Review Alestorm – Back Through Time (-)

Seit gerade einmal vier Jahren treiben die Freibeuter von ALESTORM (Ex-Battleheart) ihr Unwesen in den europäischen Folk Metal-Gewässern. Innerhalb dieser kurzen Zeit gelang es ihnen, einen Plattenvertrag mit Napalm Records an Land zu ziehen, drei Alben herauszubringen und den Kontinent zu betouren sowie einige attraktive Festivals zu spielen. Und es gelingt den Schotten in dieser phänomenal kurzen Zeit, sich verdammt überflüssig zu machen.

„Scottish Pirate Metal“ nennen die Männer um Sänger und Keyboarder Christopher Bowes ihren Stil, wie weit sie diesen als feste Genrebezeichnung etablieren wollen, ist nicht klar. Fakt ist, dass mittlerweile im ganzen Gewusel von mehr-oder-weniger-Heiden-und-Folk Metal tatsächlich ein paar Bands sich der Piratenthematik angenommen haben, die sichtlich wenig von den Urgesteinen Running Wild beeinflusst sind. Ob nun ALESTORM oder die Amerikaner von Swashbuckle den Gründerstatus für diese neue Welle beanspruchen dürfen, sei dahingestellt. Jedenfalls sind Piraten verdammt trendig, und leider wird dies ausreichen, um auch die jüngste Schandtat der Schotten zu einem Erfolg zu machen.

Machen wir’s kurz und möglichst fair: „Back Through Time“ ist nicht viel schlechter als die Vorgänger. Mit dem Debüt konnte die Band auch mich noch kurzfristig begeistern, was mit dem Zweitwerk schon weniger gelang. Die neue Platte jedoch ist ein Musterbeispiel, dass schneller Erfolg für die musikalische Langzeitwirkung das pure Gift sein kann.
Wir sollten besser das Thema „Texte“ eigentlich gar nicht erst anschneiden – aber angesichts der Thematik des Titelsongs „Piraten finden eine Zeitmaschine am Strand, transportieren sich 600 Jahre in die Vergangenheit um Wikinger zu bekämpfen und zu bestehlen“ muss man schon einen sehr billigen Humor haben. Zugegebenermaßen beweisen die Schotten, dass sie sich nicht nur Freunde in der Wikinger-lastigen Folk / Pagan Metal-Szene machen müssen – aber das war’s auch schon mit dem Mut. Ansonsten klingt „Back Through Time“ von vorne bis hinten wie ein nicht einmal mehr lauwarmer Aufguss der letzten zehn Jahre Folk Metal, in einem Keyboardsumpf ertränkt, mit immernoch lausigem Gesang und für Gitarrensoli muss man sich schon externe Verstärkung ins Boot holen. (Warum sich Heri Joensen für „Barrett’s Privateers“ hergab, müsste auch noch mal geklärt werden.) Hier ein bisschen Turisas, da etwas Finntroll, walzen wir nochmal mit Korpiklaani drüber – nur, dass alle drei genannten Bands das ganze besser machen.

Klar, ein gewisses Gespür für effektive Mitgröhl-Refrains haben die Jungs von der Insel – der Titelsong, „Scraping The Barrel“ oder (das vom Kanadier Stan Rogers gecoverte) „Barret’s Privateers“ funktonieren bei entsprechender Blutverdünnung – dazu gibt’s natürlich auch ein obligatorisches behämmertes Sauflied („Rum“). Dazwischen findet sich aber soviel Füllmaterial, dass man Napalm Records eine Ausstiegsklausel aus dem bestehenden Vertrag wünscht.

Mit „Back Through Time“ haben ALESTORM allen Feinden der Band gezeigt, dass sie Recht haben. Meiner Hoffnung, man würde nach einiger Zeit seinen Weg finden und mit etwas gewählteren Songs den ausgetretenen Pfad des stumpfen „Humors“ verlassen, lassen die Schotten gehörig zerplatzen.

Wertung: 3.5 / 10

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