Review Angband – Rising From Apadana

Wer glaubte, in der Metalszene habe er bereits alles erlebt, wird sich dieser Tage eines besseren belehren lassen müssen. Heavy Metal aus dem Iran! ANGBAND, ein Name, der sicher nur in absoluten Insiderkreisen bislang bekannt war, kommen aus der iranischen Hauptstadt Teheran und haben es irgendwie geschafft, ein Album aufzunehmen. Dies ist jetzt keineswegs despiktierlich gemeint im Sinne von „Die wissen ja kaum, wie rum man die Gitarre halten muss“, sondern ist dem Umstand geschuldet, dass Heavy Metal im Iran in etwa so illegal ist wie bei uns harte Drogen.

Um so erstaunlicher, dass Ashkan Yazdani, Mahyar Güte und Ramin Rahimi sich dann doch über die irrsinnigen religiösen Konventionen hinweggesetzt haben (warum denkt man nur, dass der Satan gerade dann aus den Saiten der Gitarre gekrochen kommt, wenn diese mit Strom verstärkt wird oder die Bass-Drum halt dann verlässt, wenn diese mit mehr als 120 bpm getreten wird). Herausgekommen ist eine zunächst etwas seltsam anmutende Mischung aus uralten Iced Earth und Nevermore, kraftvoll progressiver Metal der frühen Schule halt. Der Gesang ist in recht hohen Sphären angesiedelt, passt damit aber eigentlich ganz gut zum Rest, welcher sich als zackiges Riffing von Gitarre und Bass und flottes Drumming darstellt. Dies ist sicher in Sachen Innovation nicht die höchste aller Freuden, aber alleine der Exotenbonus, der der Band einfach bescheinigt werden muss, macht sie alles in allem sehr interessant. Besonders schön spielen sie auf, wenn sie etwas mehr Gas geben, einige Blastbeats in Look Into The Abyss geben dem Ganzen ordentlich Kraft mit auf den Weg. Umgekehrt zeigen sie, dass es auch melancholisch geht, das kurze, akustische Instrumental The Eyes leitet gewissermaßen über in Flaming Sight, welches zwar zügig beginnt, dann aber mit einem netten, ruhigen Zwischenteil punkten kann.

Kritisch muss man sich zwar in einigen Punkten äußern, aber das sollte Fans der ersten Stunde von einem Kauf nicht abhalten. Zum einen wäre da der recht dürre Sound, aber bitte, auf der Promo ist eine Art Making-Of enthalten, welche zeigt, dass es wahrlich nicht einfach gewesen sein muss, die Songs überhaupt auf CD zu bringen, Ministudio mit Miniausrüstung halt. Das Cover scheint nicht unbedingt sehr einfallsreich, aber auch dies kann man locker verschmerzen. Schade finde ich persönlich, dass es diverse Metalbands gibt, die orientalisches Riffing einbauen (Therion, Nile…), eine Band, die es aber aus dem EffEff können müsste, verzichtet leider darauf. Vermutlich dürfte das aber reine Absicht gewesen sein, man sieht sich eben im Power-Metal-Sektor. Die knappe Spielzeit von etwa einer halben Stunde verhindert an dieser Stelle weitere Ausführungen, Fans der genannten Bands bzw. Spielarten können aber gerne mal ein Ohr riskieren. Vielleicht entdecken sie den Iran mal ganz neu für sich.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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