Konzertbericht: Emperor

23.05.2021 Notodden Teater, Norwegen (Stream-Show)

Ihsahn hat Geschmack am Streamen gefunden. Und EMPEROR feiern dieses Jahr 30-jähriges Jubiläum. Was bietet sich also mehr an, als beide Punkte miteinander zu verknüpfen und EMPEROR (stellenweise) wieder in Originalbesetzung  zurück auf die Bühne zu holen, um den Fans weltweit ein Stream-Spektakel namens „A Night Of Emperial Wrath“ zu bescheren?

Hierfür könnte es kaum einen furioseren Opener als den Track „In The Wordless Chamber“ vom letzten EMPEROR-Album „Prometheus – The Discipline of Fire & Demise“ (2001) geben, um ein Konzert der drei Dekaden umspannenden Karriere dieser Black-Metal-Institution beginnen zu können. Kraftvoll, symphonisch: Der Track spiegelt die Trademarks dieser Band gut wieder und wäre ein idealer Auftakt für „A Night Of Emperial Wrath“, wenn die Plattform Munin.Live auch nur halbwegs im Stande wäre, die technischen Tücken eines Live-Streams zu meistern. Stattdessen sind die Kinderkrankheiten der ersten Leprous-Streams aus dem vergangenen Jahr mittlerweile zu chronischen Krankheiten herangewachsen: Das Bild stockt im Sekundentakt und die Aufnahmequalität verdient viele Zuschreibungen, nur nicht HD-Qualität. Das macht einem selbst ein „Thus Spake The Nightspirit“ („Anthems To The Welkin At Dusk“, 1997) madig.

Screenshot des Live-Streams, Foto-Credit: Munin.live/ Emperor

Der Sound hingegen lässt hingegen keinen Raum für Beschwerden zu und brilliert mit glasklarer Studioqualität. Ebenso, wie es Munin.Live dank der vergangenen Streams bewiesen hat, Probleme mit der Bildübertragung zu haben, untermauern sie mit „A Night Of Emperial Wrath“ einmal mehr, dass das Klangbild ihrer Streams überragend ist. Die einzelnen Instrumente von Gitarristen Samoth oder Schlagzeuger Trym Torson behalten ihre Charakteristik, obgleich die Keyboards, übrigens von Shining-Frontmann und Saxophon-Fetischisten Jørgen Munkeby gespielt, dominant in den Vordergrund gehoben werden. Obwohl dieser Sound natürlich eine Säule der folgenden Songs wie „The Loss And Curse Of Reverence“ oder „With Strength I Burn“ ist, könnten hier die Geschmäcker der EMPEROR-Fans auseinandergehen.

Screenshot des Live-Streams, Foto-Credit: Munin.live/ Emperor

Nach einer stimmungsvollen Zwischensequenz ist die Bühne im gleisenden roten Licht zu sehen, der Fokus liegt nicht mehr auf Mastermind Ihsahn, sondern zur Abwechslung auf dem Mann hinter dem Bass. Noch bevor die ersten Takte des Bathory-Cover „Call From The Grave“ gespielt werden, ist erkennbar, dass es sich hierbei um Mortiis handelt; die im Vorfeld der Show angekündigte Live-Reunion mit Gründungsmitglied Mortiis am Viersaiter und dem 1992 dazu gestoßenen Faust am Schlagzeug reicht bis zum folgenden Song „Wrath Of The Tyrant“ („In The Nightside Eclipse“, 1994). Danach folgt ein kurzes Interlude und EMPEROR strapazieren mit ihrem Überhit „Curse You All Men!“ („IX Equilibrium“, 1999) wieder mächtig die Nackenmuskulatur. Dennoch bleibt ein sehr fader Beigeschmack bezüglich besagter Live-Reunion, denn Mortiis und Faust verließen die Bühne so unkommentiert wie sie sie betreten hatten. Hätte man für diese zwei Songs nur den Ton laufen gehabt und die Augen abgewendet, wären die groß angekündigten Auftritte beider Musiker spurlos am Hörer vorbei gegangen.

