Review Emperor – Live At Wacken – A Night Of Emperial Wrath (DVD)

  • Label: Candlelight
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Black Metal

Es gibt Augenblicke, die für die Ewigkeit gemacht zu sein scheinen – ein Solcher war für mich, wie wohl für jeden Anwesenden jener Moment im August 2006, als die legendären EMPEROR das Unerwartete wahr werden ließen und auf dem Wacken Open Air antraten, um ihre Reunion zu feiern.
So erfüllten die fünf Herren wohl zehntausenden Fans, die aus ganz Deutschland, Europa, wenn nicht gar der ganzen Welt angereist waren, um diesem erlesenen Spektakel beizuwohnen, schon durch das bloße Betreten der Bühne einen Lebenswunsch. Wie hätte es also anders enden können, als dass der Auftritt der Norweger unter dem sternklaren Himmel Norddeutschlands einer der beeindruckendsten Auftritte wurde, die die nun fast zwanzigjährige Geschichte des größten Metal-Open Airs Deutschlands hervorgebracht hat – für das Festival, die Band und – vor Allem – für die Fans.
Nun, fast drei volle Jahre später, kommt, worauf wohl jeder, der diesem Abend beiwohnen durfte und vermutlich so mancher, der die Show nicht miterleben konnte, sehnlichst gewartet hatte: Die offizielle Veröffentlichung des Bild- und Tonmaterials. Hier kann jeder ganz nach seinem Geschmack entscheiden, in welcher Form er sich das Erinnerungsstück nach Hause holen möchte – wird das gute Stück als Audio-CD, DVD (welche mir zu Rezension vorliegt) und als Box, in der beide Versionen sowie selbiges vom Gig auf dem norwegischen Inferno-Festival zu finden sind, herausgebracht – und sogar die Vinyl-Fans kommen auf ihre Kosten.

Mit dem Medley „Infinity Burning“ bricht nicht nur die Nacht, sondern mit ihr auch der „Emperial Wrath“ über die Wackener Black Stage herein und vertreibt die letzten Sonnenstrahlen.Was dann folgt, kann und muss eigentlich nicht in Worte gefasst werden. Mit Leidenschaft, Inbrunst und der zu erwartenden Virtuosität wissen EMPEROR auf ganzer Linie zu überzeugen, spielen sich, über nahezu jeden Zweifel erhaben, durch die Hits der kompletten Bandgeschichte und kreieren dabei, ohne großartige Showeffekte, dafür jedoch mit glasklarem Sound, eine Atmosphäre, die fesselnder kaum sein könnte.
Und auch auf der DVD ist der Sound durchaus gelungen: Druckvoll knüppelt Tryms Doublebass aus den Boxen, sägt Samoth die unsterblichen Riffs und keift und schmettert Ihsahn seine Lyrics. Dabei beweist diese Veröffentlichung aber auch, dass derartige Events immer auch leicht verklärt in Erinnerung bleiben. So ist fällt mir erst jetzt, beim Genuss der DVD, auf, dass Ihsahns „Black Metal-Stimme“ stellenweise wirklich alles andere als souverän, ja, eigentlich fast ein wenig heiser klingt. Der Stimmung tut dies keinen Abbruch, da es mindestens so fast noch fieser klingt – und all zu ungesund kann es für die Stimmbänder auch nicht gewesen sein, bedenkt man, welch beeindruckende Gesangliche Leistung der Mann auf seinem aktuellen Soloalbum abgeliefert hat.
Dem Publikum jedenfalls ist begeistert, feiert jeden Song schon während der Titelansage ab – und überträgt seine Energie und Euphorie dabei direkt an die Band, die sich von dem Setting sichtlich beeindruckt zeigt.
An dieser Stelle gebührt nun dem für die DVD Verantwortlichen großes Lob:Durch hochweriges Videomaterial aus diversen Kameraeinstellungen, das nicht nur die Musiker, sondern auch das Publikum, welches meiner Meinung nach bei Live-DVDs nur all zu oft vernachlässigt wird, gebührend einfängt, sowie elegante Schnitte, die in ihrem Tempo stets die Musik gekonnt untermalen, wurde eben jene Atmosphäre nämlich nahezu 1:1, zumindest aber so gut es im Rahmen einer DVD möglich ist, eingefangen. Das Sahnehäubchen bilden dabei von Zeit zu Zeit eingestreute schwarz-weiß-Aufnahmen – ein an sich banaler Effekt mit dennoch durchaus großer Wirkung.

Natürlich darf auch auf dieser DVD das Bonusmaterial nicht fehlen – auch wenn es, wie so oft, eingentlich durchaus zu verschmerzen gewesen wäre, hätte man darauf verzichtet: Man bekommt, wie es eben so ist, einen kurzen Film (wobei „kurz“ in diesem Fall mehr als 60 Minuten bedeutet), zusammengesetzt aus Backstage-Material, mehr oder weniger aussagekräftigen Interviewschnipseln sowie einigem Live-Bootleg-Material, dessen Genuss sich ob der sprichwörtlichen Bootleg-„Qualität“ teils mehr als in Grenzen hält.
Für den Die-Hard-Fan sicherlich eine schöne Ergänzung, prophezeihe ich dennoch, dass sich der durchschnittliche Fan und DVD-Besitzer diesen Teil des Werkes höchstens einmal zu Gemüte führen wird – wie das eben so ist mit Bonusmaterial.

Sieht man davon einmal ab (was wirklich nicht schwer fällt), muss man sagen, dass dem Fan mit „Live At Wacken – A Night Of Emperial Wrath“ ein wirklich überzeugendes Zeitdokument aus der Geschichte dieser einmaligen Band geboten wird, welches weder aus technischer noch aus musikalischer Sicht nennenswerte Wünsche offen lässt. Für Jeden, der an diesem Abend selbst die Sonne über den Wiesen von Wacken untergehen sah, ein Pflichtkauf und auch sonst sei jedem Emperor-Fan ans Herz gelegt, sich über die Anschaffung dieser DVD Gedanken zu machen.

Wertung: 9 / 10

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