Review Deserted – Heroes

Dass es für radiotauglichen Mainstream-Rock in Deutschland ein riesiges Publikum gibt, ist spätestens seit Nickelback allseits bekannt. DESERTED aus Bonn sind so etwas wie die deutsche Version von Chad Kroeger & Co.: Sie spielen treibenden, modernen Rock, der ohne Umwege ins Ohr geht. „Heroes“ ist ihr zweites Album, das stilistisch unmittelbar an den 2010er-Vorgänger „Awake“ anschließt.

DESERTED haben dabei drei Trümpfe im Ärmel: Erstens ihren fantastischen Sänger Philipp Honrath, der mit seiner genauso kraftvollen wie einfühlsamen Stimme maßgeblich dafür sorgt, dass die Songs unmittelbar zu Ohrwürmern mutieren. Zweitens ihr sicheres Gespür für die richtige Mischung aus Härte und Eingängigkeit, das die Band davor bewahrt, allzu handzahm oder kitschig zu werden. Drittens ihren Gitarristen Björn Donath, der schon auf der 2006er-EP „Warning“ sein Können eindrucksvoll unter Beweis stellen konnte. Leider sind die leichten Prog- und Funk-Einflüsse aus der Frühzeit der Band mittlerweile völlig dem straighten Alternative-Sound zum Opfer gefallen, der weniger Freiraum für Donath bietet.

Die zwölf Songs von „Heroes“ sind äußerst kompakt und kurzweilig arrangiert – in dreieinhalb Minuten ist meist alles gesagt. Für eine Eigenproduktion klingt die Platte dabei absolut fantastisch. Die Band hat keine Kosten und Mühen gescheut und das Album gemeinsam mit Dirk Burke (Rammstein, In Extremo) aufgenommen sowie von Kai Blankenberg (H-Blockx, Guano Apes) mastern lassen. Zusammen mit der ansprechenden und passenden visuellen Präsentation entsteht so ein Gesamtwerk, das dem internationalen Vergleich aus meiner Sicht absolut standhalten kann.

Der Titeltrack „Heroes“ ist eine echte Hymne, die man tagelang nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Weitere Highlights sind „Move On“, das von Trennungsschmerz erzählt und „Rewrite History“, in dem Philipp Honrath seiner Jugend hinterhersingt: „I’m on the run from the adult I’ve become, forever young, it’s time to rewrite history today“. Sehr schön ist auch „Don’t Look Back“, ein Duett mit Charlotte Klauser von The Black Sheep.

Ausfälle leisten sich DESERTED nicht. Das Album weiß 40 Minuten gut zu unterhalten und hat damit das von Gitarrist Björn Donath gesetzte Ziel auf jeden Fall erreicht: Es soll beim Autofahren Spaß machen und live ordentlich abrocken. Die vier Jungs wissen ganz genau, wie guter, radiokompatibler Alternative-Rock klingen muss und bedienen ihr Zielpublikum auf vorzügliche Weise. Persönlich finde ich es allerdings schade, dass die Band den ziemlich eigenständigen Sound ihrer allerersten EP – mit Versatzstücken aus Prog und Funk – scheinbar endgültig gegen recht stromlinienförmigen Alternative-Rock eingetauscht hat.

Bestellen könnt ihr das Album im Onlineshop der Band.

Wertung: 8 / 10

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