Review Blackout Problems – Life

  • Label: Soulfood
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Rock

Gibt es einen Gradmesser dafür, wie sehr Musik einem eigentlich egal sein müsste und einem trotzdem extrem schnell auf die Nerven geht? Wenn nicht, möchte ich ihn hiermit erfinden: Ich nenne ihn den „BLACKOUT-PROBLEMS-Faktor“. Was dieses deutsche Trio mit „Life“ abliefert, weckt nichts, was man im positiven Sinne mit „Leben“ asoziieren möchte, sondern höchstens die niedersten Instinkte in jedem Musikjournalisten, der nach einmaligem Hören die negativsten Adjektive ausgraben muss, die sein Wortschatz hergibt.

Von der ersten Sekunde an präsentieren die BLACKOUT PROBLEMS, die auf dem Papier eine Kombination aus Indie-Rock und Pop-Punk (by the way, extrem originell) spielen, wie sie den Hörer am schnellsten in den rettenden Blackout musizieren möchten: Mit einer Mischung aus höchstmöglicher musikalischer Anspruchslosigkeit und einer Unart von Gesang, die sich nach einem (oder wahlweise nach mehreren) Vierzehnjährigen vor dem Stimmbruch anhört, die ihre ersten Gehversuche auf diesem Gebiet machen und die, wenn sie versuchen höher zu singen, so nervenzerfetzend nach schmierigem Indie-Wischwasch klingen, dass es einfach nur zum Kotzen ist. Da müssen wohl selbst die 14-jährigen Mädels erst eine Pulle Wodka saufen, bis sie sich dieses Geschmachte antun können. „Life“ hört sich nämlich durchweg so an, als hätte man alles, was auf dieser CD präsent ist, so oft durch den Weichspülgang gejagt, dass irgendwann der Besitzer der Waschmaschine die Wasserrechnung nicht mehr zahlen konnte.
Nicht nur der Gesang ist unerhört, auch die Produktion des Albums lässt einen den Double-Facepalm in vielfacher Potenzierung ausprobieren: Die Gitarren sind so sehr auf „nichts“ produziert, dass es ansprechender klingt, wenn ich mit einem Filzstift den Heizkörper entlangrattere.
„Let’s Pretend That Where Grown-Ups“ heißt es in einem der Lieder – ja, das ist schonmal gründlich schiefgegangen. Da passt es schon eher, wenn die Band in der Mitte des Albums in einem endlos weinerlichen Chor die Wörter „Shut the fuck up and smile, you’re who you wanna be“ anstimmt – zu dem Zeitpunkt ist man schon soweit, dass man allen Bandmitgliedern sämtliche Kränkungen, die sie in ihrem harten Leben von ihrem imaginären Gegenüber erlitten hat, beinahe gönnt. Die siffigen Keyboardflächen und das nach Holzbrett klingende Schlagzeug im Hintergrund fügen sich da perfekt ein. Der grauenvolle Höhepunkt ist schließlich „The Headline“, in dem Sänger Joey so elendig am Rumjaulen ist, dass der schnelle Griff zur Mute-Taste die einzige Option zur Rettung vor dem sofortigen Eintritt des akustischen Rinderwahns ist. Nicht BLACKOUT PROBLEMS, sondern „Hope For Blackout“ ist angesagt.

BLACKOUT PROBLEMS versuchen anscheinend so zu klingen wie die Donots oder Taking Back Sunday. Das muss man ihnen zugestehen. Wenn es allerdings nicht nur bei dem Versuch bleibt, sondern das gesamte Album weder ein einziges anständiges Riff, noch eine nicht-hirnlose Textzeile, noch einen nicht fürchterlichen Gesangspart beinhaltet, sollte man doch lieber bei denen bleiben, wenn man sich nochmal so fühlen möchte wie mit 15 – und diese CD höchstens jemandem schenken, den man ganz doll nicht liebhat.

Wertung: 0.5 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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