Publiziert am von Uschi Joas und

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