Review Crail – Chapter I: Rise

„Strong In Life“ ist eine der Hauptaussagen der Hardcore-Band CRAIL aus Olching im Münchner Westen. Hier wird also nicht nur musikalisch die Hardcore-Fahne hochgehalten. Wobei die „Roadkill-Crew“ aus dem Süden der Nation auf ihren ersten Longplayer „Chapter I: Rise“ durchaus auch metallisch kann, die Bezeichnung Metalcore wäre somit auch legitim. Was es allerdings mit dem Spitznamen auf sich hat, bleibt ein Geheimnis – ist aber vielleicht auch besser so.

Elf Songs präsentieren CRAIL auf ihrem Debüt und es gibt eigentlich über die gesamte Spielzeit von 49 Minuten auf die Fresse. Melodisch gesungene Choruspassagen oder andere Anbiederungen an den Mainstream sucht man auf „Chapter I: Rise“ vergeblich und das ist auch gut so: hierfür dürfte durchaus der Oldschool-Hardcore-Background von Sänger Nagel mitverantwortlich sein. Was aber nicht heißen soll, dass auf jegliche Melodie verzichtet wird: Gerade die beiden Gitarren erinnern in den mehrstimmigen, klassisch-metallischen Passagen an alte Killswitch Engage. So gesehen gar nicht mal überraschend, dass beide Gitarristen die Band aus Massachusetts als einen ihrer Haupteinflüsse nennen. Und der eine oder andere Song hat auch absolut das Zeug zur Mitgröhl-Hymne, „Rise“ wäre hier als Beispiel zu nennen. Das Highlight von „Chapter I: Rise“ ist allerdings das längste Stück des Albums: „Inferno“ zeigt in fünf Minuten Spielzeit die gesamte stilistische Bandbreite von CRAIL auf – groovige Midtempo-Parts, wüstes Blastbeat-Geballer, sogar eine melodisch-atmosphärische Strophe mit gesprochenen Vocals zu Beginn des Songs, das Ganze Moshpit-kompatibel aufbereitet. Da kommt Freude auf.

Die Produktion ist recht fett, schnörkellos und ausgewogen – lediglich das eine oder andere Becken klingt irgendwie merkwürdig und gibt manchen Songabschnitten ironischerweise beinahe einen Hauch von Industrial-Charakter – so gehört bei circa dreieinhalb Minuten im Opener „Buried Alive“. Vielleicht sowas wie Glück im Unglück oder so. Die Schlagzeugarbeit als solche macht allerdings Freude: nicht stumpf und möglichst schnell auf die zwölf, sondern präzise Double-Bass-Attacken und Breaks gehören zum Programm und sorgen auf Albumlänge für Abwechslung. Die letzten vier Tracks auf „Chapter I: Rise“ sind übrigens neu gemasterte Versionen der Songs von CRAILS Debüt-EP „Roadkill“.

Durchaus überzeugend, was CRAIL mit „Chapter I: Rise“ auf die Beine gestellt haben. Kompromissloser Hardcore mit starkem Metaleinschlag, technisch schön umgesetzt und kurzweilig: Was will man mehr? Fans von Kapellen wie Biohazard oder Pro-Pain dürfen ohne Frage zugreifen, aber auch Metalheads, die ihr Haupthaar schütteln statt die Fäuste fliegen lassen wollen, sollten mal ein Ohr riskieren.

Wertung: 7 / 10

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