Review Gates Of Dawn – Into The White Light

Gothic Metal. Haben wir davon nicht in letzter Zeit genug gehabt? Das klingt doch alles irgendwie gleich. Und die wirklich guten Goth Bands sind alle irgendwie mehr oder weniger am schwächeln oder in den Pop abgedriftet. So denke im Moment viele und so habe auch ich gedacht, bis ich „Into The White Light“, das Debüt von GATES OF DAWN vor mir liegen hatte.

Die Platte beginnt reichlich klischeebeladen mit Uhrengeticker und dem bedeutungsschwangeren Hinweis: „It Starts/It Always Starts“. Nein! Wer hätte das nur gedacht? Der erste Track „The Fugitive“ scheint dann auch alle grausigen Erwartungen erfüllen zu wollen: Kitschige Keyboard-Melodien, die typischen breitgefächerten Riffs und eine leiernde Stimme. Goth Metal, wie man ihn vorher schon tausend mal gehört hat. Aber zwei Dinge lassen bereits erkennen, dass die fünf Deutschen, die von einem amerikanischen Sänger unterstützt werden, mehr können: Die Streicher-Sampels geben dem Stück eine Tiefe, die erst beim zweiten oder dritten Durchlauf zu hören ist. Ausserdem wird dem Höhrer bereits hier ein Solo geboten, das auch aus dem klassischen Metal-Bereich stammen könnte.

Und genau so geht’s auch weiter! Mit Heavy Metal. Die Riffs in „Via Dolorosa“ krachen ordentlich. Klar lässt sich der Gesangsstil noch eindeutig dem Goth Bereich zuordnen und auch die Keyboard-Einlagen weisen auf diesen Stil hin. Doch insgesamt wirkt das Lied wesentlich kompakter und energiegeladener als die typischen Gothic-Kompositionen, was auch am Keyboard liegt, das nicht mehr süßlich-kitschig daher kommt, sondern sich ganz natürlich in den Gesamtsound einfügt.
Beim anschließenden „We Are“ wird den Keys dann wieder mehr Platz eingeräumt. Aber keine Angst! Das bedeutet in diesem Fall nichts schlechtes. Im Gegenteil. Die simplen aber doch effektiven Tonfolgen stellen das Grundgerüst des Songs dar, auf das sich Riffs legen, die zäh wie Lava wirken und durchaus auch aus dem Doom stammen könnten. Eine unglaubliche Dynamik erhält das Lied aber aus der Abwechslung von rifflosen und rifflastigen Passagen. Da sollte jeder True Metaller ins Schwelgen geraten.

Und wo wir schon beim Schwelgen sind: „Hungry Flight“ ist eine wunderschöne Ballade, mit geheimnisvollem Touch, die wohl geeignet ist als Mittel der psychischen Folter jeden Menschen in tiefe Depressionen zu stürzen.
Gut das darauf das energievolle und mitreißende „Hollow Prothesis“ folgt. Das gibt wieder Hoffnung und Energie. Zusätzlich könnte dieser Track mit seinen Elektro-Einsprengseln auch zum Reißer auf der Tanzfläche jedes Gothic-Schuppens geraten.

„Yearning For Life“ ist dann wieder ein eher ruhiges Stück mit dunkeln, langsamen Riffs, die nur einzeln zwischen die gezupften Gitarren gelegt werden. Was diesen Track so besonders macht ist die Tatsache, dass er im Gegensatz zu den anderen Kompositionen auf dem Album auf einer Bassstruktur aufgebaut ist.
Mit „Never Again“ geht es dann wieder locker-flockig nach vorne los. Eine für Goth Metal fast schon fröhliche und vor Allem schnelle Nummer, bei dem sich das Keyboard erneut herrlich in das Soundgewand einpasst und im gegensatz zu den meisten Gothic-Bands nicht alles übertüncht. Und spätestens in diesem Track zeigt sich auch, dass es sich bezahlt macht zwei Gitarristen in Lohn und Brot zu halten. Eine tolle doppelläufige Gitarrenarbeit die dem Stück Tiefe verleiht, so dass es sich erst nach mehrmaligem Hören erschließt.

Die letzten vier Tracks „The Fields“, „Mystify“, „Prenatal Cave“ und „The Escape“ machen dann genau so weiter wie der Rest des Albums. Wechsel zwischen rifflosen und riffgeladenen Passagen, grandiose, fast hard rockende Melodien, verträumte Gothic Versatzstücke, doppelläufige Gitarren und geheimnisvolle Strukturen finden sich auf der gesamten Scheibe wieder.

Das und die Tatsache, dass GATES OF DAWN aus dem stoisch vorgegebenen Korsett des Gothic Metals ausbrechen macht dieses Album so stark. Hier wird der traditionelle Gothic, von dem es zweifelsohne noch eine Menge gibt, mit der Kraft von Heavy Metal, dem Gefühl von Doom Metal und der Fröhlichkeit von Hardrock verbunden. Das Sextett zeigt dabei eindrucksvoll, dass sich diese Elemente nicht gegenseitig ausschließen müssen. So gelingt ihnen ein tolles Debüt, dass sich zwar am Ende etwas selbst wiederholt und mit einem denkbar schlechten Opener ausgestattet ist, aber nichts desto trotz wieder Lust auf Gothic Metal macht.

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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