Review Blackout Problems – Holy

München ist nicht gerade für seine Vielzahl an deutschlandweit erfolgreichen Bands bekannt, von den Sportfreunden Stiller oder der Spider Murphy Gang einmal abgesehen. Dass hier allerdings einige Bands aus den unterschiedlichsten Genres in stickigen Kellern an ihrer Musik feilen und durchaus die Qualität besitzen, über die Stadtgrenzen hinaus Aufmerksamkeit zu erregen, zeigen Bands wie Marathonmann. In die gleiche Kerbe schlagen auch BLACKOUT PROBLEMS, die bereits seit 2008 gemeinsam Musik machen, in Szenekreisen bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht haben (12.000 Facebooklikes sind wahrlich nicht wenig) und Anfang 2016 mit „Holy“ ihr erstes Album veröffentlichen, das sich zwischen Punk, Post Hardcore und Indie abspielt. Stellenweise gelingen BLACKOUT PROBLEMS darauf mitreißende und emotionale Stücke, als ganzes Album weist „Holy“ allerdings einige Längen auf und lässt es an Eigenständigkeit fehlen.

Dabei macht der Anfang Lust auf mehr: „One“ ist ein atmosphärischer Einstieg, der gemeinsam mit dem druckvollen „Of Us“ das erste Album der Münchner stark und mitreißend eröffnet. Der englischsprachige Gesang von Mario und Marcus pendelt zwischen Schreien, Sprechen und leidenschaftlichem Singen hin und her, wobei beide Sänger einen starken deutschen Akzent aufweisen. Schlecht machen die zwei ihre Sache zwar nicht, insgesamt besitzen sie allerdings zu wenig Variation in ihrer Stimmfärbung und klingen einfach nicht charakteristisch genug, um dieses Manko komplett wettmachen zu können. Das Muster „Midtempo in der Strophe – Halftime-Bridge und Halftime-Refrain – und nochmal das Ganze“ beanspruchen BLACKOUT PROBLEMS auf „Holy“ eine Nummer zu stark, was schade ist, da es stellenweise hervorragend funktioniert („Boys Without A Home“), oft aber schon fast ideenlos wirkt („Into The Wild“).
„The Drive“ als sehnsüchtig-fröhlich gefärbte Indie-Rock-Nummer inklusive Schellenkranz und Schrammelgitarren, das ähnliche gehaltene „Black Coffee“ sowie „The National“, das von Klavier und Akustikgitarre getragen ist und seine Classic-Rock-Anleihen nicht versteckt, stechen teilweise positiv hervor. Während „Step Up“ als komplett langsam gehaltene Nummer überzeugen kann, wird klar, dass auch „Follow Me“ als treibende, punkige Nummer nicht zu unrecht als Singleauskopplung erkoren wurde.

Die Crux, die BLACKOUT PROBLEMS auf „Holy“ immer wieder einholt, zeigt sich am deutlichsten, wenn auf dem Highlight des Albums in Form von „Boys Without A Home“ Nathan Gray von Boysetsfire den Gesang übernimmt: Die Musik ist dabei stimmig, gut produziert und Nathans charakteristische Stimme lässt den Song so wirken, als läge gerade eine neue BSF-Platte im CD-Player. Prinzipiell machen BLACKOUT PROBLEMS also Vieles richtig, müssen aber am Gesang zulegen und ein wenig abwechslungsreicher komponieren. Mit „Holy“ können die drei Münchner auf jeden Fall Aufmerksamkeit erregen und weisen genügend Potential auf, um mit ihren nächsten Veröffentlichungen die Münchner Fahne auch deutschlandweit oder gar international hochzuhalten. Wirklich „Klick“ machen BLACKOUT PROBLEMS auf „Holy“ allerdings (noch) nicht.

Wertung: 6 / 10

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