Konzertbericht: WETO w/ Alle im Schrank

2006-12-08 München, Backstage

Im Rahmen ihres neuen Albums „Das 2weite Ich“ tourten WETO Ende November/Anfang Dezember einmal quer durch Deutschland, um schließlich in ihrer Heimatstadt München im Backstage das Jahr der Wiederbelebung der Kombo ausklingen zu lassen. Zwar war ursprünglich noch ein Abstecher nach Wien geplant, doch dieser musste nun auf den zweiten Block im Frühjahr 2007 verschoben werden.

Bereits vor dem offiziell angekündigten Beginn um 21 Uhr legte die Bonner Vorband „Alle im Schrank“ los, so dass ich leider nicht alles mitbekommen habe, was die Jungs auf der Bühne abgezogen haben. Und das war durchaus schade, denn die erfrischenden „Punk’n’Roll“ Coverversionen einiger berühmter Rock- und Weihnachtsklassiker boten wirklich gute Unterhaltung. Zwar passierte auf der Bühne an sich wenig Action, doch der Wortwitz und die Lieder reichten völlig aus, um die anwesenden Zuschauer bei der Stange zu halten. Grundsätzlich besaß das Konzert eine angenehm familiäre Atmosphäre, obwohl es doch gerne ein paar mehr Besucher hätten sein dürfen. Allerdings ließen sich die Protagonisten davon wenig beeindrucken und sowohl WETO als auch die Vorband legten doch eine beachtliche Spielfreude an den Tag. Als letztes gab es von „Alle im Schrank“ eine interessante Version von „Last Christmas“ zu hören, wobei man hier – und auch beim Rest – den Anspruch an den Gesang etwas niedriger ansetzen sollte. Eine Mischung aus Daniel Küblböck und Paul Panzer trifft es noch am ehesten, obwohl die Präsentation rundum gelungen war und dafür locker entschädigte.

Nach einer ca. 20-minütigen Umbaupause betrat schließlich der Hauptact die kleine Bühne und mit „Koma“ sowie „Flucht“ wurden meine persönlichen Highlights des Albums direkt am Anfang gespielt. Zwar hätte ich mir wie beim offiziellen WETO-Comeback beim Funkenflug letztes Jahr eine ähnlich geniale Einführung zu „Koma“ gewünscht, als Thomas auf einem Krankenbett zu den Anfangstakten auf die Bühne geschoben wurde, doch dieser kleine Abstrich war zu verschmerzen. Anfangs war es etwas ungewohnt, die Schandmaul-Männer plus Heiner Jaspers von Regicide ohne Dudelsäcke und Geige zu erleben, doch die Musik eröffnete alsbald den knallharten Charme des Albums und eine gehörige Portion Leidenschaft, die den Tiefgang von allein bewerkstelligt. Thomas’ Gestik und Mimik zeigte zwar genau wie sein Gesang viele neue Ansätze, doch ein bisschen haftet das Märchenonkel-Image einfach an ihm. Als Frontmann zählt er – egal ob vor 50, 500 oder 5000 Zuschauern – nichtsdestotrotz spätestens seit dem vorletzten Schandmaul-Album zu den Größen der Szene und musikalisch sind Martin Duckstein an der Gitarre, Matthias Richter am Bass sowie Stefan Brunner am Schlagzeug ebenfalls über jeden Zweifel erhaben, so dass es rein von diesem Standpunkt aus nichts zu meckern gab. Im Gegenteil: Es ist beeindruckend zu sehen, wie vielfältig und doch auf einem qualitätsmäßig gleichbleibend hohen Niveau die Herren ihre Instrumente beherrschen. Für eine kleine Location war der Sound demnach völlig in Ordnung und besser als erwartet.
Neben der kompletten Trackliste gab es noch ein neues Stück namens „Schattenspieler“, welches nach einer Veröffentlichung schreit und hoffentlich auf einem nächsten WETO-Album zu finden sein wird. Geplant war scheinbar auch ein Gastauftritt von Megaherz-Sänger Alexx Wesselsky, doch um es mit Thomas’ Worten zu sagen, bei denen er ein Grinsen im Gesicht hatte: „Die faule Sau hat nicht zurückgerufen.“

Das hieß, dass der Schandmaul-Leadsänger seine sowieso schon angeschlagene Stimme mit der guten Coverversion von „Miststück“ noch weiter schinden musste.
Apropos schinden: In der 2. Hälfte des Konzerts häuften sich plötzlich die technischen Probleme, so dass u.a. ein Mikro ausfiel und es zu mehreren Unterbrechungen kam, in denen Herr Lindner sein Talent als Standup-Comedian unter Beweis stellte und auf unterhaltsame Art und Weise von der Geschichte WETOs erzählte, um die Zeit bis zur Fortsetzung zu überbrücken. Passend wäre aus meiner Sicht an dieser Stelle auch eine Hommage an die ganz alten Zeiten der Band gewesen, denn wenigstens in München hätte man noch ein letztes Mal einen der geheimen Klassiker wie „Wichsen“ und „Rüdiger“ auspacken können. So blieb es neben Thomas‘ Redeeinlagen bei einem kurzen Schlagzeugsolo.

Als krönenden Abschluss gab es schließlich mit „In unserer Mitte“ noch die 2006er Version eines Liedes, das für einen verstorbenen Freund der Band bereits vor ca. 10 Jahren geschrieben wurde und von einigen lauthals mitgesungen wurde, um auch heute noch der Botschaft von damals Ausdruck zu verleihen. Insgesamt ein kleiner, aber feiner Abend.

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