Das Cover von "Conquer All Fear" von Firewölfe

Review Firewölfe – Conquer All Fear

  • Label: Limb
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Heavy Metal

Achtung, Verwechslungsgefahr: Die Heavy-Metal-Combo FIREWÖLFE kommt aus Vancouver. Nicht aber aus dem ebenso bekannten wie beliebten Skiort in Kanada, sondern aus dem Vorort der US-amerikanischen Stadt Portland. Allerdings nicht aus Portland, Maine, sondern dem weitaus unbekannteren Portland im Bundesstaat Washington (der wiederum nicht das Geringste mit dem Regierungssitz Washington, D.C. zu tun hat). Das ist wichtig, doch dazu gleich mehr. Fast genauso wichtig ist der Umstand, dass FIREWÖLFE seit gut einem Jahrzehnt aktiv sind und zuletzt ihre Besetzung maßgeblich umgekrempelt haben: Seit 2020 hat die Formation mit Marco Bicca und Michael David einen neuen Drummer respektive Gitarristen an Bord genommen und mit dem u. a. bei den reformierten Ur-Metallern Invader aktiven Freddy Kummins steht der Truppe zudem ein neuer Sänger vor. Ihr drittes Album „Conquer All Fear“ zeigt also eine vollkommen neue Band.

Nun zurück zum eingangs erwähnten Risiko der Verwechslung, denn FIREWÖLFE laufen mit „Conquer All Fear“ nicht nur Gefahr, geografisch falsch eingeordnet zu werden: Die Truppe spielt absolut regelkonformen Old-School-Metal aus dem Bilderbuch und lässt dabei weder textlich noch musikalisch irgendein Klischee aus. Da hört man natürlich zu jeder Zeit, an wem sich die Mannschaft orientiert und allzu viel Innovation bzw. eigenes Profil kommt dabei nicht rum. Wie so oft schließen sich die Begrifflichkeiten „traditionsbewusster Metal der alten Schule“ und „Innovation“ aber von vornherein weitgehend aus, weshalb man der Truppe eine gewisse Gesichtslosigkeit schwer zum Vorwurf machen kann. Obendrein macht „Conquer All Fear“ ja auch großen Spaß, nur hebt sich die Platte kaum von anderen Veröffentlichungen der Sparte ab.

Erwähnter Spaß kommt maßgeblich daher, dass man FIREWÖLFE die Freude an der Sache zu jeder Zeit abkauft. Nummern wie „Pedal To Metal“, das an Dokken erinnernde „Swallow My Pride“ oder die Judas-Priest-Huldigung „Black And Gold (The Evil Eye Trilogy Pt. 2)“ offenbaren durchweg ein Talent für starke Riffs und authentisches Songwriting. Auch die Power-Ballade „Candle In The Dark“ fällt überraschend stark aus und macht deutlich, dass FIREWÖLFE ein glückliches Händchen bei der Balance von Eingängigkeit und Kitsch haben. Überhaupt  punkten die Amis auf ihrem dritten Album mit ebenso routiniertem wie solidem Songwriting, wodurch „Conquer All Fear“ keinen wirklichen Tiefpunkt hat. Garniert wird das ganze mit ziemlich heißen Leadgitarren und schon dürfte jeder Fan von klassischem Heavy Metal wunschlos glücklich sein. Eigentlich.

Allerdings hat „Conquer All Fear“ auch keinen nennenswerten Höhepunkt. Sicher ist hier nichts schlecht – vieles sogar ziemlich gut – aber es fehlt das gewisse Etwas, um FIREWÖLFE von der Konkurrenz abzuheben. So hat man es hier „nur“ mit einem weiteren Old-School-Metal-Album zu tun, das durchweg Spaß macht, aber nicht wirklich hängen bleibt. Live dürften die Herren ihr Publikum mit ihrem zweifelsohne gelungenem Mix aus starken technischen Fähigkeiten und klischeebeladenem Bilderbuch-Metal sofort überzeugen, aber letztendlich hat man es alles schon mal anderswo gehört. Das ist nicht zwangsläufig ein Argument gegen FIREWÖLFE, aber zumindest auf CD bleibt die Truppe ultimativ die Antwort schuldig, warum man sich gerade dieses Album noch ins Regal stellen sollte.

Braucht man „Conquer All Fear“ also? Eigentlich schon. FIREWÖLFE machen hier vieles richtig und liefern ein ehrliches und für sich betrachtet ziemlich hochwertiges Heavy-Metal-Album der alten Schule ab. Dass man vieles – wenn nicht gar alles – davon schon ganz ähnlich an anderer Stelle gehört hat, kann man getrost als Hommage an die großen Bands des Genres und den Heavy Metal an sich ansehen, womit FIREWÖLFE ihre Mission mit ihrem neuen Album voll und ganz erfüllt hätten. Am besten besorgt man sich „Conquer All Fear“ mal am Merch-Stand auf einem Konzert der Truppe und lässt sie gleich noch von der Band unterschreiben – die Jungs freuen sich bestimmt.

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Wertung: 7 / 10

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