Screenshot des Live-Streams, Foto-Credit: Munin.live/ Emperor

Erst nach „The Majesty Of The Nightsky“ betritt Faust erneut die Bühne, nun mit einer kurzen Ankündigung von Ihsahn, begleitet von dem Applaus der wenigen Zuschauer – und einem deutlichen „Buh“-Ruf in Richtung des wegen Mordes neun Jahre inhaftierten Schlagzeugers. Für „A Night Of Emperial Wrath“ hätte es weder seinen noch Mortiis Auftritt benötigt, denn für den Zuschauer am smarten Endgerät wurde das Konzert dadurch kaum, wenn nicht sogar gar nicht aufgewertet.

Die Tracks der zweiten Hälfte versuchen EMPEROR visuell zu veredeln, indem sie über die Live-Aufnahmen Projektionen von Bäumen und Wasser legen. Dieses Konzept wäre ohne die besagten Bildprobleme schon fragwürdig genug (oder welche Aussage soll eingeblendetes Blattwerk über Ihsahn während der Darbietung von „Inno A Satana“ transportieren?), aufgrund der schwachen Performance von Munin.Live bezüglich der Bildübertragung gelingt es EMPEROR aber nicht mal ansatzweise, durch die Overlays eine atmosphärischer Stimmung zu erzeugen, im Gegenteil, die Videoeffekte strapazieren ziemlich die (Seh-)Nerven. Gleiches melden die Nutzer in der Kommentarfunktion, aber nicht nur das; aufgrund einer falschen Zeitangabe haben sich Zuschauer aus beispielsweise Kanada und Tokyo unwissentlich eine Stunde zu spät zugeschalten und sehen nun nur noch die letzten drei Tracks eines Live-Streams, für den sie $22.50 ausgegeben haben.

Screenshot des Live-Streams, Foto-Credit: Munin.live/ Emperor
  1. In The Wordless Chamber
  2. Thus Spake The Nightspirit
  3. The Loss And Curse Of Reverence
  4. The Acclamation Of Bonds
  5. With Strength I Burn
  6. Call From The Grave
  7. Wrath Of The Tyrant
  8. Curse You All Men!
  9. The Majesty Of The Nightsky
  10. I Am the Black Wizards
  11. Inno A Satana
  12. Opus A Satana
  13. Ye Entrancemperium
  14. The Wanderer 

Auch wenn die Setlist selbst kaum Wünsche offen gelassen haben dürfte (obgleich sie nahezu identisch mit den Festival-Setlisten der letzten Jahre ist) , ist es all das um das Konzert herum, was „A Night Of Emperial Wrath“ als einen der weniger guten Streams in Erinnerung bleiben lässt. Obgleich die Performance von EMPEROR selbst makellos ist, ist es einerseits Munin.Live, welches den Stream mit unnötigen Bildeffekten und den Zuschauer mit ruckelnden Bildern überlastet, und andererseits die Organisation des Streams selbst. Während die zwei Gastauftritte nahezu unter gehen, verpassen viele Zuschauer wegen der falschen Zeiten einen Großteil der Show. Unterm Strich ist das alles mehr als ärgerlich, wenn man bedenkt, wie selten sich die Chance ergibt, EMPEROR (fast) live in concert bestaunen zu dürfen. Das Konzert kann noch bis zum 26. Mai auf Munin.Live geschaut werden.

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Ein Kommentar zu “Emperor

  1. Sicher, dass da Trym Torson und nicht Bård Eithun hinter den Trommeln hockte? Ich hab die Show nicht gesehen, aber der Typ auf dem letzten Foto links-mitte sieht mir ziemlich nach Faust aus und zumindest laut Metal Archives trommelte der Mann zumindest irgendwann 2021 live für Emperor, und wahnsinnig viele Shows werden die nicht gespielt haben.

    Ich glaube, die haben grad so eine Studiodrummer-Livedrummer-Situation, wobei Bård natürlich auch wegen seiner Infamie und natürlich der Nightside Eclipse immer mal wieder auf die Bühne geholt wird.

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