Review Crimson Shadows – Kings Among Men

(Melodic Death Metal / Power Metal / Epic Metal) 2013 gewannen CRIMSON SHADOWS den Wacken Metal Battle und erlangten auch außerhalb ihres Heimatlandes Kanada einige Bekanntheit. Nun ist Metal kanadischer Bands bei Labels zur Zeit hoch im Kurs und so wundert es nicht, dass auch CRIMSON SHADOWS bei einem größeren deutschen Label unterkommen konnten. Mit „Kings Among Men“ wollen sie nun beweisen, dass sie mehr sind als ein One-Gig-Wonder. Klappt das?

Skeptisch macht erst einmal die Genrezuordnung. Die Band verspricht eine Mischung aus modernem Power Metal, Death-Metal-Anteilen, flinken Leadgitarren, verschiedenen Vocals vom Growling bis zum Klargesang und epische Songs. Immerhin, man muss anerkennen: Mit Ausnahme des letzteren liefern sie genau das. Musikalisch klingt „Kings Among Men“ wie eine Mischung aus DragonForce, Children Of Bodom und Amon Amarth, abgemischt mit etwas Folk-Gedüdel, das sich vermutlich an Ensiferum orientieren wollte. Gerade an den Gitarren ist auffällig, dass Melodielinien deutlich vor schnellem Akkordspiel stehen. Über große Teile der Songs gibt es Melodien auf den Gitarren, die sich schon mal zum Solieren bis zur Schmerzgrenze hinreißen lassen („A Gathering Of Kings“ und – ach, eigentlich überall). Der Gesang wechselt zwischen Growls und folkmäßigem Klargesang, ab und an mischt sich auch black-mäßiger Kreischgesang ein („Maidens Call“, „Freedom And Salvation“).

So nett diese Idee auch ist und so passabel die eine oder andere Melodieführung gerät – homogen oder schlüssig klingt dieses Potpourri leider nur sehr selten. Im Gegenteil, CRIMSON SHADOWS gelingt mit „Kings Among Men“ das Kunststück, gleichzeitig überladen zu wirken und doch schnell zu ermüden. Vor lauter Gitarrengefrickel, Gesangswechseln und entfesseltem Schlagzeug weiß man gar nicht so recht, wo man noch hinhören soll. Entsprechend wenig bleibt im Ohr. Kaum ein Song, an den man sich auch nach mehreren Durchläufen erinnert, kaum eine der Melodien, die per Schrapnell-Prinzip auf den Hörer gefeuert werden, bleibt wirklich hängen, und der Gesang ist selbst in seinen klaren Passagen nicht geeignet, Hooklines auszuwerfen.

Weniger wäre hier definitiv mehr gewesen. Wen CRIMSON SHADOWS mit „Kings Among Men“ ansprechen wollten, bleibt schleierhaft. Der Freund härterer Klänge wird sich über das Dauergefrickel und die streckenweise fast Nintendo-mäßigen Leads ärgern, der Power Metaller vermisst die Refrains und alle gemeinsam fragen sich, wo der versprochene Epic-Anteil geblieben ist. Denn diesbezüglich ist das Album leider auf dem Niveau eines Fantasy-Fernsehzweiteilers hängen geblieben. Kurz: Schade, das war nichts. Die Idee war vielleicht einen Versuch wert, aber nun wissen wir, dass es zumindest so nicht funktioniert. CRIMSON SHADOWS würde ich angesichts ihres zweifelsfrei vorhandenen musikalischen Talents raten, sich zu entscheiden, was sie machen wollen. So ist es leider weder Fisch noch Fleisch, was sie uns anbieten.

Wertung: 4.5 / 10

Publiziert am von Marc Lengowski

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