Cover Artwork des Albums It Beckons Us All der Band Darkthrone

Review Darkthrone – It Beckons Us All…….

Es war einmal vor langer Zeit, in einer weit, weit entfernten Galaxis … und ich meine wirklich weit entfernt, irgendwo am Arsch des Universums, da, wo die Milchstraße ranzig wird. Dort, im interstellaren Rust-Belt, dümpelt seit langem eine einsame Tankstelle vor sich hin. Betrieben wird sie von zwei in die Jahre gekommenen Rednecks mit langen Bärten und immer noch vorhandenem Haupthaar. Allzu schnell kann man das aber nicht mehr schütteln, sonst fällt es aus. Also nicken Fenriz und Nocturno Culto – denn so heißen die Besitzer der letzten Tankmöglichkeit hier im Outer Rim – nur bedächtig, und spielen seit ein paar Jahren nur noch Doom. Oder Proto-Metal, oder doch Black? Eigentlich ist das völlig egal.

Und weil hier draußen eh so selten jemand vorbeikommt (schon gar nicht junge Leute mit Gravity Blasts oder Musikkritiker, wir verachten sie), haben die beiden in einer Pause vom anstrengenden Sitzen und Am-Bier-Nippen mal wieder das Aufnahmegerät laufen lassen, während sie ein bisschen alte Musik gespielt haben und das als gefühlt vierhundertstes DARKTHRONE-Album veröffentlicht. Und warum auch nicht? Der Name steht schon lange viel mehr für Fuck You! als für Black Metal und mit dieser Attitüde nimmt es den Jungs auch niemand krumm, wenn man mit „Howling Primitive Colonies“ einen Opener anstimmt, der so ziemlich alle Lehrbuchmeinungen darüber, wie Opener zu sein haben, in den Wind schießt. Denn der Soundtrack des – darf man es mittlerweile so nennen? – DARKTHRONE’schen Spätwerkes ist wie die erwähnte Tankstelle – rostig, von der Zeit vergessen, immer etwas nach Öl stinkend. Und von der untergründigen, schwer zu beschreibenden Faszination eines „Lost Place“. Denn von den ersten Tönen an gräbt sich der Track – tonnenschwer, mies gelaunt und resigniert, dabei langsam wie ein am Fass herunterlaufender Tropfen Altöl – unaufhaltsam in den Hörer ein und eröffnet eine ganz eigene DARKTHRONE-Welt, der man sich schwer entziehen kann.

Das klappt mal mehr, mal weniger ­– gleich das nachfolgende „Eon 3“ ist eher Ausdruck eines vergammelten Nachmittags als echten Songwritings und in seiner demonstrativen Langeweile beinahe schon gewagt – aber meistens mehr. „Black Dawn Affiliation“ wagt sogar einige Geschwindigkeitszuwächse, freilich nicht auf Niveau eines Warp-Antriebes, sondern vor allem als Kontrast zum danach folgenden Instrumental „And In That Moment I Knew The Answer“. Worauf hier geantwortet wird, bleibt natürlich unklar, ebenso wie die Frage, wer denn jetzt die „Bird People Of Nordland“ sind. „The Heavy Hand“ hat die Konsistenz eines vier Tage alten Kaugummis und die Schwere eines Schwarzen Loches. Auffällig die spacigen Synthies, die dem Album eine außerweltliche Atmosphäre geben oder zumindest einen Kontrast zu den mehr als außerirdischen Gesangsversuchen der Zwei von der Tankstelle bilden. Seltsamerweise funktioniert das alles prima. Es ruckelt, es knattert und irgendwo tropfen dunkle Flüssigkeiten auf den Boden, aber der Motor läuft. Er wird betrieben mit ganz viel Black Sabbath, einer ordentlichen Prise Bathory und altem Leder. Das Ganze natürlich in Zeitlupe.

Im abschließenden Zehnminüter „The Lone Pines Of The Lost Planet“ warten dann tatsächlich nochmal Überraschungen wie ein Intro mit melancholischen Cleangitarren (!) und ein längerer Ambientpart, der den Hörer mit dem an dieser Stelle etwas unglaublichen Plätschern eines Gebirgsbaches empfängt – vielleicht ist Fenriz aber auch einfach nur auf dem Klo. Kann Pinkeln Stimmung erzeugen? Bei DARKTHRONE klappt auch das. Am Ende bleibt ein kauziges, irgendwie resigniertes, aber dabei ziemlich überzeugendes Album, das aber entgegen seines Titels sicher nicht alle rufen wird. Zumindest werden nicht alle antworten, denn von diesem Teil des Universums gehen nur selten Lichtsignale aus. Wenn dann doch mal etwas leuchtet, so weit hinten, in all der Schwärze, dann ist es wahrscheinlich die Mikrowelle von Nocturno Culto, in der er für sich und seinen besten Kumpel ein Beer-Butt-Chicken zubereitet. Darauf ein Dosenbier. Auf die nächsten siebzig Alben!

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Wertung: 7.5 / 10

Redaktion Metal1.info

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Ein Kommentar zu “Darkthrone – It Beckons Us All…….

  1. … eigentlich wollte ich mir nie was von Dark Throne anhören, aber dieses Review hat diese zähe Suppe so tomatig wirken lassen, dass ich nicht widerstehen konnte. Die Musik war dann so gebraucht wie gedacht, da hab ich einfach nochmal das Review gelesen… ich denke, ich werde, statt Dark Throne zu hören, jetzt einfach immer dieses Review lesen!

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