Review Anachronism – Meanders

Obwohl seit 14 Jahren aktiv, bringen die Schweizer von ANACHRONISM erst ihr drittes Album auf den Markt. Fans der Tech-Death-Kombo aus Lausanne dürften die lange Wartezeit auf die neueste Veröffentlichung „Meanders“ demnach erwartet haben. Nicht nur das, ANACHRONISM bleiben sich auch in der halbstündigen Dauer ihrer Alben gleich und haben für das Artwork erneut den Amerikaner Adam Burke verpflichtet. Wie auch beim Vorgänger „Orogeny“ hat Burke hier ein Gemälde angefertigt, das eine stilvolle Einheit zum Albumtitel bildet.

Entgegen des Artworks und des Namens ihrer neuen Platte mäandern die Tracks darauf allerdings nicht sofort in die Gehörgänge. Stattdessen baut sich jeder einzelne der acht Songs zu einer komplexen, facettenreichen und anfangs nur bedingt greifbaren Wundertüte auf. Einmal gehört, sind die Überraschungen allerdings noch lange nicht verpulvert, da „Meanders“ ein Album ist, das mit den Durchläufen wächst, strukturierter wirkt und erst mit der Zeit bzw. der Geduld der Hörer seine Feinheiten preisgibt.

Der Opener „Contracts“ verblüfft mit einem gestreckten Outro des Songs, was die anfangs aufgebaute Dynamik nicht in eine Klimax enden lässt, sondern eher in einer Art Jam-Session. Bei „Source“ gelingt ANACHRONISM der atmosphärische, mit hallenden Gitarren im Hintergrund belegte Ausklang wesentlich eingängiger. Gleiches trifft auf das rein instrumental gehaltene „Macrocosm“ zu, das vom gegensätzlichen Riffing beider Gitarrist:innen lebt und trotz der konträr verlaufenden Melodieverläufe vergleichsweise schnell zu einem mitwippenden Fuß führt.

Hört man noch zwei-, dreimal mehr in das Album hinein, wird der eigentliche Clou von ANACHRONISM erst deutlich: Während ihre Genre-Kollegen aus München, Obscura, ein wenig daran kranken, aufgrund der hochkomplexen Strukturen im sterilen Soundgewand an Groove verloren zu haben, besitzen ANACHRONISM noch genügend davon. Ein vergleichsweise geradliniger Track wie „Prism“ groovt ordentlich aus den Boxen und ist eine gelungene Abwechslung zu den häufigen Tempiwechseln im Stile von Beyond Creation oder Gorod, die ANACHRONISM zweifelsohne abliefern.

Mit „Meanders“ eröffnen die Schweizer das Tech-Death-Jahr 2023. Auch wenn das Gespür der Band für erinnerungswürdige Riffs noch nicht ganz entwickelt ist und ANACHRONISM die Gratwanderung zwischen progressiven Spiel und konturlosen Jam-Session-Einlagen nicht immer gelingt, so ist „Meanders“ grundsätzlich auf dem richtigen Weg. Besonders charmant ist, dass sich die Schweizer den in der Szene mittlerweile eher untypischen erdigen Sound bewahrt haben und man nicht mit brutal getriggerten Drums ungemäht wird.

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Wertung: 7 / 10

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