Review All That Remains – A War You Cannot Win

Die Gefahr, dass einst sehr harte Bands im Rausch ihres kommerziellen Erfolgs auf der Härte-Skala immer weiter abrutschen und irgendwann nur noch um jeden Preis Radio-taugliche Musik produzieren, ist nicht nur im Metal-Genre gegenwärtig. Dennoch sind ALL THAT REMAINS eine der Bands, bei denen beim aktuellen Album die akute Gefahr bestand und besteht, dass dieser Fall eintritt.

Diese Befürchtung bestätigt sich jedoch nicht sofort: Die Opener „Down Through The Ages“ und „You Can’t Fill My Shadow“ klingen noch nach dem Bandsound, an den man sich gewöhnt hat: Das Wechselspiel zwischen cleanen Vocals und Growls, die metallischen Riffs und vor allem das präzise eingesetzte Double-Bass-Spiel klingen doch sehr nach den ALL THAT REMAINS of old. Dafür gehts dann mit „Stand Up“ gleich so richtig „ab“: Das ist klassisch abgedroschener Stadion-Pop, was Herr Labonte und seine Mitstreiter da fabrizieren, aber es geht noch härter, schließlich steht an Position fünf „Asking Too Much“: “Now that you’re gone, the nights seem so long.“ Oh Gott, bitte hört auf, mir kommen sonst wirklich noch die Tränen.
Dabei können es die Amis doch auch noch richtig und beweisen das auf „A War You Cannot Win“ doch ein ums andere Mal, unter anderem im härtesten Song des Albums „Just Moments In Time“, der auch die typischen Breakdowns nochmal auffährt. Aber hey, aufgepasst, der Höhepunkt kommt noch, Leute! Ihr habt „What If I Was Nothing“ noch nicht gehört: “What if I was Nothing, What if this Is true?” sowie die noch epischere Line ”What if I was angry, or did you think I do?” ”I love you girl, you know…” jaja, wir habens doch verstanden! Muss denn wirklich so penetrant auf uns eingehauen werden? Wenns damit zu Ende wäre, wärs ja gut, aber darauf folgen leider noch zwei musikalische Ausgeburten der Belanglosigkeit, mit „Not Fading“ („My Heart’s For You“…ihr mich auch) und dem akustischen Instrumental „Calculating Loneliness“, bei dem alleine der Titel einem nerdigen Metalfan wohl nichts weiter als „rofl“ entlockt.

Der Titeltrack, der das Album beschließt, ist einen Tick härter, vermag es aber auch nicht, einem mehr als ein müdes Lächeln auf das Gesicht zu zaubern. “Just take a good look around you now.“ empfiehlt Labonte: Ja, dann sehe ich, dass ALL THAT REMAINS hier ganz viel Potenzial verschleudern – und wenn auf dieser Schiene weiter gefahren wird, dann sehe ich für das nächste Album ganz schwarz. Zwar kann Labonte tatsächlich ziemlich gut singen – aber das kann er doch auch in einem Sideprojekt tun: „All Tears That Remain“… oder so.

Wertung: 4.5 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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