Review Apologies, I Have None – Pharmacie

APOLOGIES, I HAVE NONE sind vermutlich eine der am meisten unterschätzten Bands aus dem Bereich des melodischen Punkrock: Zwar wurde der Band aus England 2012 in vielen Magazinen großes Lob für ihr erstes Album „London“ zuteil, der wirkliche Durchbruch in die Liga der großen Bands des Genres blieb bisher allerdings ungerechtfertigterweise aus. Mit ihrem neuen, zweiten Album „Pharmacie“ könnte sich das ändern, beweisen die Engländer darauf doch eindrücklich, dass Stillstand für sie ein Fremdwort ist: War ihr Debütalbum „London“ noch krachig und poppunkig, geriet die beeindruckende EP „Black Everything“ sehr düster und dreckig. „Pharmacie“ ist nun der melancholische und nachdenkliche Album Nachfolger. APOLOGIES, I HAVE NONE fahren darauf den Punkanteil deutlich zurück, ohne dabei auf das Hymnische, Intensive und Leidenschaftliche zu verzichten, das die bisherigen Veröffentlichungen ausgezeichnet hat.

Der melodische und optimistische Auftakt „Love & Medication“ hebt direkt die charismatische und charakteristische Stimme von Fronter Josh McKenzie hervor, der hier seine sehnsüchtige, melodische Seite zeigt. Auf der düsteren Singleauskopplung „Wraith“ klingt er bereits deutlich kantiger, und kann auch mit seiner Schreistimme überzeugen. Immer wieder wird der Sound auf „Pharmacie“ von verhallten Gitarren und flächigen Sounds bestimmt, was zwar zunächst ungewohnt für APOLOGIES, I HAVE NONE klingt, deren Sound aber nicht verfremdet, sondern erweitert. Das ungezügelte des Debüts ist zugunsten von mehr Tiefgang, sowohl musikalisch als auch textlich, gewichen – gerade deswegen wirken die einzelnen Ausbrüche und krachigeren Passagen, wie in „Everybody Wants To Talk About Mental Health“ umso intensiver – ein Post-Hardcore-Einschlag ist definitiv nicht von der Hand zu weisen. Doch nicht nur musikalisch wirkt das Album wie aus einem Guss, auch im Zusammenspiel mit den Texten beweisen APOLOGIES, I HAVE NONE ihre Songwritingfähigkeiten: Die kurzen Ausbrüche in der ansonsten relativ ruhig gehaltenen Platte setzen das Thema der psychischen Erkrankungen, der Probleme, sich selbst unter Kontrolle zu halten und die Einflüsse dieser Beeinträchtigung auf die Liebe perfekt um.

Dass die Platte durchgehend im Midtempo gehalten ist und sich ein Song nahtlos an den nächsten fügt, kann allerdings auch als Kritikpunkt angebracht werden. So gerät „Pharmacie“ ein oder vielleicht zwei Lieder zu lang, was sicherlich auch daran liegt, dass die Songs sich in ihrer Stimmung und ihrer Komposition oft ähneln – allerdings ist es schwer zu sagen, welchen Song man hier streichen sollte, enttäuscht doch keiner davon. Mit „Pharmacie“ legen APOLOGIES, I HAVE NONE ein extrem starkes Album vor, das zwischen Indie, Punk, Emo und Post Hardcore changiert, ein Album, das mit extrem starken Melodien und vor allem unglaublich viel Emotionalität aufwartet. Nach dem überdrehten Debüt und einer verzweifelten EP ist diese nachdenkliche, zurückgenommene, dennoch intensive Platte der logische nächste Schritt in der Evolution einer der derzeit spannendsten Bands des Genres.

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Wertung: 8 / 10

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