Februar 2024

Review Chapel Of Disease – Echoes Of Light

Da war es nur noch einer. Von CHAPEL OF DISEASE ist dieser Tage nur noch Frontmann Laurent Teubl übrig, die restlichen Bandmitglieder haben alle aus diffusen Gründen ihren Hut genommen und das ehemalige Quartett so zu einer One-Man-Show schrumpfen lassen. Dabei lag der Band nach ihrem letzten Epos „… And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye“ doch gefühlt die ganze Metal-Musikwelt zu Füßen, denn auf so außergewöhnliche Weise wurde melodische Death Metal bisher nur selten mit klassischem Rock verwoben. Gut sechs Jahre später bildet der Nachfolger „Echoes Of Light“ nun sowohl ein Ende, als auch einen Neuanfang. Eingespielt wurde die Scheibe noch in (fast) vollständiger Bandbesetzung und wie üblich ist die vollzogene musikalische Entwicklung seit dem Vorgänger groß. Zweimal das gleiche Album schreiben können CHAPEL OF DISEASE einfach nicht.

Stattdessen wird der Death Metal auf „Echoes Of Light“ nahezu vollständig über Bord geworfen, stattdessen halten luftige Melodien, perlendes Gitarrenspiel und mehr Klargesang Einzug in den Sound von CHAPEL OF DISEASE. Mit dem Titelsong setzt die Band direkt ein erstes Ausrufezeichen: Düsterer Rock mit Post-Punk-Vibes wandelt sich im Laufe der überlangen Spielzeit in Richtung Death Metal mit wüsten Riffs und treibendem Drumming. Hört man, wie sich die Teubl-Brüder hier die Riffs um die Ohren hauen, wird man direkt etwas wehmütig und bedauert den Ausstieg von Cedric noch viel mehr. Direkt im Anschluss folgt die wohl noch am deutlichsten an Death Metal erinnernde Nummer „A Death Though No Loss“, deren finaler Instrumental-Part tatsächlich an den Über-Song „Void Of Words“ heranreicht.

Die größte Überraschung auf „Echoes Of Light“ ist sicherlich „Shallow Nights“, eine Ballade mit komplett clean gesungenen Vocals. Laurent überrascht dabei mit einer warmen, kräftigen Klargesangsstimme, die sich nicht zu verstecken braucht. Den musikalischen Unterbau dafür bildet eine Mischung aus Post Rock und fast schon bluesigen Licks, wobei dem Song zwei Minuten Spielzeit weniger gut getan hätten. War „Void Of Words“ das unbestrittene Highlight auf dem letzten Langspieler, ist es diesmal „Selenophile“. Das eigentlich verhältnismäßig straighte Stück hat einen unfassbar mitreißenden Groove, auf den die Teubl-Brüder Schicht um Schicht an überbordenden, ja fast schon bunten und hochmelodischen Riffs stapeln. Dem Saitenhexer-Duo gelingt es dabei aber immer ihre Performance federleicht und warm klingen zu lassen, wodurch fast schon Erinnerungen an das hypnotische und dichte Spiel von Selim Lemouchi und seinen Mitstreitern bei The Devil’s Blood geweckt werden. Mit dem finalen „An Ode To The Conquerer“ zwingen CHAPEL OF DISEASE schließlich auch die letzten Zweifler auf die Knie. Diese Dynamik, diese Epik, diese Melodien! Post-Rock-Riffs treffen auf gigantische Melodiebögen und Chor-Parts, was zusammen für eine beeindruckende Atmosphäre und mehr als würdiges Finale sorgt.

CHAPEL OF DISEASE sprengen auf „Echoes Of Light“ auch noch die letzten Genre-Ketten und entfesseln ihre Kreativität vollends. Riffs, die anderen Bands für drei Alben gereicht hätten, packt das Trio in eine Scheibe, bleibt dabei aber immer nachvollziehbar und mitreißend im Songwriting. Heraus kommt dabei ein mutiges und klanglich extrem diverses Album mit stellenweise fast schon absurd guten Melodien und Riffs, dass Dank der Produktion von Michael Zech auch noch perfekt zwischen druckvollem Sound und Luftigkeit pendelt. Definitiv ein Anwärter auf das Album des Jahres und hoffentlich noch lange nicht das Ende von CHAPEL OF DISEASE.

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Wertung: 9 / 10

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