Review Airbourne – Runnin‘ Wild

  • Label: Roadrunner
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Hard Rock

Melden sich AC/DC nochmal ganz zurück, oder lassen sie’s letztendlich doch wieder schleifen? Muss man wieder 8 Jahre auf den nächsten Output warten, oder bekommen sie’s doch langsam wieder auf die Reihe? Fragen über Fragen, die den verwöhnten Hard Rocker 25 Stunden am Tag daran denken und in der Nacht nicht zur Ruhe kommen lassen. Ach ja, einfach hat man es wirklich nicht und dabei steckt man seine Wünsche doch nicht hoch – man will nichts mehr, als straighten Hard Rock, frisch aus dem Pub, erdig wie das Outback Australiens.
Spätestens hier sollte sich seit den letzten Monaten ein Name in die Diskussion gesellen, der kein unbekannter mehr ist, an Größe gleichermaßen zunimmt wie an Bekanntheit: AIRBOURNE. Was machen AIRBOURNE? Frischen, rotzfrechen Hard Rock – direkt aus den Melbourner Pubs, erdig wie sonst nur das Hinterland ihrer Heimat sein kann.

Älter als 20 ist keiner der vier Aussies, die es schon früh faustdick hinter den Ohren hatten. Die Brüder Joel (Gesang, Lead-Gitarre) und Ryan O’Keeffe (Drums) bekamen praktisch täglich Besuch von der Polizei, weil sich Nachbarn wegen Ruhestörung beklagten – da waren die beiden zarte 15 und 11 Jahre alt. Mittlerweile sind die Geschwister nicht nur voll geschlechtsreif, sondern auch verdammt erfolgreich. Zusammen mit Justin Street am Bass und David Roads an der Rhythmus-Gitarre haben sie sich auf in die weite Welt gemacht, um ihr die Kunde vom Hard Rock zu überbringen.

Die klassische Lead/Rhythmus-Gitarren-Verteilung kommt AIRBOURNE nur zu Gute, sind die Territorien doch von Anfang an klar abgesteckt. Während Roads also die präzise Rhythmus-Arbeit leistet, kann sich Frontmann Joel die Stimmbänder wundkrächzen und an seiner Lead-Gitarre die Sau rauslassen. Stimmlich reicht er dabei zwar noch lange nicht an seine größten Idole von Rose Tattoo, The Angels, oder Cold Chisel heran, aber – beim Gott des harten Steins – der Bursche ist auch erst 20 Jahre alt und hat noch eine Menge vor sich und Luft nach oben.

Nach oben zieht es den gewillten Hörer bei der Hymne „Stand Up For Rock ‚N‘ Roll“ gleichermaßen wie bei Songs a lá „Too Much, Too Jung, Too Fast“, „Fat City“, „Black Jack“ und „What’s Eating You“. „Diamon In The Rough“ beschreibt AIRBOURNE dabei – ob gewollt oder nicht – recht treffend. Obwohl sie sich nicht mehr im unvollkommenen Rohzustand befinden, kann die Band noch geschliffen und der Stil verfeinert werden. Textlich bewegt man sich, wie auch nicht anders zu erwarten war, in den Kneipen dieser Welt – bevorzugt natürlich in denen Melbournes. Wo „Girls In Black“ noch die hübschen Mädels hinter der Bar besingt – wohl gemerkt noch ohne Anfassen -, widmet sich „Cheap Wine & Cheaper Women“ schon den einschlägig bekannteren Damen. Warum nicht? Ist ja nichts Neues mehr.

„Ist ja nichts Neues mehr“, mag dem ein oder anderen zum Gesamtwerk „Runnin‘ Wild“ durch den Kopf gehen. Dass es so viele Parallelen zu AC/DC gibt, ist für manche Hörer womöglich weniger von Reiz, für einige aber umso mehr und alle Mal ein großes Kompliment an die Burschen von AIRBOURNE. Empfehlen kann man ihnen für ihre vielversprechende Zukunft nur, sich selbst treu zu bleiben und sich nicht vom schnellen Erfolg – der vielleicht gar von kurzer Dauer sein könnte – blenden zu lassen; egal wie oft das Video „Runnin‘ Wild“ auf MTV hoch- und runterläuft und ganz gleich, wie viele „Cheaper Women“ sie bekommen. Um die Musik geht’s und darum, sie so zu machen, wie man selbst es möchte – nicht wie es sich am besten verkauft. Das kann dann nämlich durchaus auch jene anlocken, die in AIRBOURNE nicht den exzellenten Hard Rock, sondern nur eine der üblichen AC/DC-Abklatschen sehen.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert