Konzertbericht: Royal Republic /w Blackout Problems

06.12.2019 München, Zenith

Aus Februar wurde Dezember: Fast ein Jahr mussten sich Fans der schwedischen Rocker ROYAL REPUBLIC gedulden, ehe diese nun endlich ihre lange versprochene Deutschlandtour spielen. Dass die Herren mit Hallen wie dem Zenith in München hoch gepokert haben, ist klar. Doch wer wagt, gewinnt: Das hinten abgehängte Zenith ist um 20:00 Uhr, als das Licht zum ersten Mal an diesem Abend ausgeht, mit rund 2.000 Fans gut gefüllt.

Als Anheizer stehen heute BLACKOUT PROBLEMS auf dem Programm – für die Münchner steht also das Heimspiel dieser Tour an. Ob es damit zusammenhängt, dass das Quartett das Publikum so schnell auf seiner Seite hat, oder mit dem enormen Engagement, das die Rock-Boygroup an den Tag legt, ist nicht auszumachen. Musikalisch nicht weit vom Headliner in dessen Anfangsjahren entfernt, legen sich BLACKOUT PROBLEMS von der ersten Minute an voll ins Zeug. Vor allem Fronter Mario Radetzky gibt alles, geht noch während der Show mit dem Mikrophon ins Publikum und singt später noch einen Song auf den Schultern seiner Fans. Dass das Zenith kein Wohnzimmer ist, wie er in einer Ansage feststellt, ist korrekt – doch BLACKOUT PROBLEMS gelingt es trotzdem, familiäre Atmosphäre aufkommen zu lassen. Mit einem Song für Greta Thunberg holen die erst 2012 gegründeten Rocker das überwiegend sehr junge Publikum dann komplett ab. So geht Vorband!

Wer seine Tour für Studioaufnahmen verschiebt, weckt eine gewisse Erwartungshaltung. Ganze zehn Monate vertrösteten ROYAL REPUBLIC ihre Fans zu Beginn des Jahres. Dann stieß „Club Majesty“ mitunter auf geteiltes Echo, nicht nur wegen einer Gesamtlänge von gerade einmal knapp über 35 Minuten. Live entpuppt sich der vermeintliche Mangel an neuem Material als zu verschmerzendes Manko, denn die vier spielfreudigen Männer stehen immer noch für tanzbaren, eingängigen Disco-Rock. Auf der letzten Platte hat sich der Fokus zunehmend in Richtung Disco verschoben. Bei „Fireman & Dancer“ und „Can’t Fight The Disco“ dauert es zunächst, bis die Konzertbesucher so richtig Betriebstemperatur erreichen. Spätestens bei „Full Steam Spacemachine“ brechen jedoch alle Dämme und die Menge feiert ausgelassen. Von der aktuellen Liedauswahl stechen bei den schnelleren Nummern besonders „Stop Movin'“ (nebst passender LED-Untermalung) sowie „Boomerang“ hervor. Für Atempausen zwischen den partylastigen Rocknummern sorgen die ROYALS in ihren goldglänzenden Bühnenoutfits wiederum beim schnulzigen „Anna-Leigh“, dem intensiven „Like A Lover“ und „American Dream“, dem Paradestück von Sänger Adam.

Zwischen schnellem Disco-Rock und einigen Balladen lockern kleine Einlagen die Show auf: Bassist Jonas stimmt auf seiner Keytar kurz Van Halens „Jump“ sowie „The Final Countdown“ von Europe an, ehe er im Zugabenblock ans Mikro tritt und – wo und wann könnte es besser passen, als an einem Dezemberabend im Zenith – „Ace of Spades“ zum Besten gibt. Ihr Talent für ungemein gelungene Cover-Versionen haben die Jungs in München bereits beim Rockavaria 2018 unter Beweis gestellt. Heute indessen liegt der Fokus klar auf „Club Majesty“ – optisch, wie das monströse Banner kundtut, und musikalisch: Bis auf „Blunt Force Trauma“ und „Bulldog“ schaffen es alle Songs der CD in die Setlist. Das ist sicherlich gut gemeint, vielleicht aber zu viel des Guten, gerade weil sich besonders die älteren Hits wie „Tommy Gun“ oder „Walk!“ als die klaren Stimmungsgaranten entpuppen. Apropos „gut gemeint, vielleicht aber zu viel des Guten“: Das gilt auch für Sänger Adam, der heute als Entertainer und Frontmann gleichermaßen brilliert, bis er ein junges Mädchen auf die Bühne bittet, ihr erst seine Gitarre umschnallt und sich am Ende mit dem uralten Trick einen Kuss von ihr „stiehlt“, indem er ihr erst seine Wange hinhält und sich dann doch schnell zu ihr dreht. Dass ROYAL REPUBLIC in ihrem ganzen Auftreten auf retro machen, ist ja in Ordnung – aber so aus der Zeit gefallen muss man sich wirklich nicht geben. Mit „Baby“ beenden die Schweden schließlich einen stimmungsgeladenen Abend, der von einigen Füllern in der Setliste abgesehen für beste Unterhaltung sorgt.

Das lange Warten hat sich am Ende also gelohnt: Auch mit neuem Material und leicht angepasstem (Disko-)Fokus überzeugen ROYAL REPUBLIC live am meisten. Besonders Adam, der wahlweise singt, von seiner gescheiterten Fußballerkarriere berichtet oder mit einem Schlagzeug-Stick seine Anhänger dirigiert, geht in seiner Rolle als Sprachrohr und Sänger voll auf. Flankiert wird er dabei von exzellenten Musikern an Bass, Schlagzeug und Gitarre. Zu viert sorgen die Schwedenrocker mit amtlichem Sound und Licht für eine große Rock-Sause mit Retro-Charme, die auf diese Art ein wenig vom Aussterben bedroht ist. Umso wichtiger ist der royale Support an dieser Stelle!

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