September 2023

Review Dying Fetus – Make Them Beg For Death

„Die Wurst“, so spricht der Metzgermeister weise, „ist die ultimative Demütigung für das Schwein. Geschlachtet und in den eigenen Arsch gestopft zu werden. Und das nennt man dann Wurst!“ Die legendäre Szene aus dem Klassiker „Dänische Delikatessen“ steht als Leitmotiv für DYING FETUS‘ neueste Fleischwarenauslage „Make Them Beg For Death“. Hier bekommt der Konsument feinste Wurstwaren, traditionell hergestellt und garantiert frei von perversen Neuentwicklungen wie veganem Death Metal oder Laborfleisch.

Moderner technischer Death Metal hat leider verstärkt die Tendenz, wie eine Laborzüchtung zu klingen. Die technischen Höchstleistungen, die sich immer mehr verfeinernden Techniken (vor allem im Bereich der Drums), die immer stärker angestrebte Makellosigkeit und maschinengleiche Präzision haben vielfach zu einer maschinengleichen Langeweile und Sterilität geführt. Es liegt an Altmeistern wie DYING FETUS, hier tief ins Mett zu greifen und sich die Hände schmutzig zu machen.

Die grunzende Fleischereifachverkäuferin wendet sich freundlich an den Kunden. „Darfs auch ein bisschen mehr sein?“ – „Gern. Aber bitte keine Melodien. Von Melodien bekomme ich Sodbrennen.“

Angefangen beim äußerst geschmackvollen B-Movie-Cover gerät „Make Them Beg For Death“ zur Machtdemonstration des amerikanischen Old-School-Tech-Death. Mit Beginn des Openers „Enlighten Through Agony” fliegen die Koteletts tief. „Let’s make it moshy, let’s make it slammy“, hatte Gitarrist John Gallagher die Philosophie des Albums zusammengefasst. DYING FETUS kombinieren munter groovige Moshparts, technische Spitzenleistungen und hardcoreartige Einspritzer, wie sie von den Kollegen von Misery Index bekannt sind. Die immer wiederkehrenden Breakdowns wirken hierbei nicht kalkuliert, sondern setzen hochverdiente Kontrapunkte zum ultrabrutalen Gemetzel. Manchmal muss ein Song auch einfach nur primitiv vor sich hingrooven. Manchmal muss es auch einfach nur schnell und brutal sein („Throw Them In The Van“). DYING FETUS lassen ihren Kompositionen den dafür nötigen Raum. Hervorzuheben ist das ultratighte Drumming von Trey Williams, doch auch hier gilt: es verkommt nie zum technischen Showcase, sondern verleiht den Songs, was sie brauchen, ohne sich allzu sehr in den Vordergrund zu drängen. Wer jedoch hinhört, wird mit hunderten Details belohnt.

Zuviel rotes Fleisch ist ungesund. Mit einer guten halben Stunde Spielzeit erfüllt „Make Them Beg For Death“ die Ernährungsvorgaben des Bundesgesundheitsministers. Es hätten sogar ein zwei Songs weniger sein können, denn gegen Ende stellt sich ein leichtes Völlegefühl ein. Allerdings wäre es dann schade um das späte Highlight „Hero’s Grave“ gewesen. Wer also mit einer ordentlichen Portion Hunger an die Platte geht, bekommt eine mehr als ordentliche Portion klassischen, so schnellen wie groovigen und unbedingt professionellen Death Metal, der dem Großteil der Konkurrenz meilenweit voran ist und angenehm dreckig und authentisch klingt.

Wie man mit Laborfleisch umgeht, hat übrigens jüngst das Oberrabbinat in Israel gezeigt. Nach längerer Prüfung, ob das Erzeugnis aus der Petrischale eigentlich koscher ist, deklarierte man die Masse einfach als Gemüse.

 

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Wertung: 8 / 10

Redaktion Metal1.info

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