Review Architects – The Here And Now

Fünf Jahre haben die britischen ARCHITECTS, nicht zu verwechseln mit ähnlich benannten Bands aus Norwegen oder Amerika, nun auch schon auf dem Buckel. Fünf Jahre, die die Jungs nutzten, emsig an ihrem Ruf zu arbeiten, was bisher zu einer Reihe an Auftritten auf prominenten Festivals und in ebensolchen Clubs führte, damit aber, wie die Resonanz auf die Single „Day In Day Out“ andeutet, noch lange nicht am Höhepunkt angelangt ist. „The Here And Now“ ist auf diesem Werdegang insofern bemerkenswert, als dass das Album eigentlich als Resultat einer Krise entstand, die die Band auf dem zermürbenden Tour-Alltag erfasste. Statt das Handtuch angesichts der Eintönigkeit und schwierigen Bedingungen zu werfen, entschied man sich, es von nun an als Privileg anzusehen, überhaupt in so einer Position zu sein, derartige Touren zu fahren, und von nun an grundlegend positiver an die Band heranzugehen. Und das hört man dem Album auch an.

„The Here And Now“ klingt in seiner Gesamtheit tatsächlich freier und und ungezwungener als die Vorgänger, die bisweilen vor Aggressivität und Kopflastigkeit die Eingängigkeit vergaßen, was für Metalcore im Groben ja auch nicht ganz ungewöhnlich ist. Songs wie das bereits erwähnte „Year In Year Out“ oder gerade der kleine Hit „Learn To Live“ geizen nicht an spektakulären Ohrwurm-Melodien und scheren sich dabei nicht um Genre-Grenzen. Es muss nicht immer Schreigesang sein, wenn der Klargesang zwar weniger Härte vermittelt, im Songkonstrukt aber wie die Faust aufs Auge passt. „Learn To Live“ setzt dem die Krone auf, indem es mit hymnenhaftem Refrain, der eher an Rock erinnert, den Metal völlig über Bord wirft und gerade dadurch vor allem live Begeisterungsstürme auslösen dürfte. Interessant ist dabei, dass „The Here And Now“ als Gesamtprodukt dennoch nicht übermäßig innovativ wirkt, alles war hier verwurstet wird folgt keinem maßgeblich neuen und überraschenden Konzept. Wenn man mag, kann man das hier immer noch Metalcore mit Mathcore-Einflüssen im Stile neuer Dillinger Escape Plan nennen, muss dann aber im Hinterkopf behalten, dass der Fokus deutlich eher auf eingängigen, griffigen Songs, als auf den Stilmitteln des Genres liegt, und dass ARCHITECTS durchaus eine nicht zu verachtende Extraportion an Klasse und Gespür für tolle Melodien mitbringen. Das ist es nur folgerichtig, dass Sänger wie Greg Puciato von Dillinger Escape Plan und Andrew Neufeld von Comeback Kid Gastbeiträge zum Album beisteuern.
Dass aufgrund einer positiveren Einstellung zur Band auch die Songs eine prinzipiell positivere Aussage bekommen hätten ist indes ein Trugschluss, bei einem Sänger wie Sam Carter ist es aber wohl auch unvermeidlich, dass hin und wieder traurige Stimmung aufkommt. Da aber eben auch der Geist von Bands wie Dillinger Escaple Plan stilistisch noch ab und zu um die Ecke schaut, besteht definitiv keine Gefahr, dass zu sehr auf die Tränendrüse gedrückt wird.

Die Platte trägt ihre Bedeutung im Namen, „The Here And Now“ ist eine Momentaufnahme, wie eine CD aus dem modernen extremeren Metal heutzutage klingen sollte – Unbedarft, sich nicht scheuend, zugunsten besserer Songs auch Elemente aus verhassten Mainstream-Genres zu integrieren. Gewissermaßen ist das hier nämlich der hochqualitative Mainstream des härteren Metals, auf den sich eine breite Hörerschaft einigen können sollte.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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