Review Endezzma – Erotik Nekrosis

  • Label: Agonia
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Black Metal

Ursprünglich schon 1993 als Dim Nagel gegründet, präsentierten die Norweger um Morten Shax der Musikwelt 2007 ihre erste Veröffentlichung unter dem neuen Namen ENDEZZMA: Die EP „Alone“, die nicht nur für sich selbst einen absoluten Geheimtipp darstellt, sondern vor allem Lust auf mehr machte. Ziemlich genau fünf Jahre mussten sich die Fans von damals gedulden – nun legen ENDEZZMA endlich im Albumformat nach: „Erotik Nekrosis“ heißt das Werk, das sich an den durch die „Alone“-EP gesetzten Standards messen lassen muss.

Dabei schlagen sich ENDEZZMA zunächst nicht schelcht: Das Maß an Individualität, mit dem die Songs von ENDEZZMA aufwarten, ist für eine Veröffentlichung im True-Black-Metal-Sektor beachtlich: Sind die Riffs guter Standard, wurden diese mit sich perfekt in die Songs einfügenden Gitarrensoli und Melodien auf der Hammond-Orgel gekonnt verfeinert. Gemeinsam mit Shax‘ unverwechselbarer, wenn auch gewöhnungsbedürftiger Stimme sind das schon drei Merkmale, die „Erotik Nekrosis“ aus der Masse an Veröffentlichungen in diesem Sektor herausheben. Vor allem jedoch gelingt es ENDEZZMA, ihre Songs nicht nur roh und brutal, sondern auch abwechslungsreich zu gestalten.

Bestes Beispiel dafür ist bereits der zweite Track des Albums, „Enigma Of The Sullen“. Mit einem extrem groovenden Bass-Lick eröffnen ENDEZZMA hier einen Achtminüter, der sich gewaschen hat. Teibend-rockiges Riffing, eine Strophe mit epischem Hammond-Orgel-Geschwurbel, schöne Gitarrenläufe sowie ein atmosphärischer Mittelpart mit sphärischen Klängen, Sprechgesang und Gitarrensoli – hier ist einiges geboten. Doch das allein würde für einen guten Song nicht reichen, wäre er unstrukturiert und ungewollt chaotisch. Erst mit der gekonnten Rückführung auf Grundthema und Strophe, die das Stück souverän auf den sicheren Boden traditionellen Black Metals zurückholt, beweisen ENDEZZMA ihre Klasse.

Bei allen Bemühungen gelingt es ENDEZZMA auf „Erotik Nekrosis“ jedoch nicht ganz, den Charme der „Alone“-Stücke nochmal aufleben zu lassen: Die mitreißende Melancholie in den Melodien, aber auch die unbändige Energie, die ENDEZZMA in den drei durchweg grandiosen Songs dieser EP festzuhalten in der Lage waren, sucht man auf „Erotik Nekrosis“ leider über weite Strecken vergeblich. Zu guter Letzt sorgt jedoch auch der deutlich trockenere, direktere Sound von „Erotik Nekrosis“ dafür, dass das Album eine gänzlich andere Atmosphäre entwickelt als das extrem verhallte, dichte Material der EP.

Dass „Erotik Nekrosis“ das letzte Album des 2012 verstorbenen Urgehal-Gitarristen Trondr Nefas darstellt, sollte an dieser Stelle als Trumpf nicht ungespielt bleiben – gute Gründe, sich diese CD zu kaufen, finden sich auf „Erotik Nekrosis“ jedoch auch auf musikalischer Ebene genug. Wenn „Erotik Nekrosis“ die Erwartungen, die die „Alone“-EP geweckt hatte, vielleicht auch nicht ganz erfüllen kann, liefern ENDEZZMA mit ihrem Albumdebüt dennoch ein starkes Werk ab, das trotz seiner relativ truen Ausrichtung einiges an Überraschungen zu bieten hat. Wer Black Metal nach norwegischem Traditionsrezept zu schätzen weiß, dabei jedoch nicht immer den gleichen Einheitsbrei vorgesetzt bekommen möchte, sollte sich dieses Album nicht entgehen lassen. Anspieltipp: „Enigma Of The Sullen“

Wertung: 8.5 / 10

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