Review Deserted – Awake

Es ist schon eine Weile her, dass die Bonner Rocker DESERTED ein konserviertes Lebenszeichen hinterlassen haben. 2006 veröffentlichten sie ihre EP „Warning“, die gutgemachten, gradlinigen Rock mit ein paar progressiven Schnörkeln enthielt und insbesondere dank des grandiosen Gesangs von Philipp Honrath zu begeistern wusste. Anno 2010 steht das Quartett nun endlich mit dem ersten fertigen Album in den Startlöchern: „Awake“ enthält insgesamt 13 Tracks und mit den beiden Ausnahmen „Declared To Be Alone“ und „Each Time“ handelt es sich auch um bisher unveröffentlichtes Material.

Die Musik der vier Jungs ist schnell beschrieben: Moderner, treibender Rock mit zahlreichen Ohrwurm-Melodien erwartet den Hörer; im Prinzip spielen DESERTED Musik in der Schnittmenge von Three Doors Down, Nickelback und Disturbed. Hervorzuheben ist die exzellente Produktion, der man in keinster Weise anmerkt, dass sie ganz ohne die finanzielle Hilfe eines Labels realisiert wurde.

Die zwei wichtigsten Grunde, DESERTED zu hören, sind immer noch die gleichen wie vor vier Jahren: Erstens ist der Gesang von Philipp Honrath einfach unverschämt gut, da zugleich kraft- und gefühlvoll, zweitens ist Gitarrist Björn Donath weit mehr als nur irgendein weiterer Alternative Rock-Klampfer. Ganz ganz selten, wie beispielsweise in „Never Before“ oder „Each Time“ blitzen einige progressive Notenfolgen und Ideen auf und die Band bricht aus ihrem viel zu eng geschnürten Soundkorsett aus: Das klingt dann in „Never Before“ nach A Perfect Circle, und wenn man dem 1 ½-minütigen Gitarrensolo in „Each Time“ lauscht, ist es auch kein Geheimnis mehr, dass Björn Donath sich auf dem Album quasi durchgehend weit unter seinen Fähigkeiten bewegt. Das mag dem üblichen Rock-Mainstream-Publikum nicht weiter auffallen oder sauer aufstoßen, aber wenn der Progressive Rock-liebende Hörer nach zehn Songs plötzlich ein amtliches Tapping-Gitarrensolo vernimmt, wünscht er sich doch sehnlichst, mehr davon zu hören zu kriegen.

Letztendlich sind die Songs aber allesamt ähnlich aufgebaut; es sind ordentliche, schnell zündende Tracks, die live sicher riesig Spaß machen. Leider fehlt auch eine Akustiknummer wie es sie mit „A Life Worth Living“ auf der EP noch gab. Lediglich Björn Donath schafft es, durch zahlreiche unterschiedliche Soli ein Stückchen weit Abwechslung in die Musik von DESERTED zu bringen. Erwähnenswert ist an dieser Stelle vor allem noch der kurze Postrock-Moment von „Never Before“. Bassist Philipp Immenkötter und Schlagzeuger Jens Fischer machen ihre Sache ebenfalls sehr gut, wenn auch ziemlich songdienlich.

Als Anspieltipps eignen sich das ruhige „Declared To Be Alone“, der ultramelodische Opener „Worth A Try“, sowie für die etwas ausgefalleneren Instrumentalpassagen wahlweise „Never Before“, „Each Time“ oder „Astray“. Insgesamt ist der Band ein ordentliches Album gelungen, das ihrer Zielgruppe vermutlich großen Spaß bereiten wird und somit völlig in Ordnung geht.

Anhänger progressiverer Klänge surfen mal auf die Myspace-Seite von Björn Donath (http://www.myspace.com/bjoerndonath) und hören sich seine deutlich virtuoseren Solo-Demos an.

Wertung: 7 / 10

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