Review Apologies, I Have None – London

Zu Beginn der sogenannten Nullerjahre war die Mischung zwischen Indie und Punk eine ganz große Sache. Sowohl im deutschsprachigen Indie Rock als auch in den Vereinigten Staaten und England sprossen Bands aus dem Boden, die ein unwiderstehliches Gespür für große Melodien und treibende Rhythmen innehatten und beides mit der Tradition klassischen Punk Rocks verbanden. Da bekannterweise alles irgendwann wieder kommt, ist es gar nicht einmal so verwunderlich, dass jetzt, knapp zehn Jahre später, Bands wie Nothington oder eben APOLOGIES, I HAVE NONE für Aufhorchen sorgen. Mit ihren treibenden, emotionalen und sympathischen Songs auf ihrem Debütalbum „London“ präsentieren die vier jungen Engländer eine mitreißende Version dieser Musikrichtung.

Bereits der Opener „60 Miles“ zeigt, wohin die Reise geht: Eine glatte Stimme überschneidet sich mit Singalong-Chören, die an Bands wie Pennywise oder Anti-Flag erinnern, werden mit indie-infizierten Melodien kombiniert, die wiederum mit straighten Punkriffs und treibendem Drumming verbunden werden. Unterstützt wird diese eingängige Mischung der geradlinigen Dreiminüter durch emotionale Texte über die eigene Jugend, das Aufwachsen in London, Liebe und der Suche nach sich selbst. APOLOGIES, I HAVE NONE geben sich nicht mit Plattitüden zufrieden, sondern erzählen große Geschichten und wollen den Hörer umarmen. Die Band steht somit musikalisch sowie textlich in einer Reihe mit Bands wie Frank Turner und The Gaslight Anthem, ist in ihren Songstrukturen allerdings stärker an „traditionellem“ US-Punk der 90er Jahre orientiert. Die meisten Songs finden in Midtempo-Gefilden statt, was den Pathos, der vielen Melodien eingeschrieben ist, noch stärker zur Geltung bringt. Besonders ist das nur von Klavier getragene Albumhighlight „Foundations“ hervorzuheben, welches die ganze emotionale Stärke der Band aufzeigt.

Während die Muster der Songs auf „London“ altbekannt sind, werden diese von den vier Jungs absolut souverän und frisch dargeboten. Dennoch sind es vor allem einzelne Momente, wie das emotionale Ende von „Clapton Pond“, welches gesechzehntelte Gitarren mit Chören und Gangshouts in erhabene Höhen katapultiert, oder der stark an den The Gaslight Anthem Song „The 59 Sound“ erinnernde Beginn von „Still Sitting Tight“, welche APOLOGIES, I HAVE NONE auszeichnen. Auch wenn die große Innovation fehlt, ist die Emotion, welche Songs wie „Holloway Or Anywher“ oder „Long Gone“ aus jeder Pore fließt, zu jeder Sekunde greifbar. Egal ob man die Texte bereits kennt oder das Album noch nie gehört hat, hat man doch das Gefühl, jede Zeile mitgrölen zu können und zu müssen – und das ist hier absolut positiv gemeint. Ein spannendes Debütalbum, welches mit ein wenig mehr Abwechslung und Eigenständigkeit eine große Zukunft verspricht.

Wertung: 7 / 10

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