Review Guns N’ Roses – Use Your Illusion I

  • Label: Geffen
  • Veröffentlicht: 1991
  • Spielart: Hard Rock

Am Anfang dieser Geschichte über zwei der erfolgreichsten Hardrockalben der zumindest jüngeren Geschichte steht ein alter Exzentriker. Natürlich ist von Frontmann Axl Rose die Rede, der seine Band und sich nicht nur durch die jeweilige Namensgebung untrennbar miteinander verband, sondern schon immer als – vorsichtig formuliert – recht eigenwilliger Kopf daherkam. Kein Problem für ihn, Konzerte unmittelbar vor Beginn wegen eines Kratzens im Hals abzusagen, ebenso passt dazu, dass die beiden „Use Your Illusion“-Alben erstmal als Viererpack angekündigt wurden, nur um dann per zweijähriger Verschiebung auf eine Doppel-CD geschrumpft zu sein. Nun ja, wenn man es mit Wartezeiten auf spätere Werke vergleicht, gehts insgesamt gesehen noch…

Der Hintergrund beider Scheiben an für sich ist schon rwecht interessant und sollte daher hier ein paar Worte der Erwähnung finden. So ist es nämlich keineswegs so, dass die Songs für dieses Projekt in genau dieser Absicht geschrieben wurden. Tatsächlich soll beispielsweise eines der bekanntesten Lieder von GUNS N‘ ROSES überhaupt, nämlich „Don’t Cry“, das allererste Lied der Band überhaupt sein und schon vor Veröffentlichung des umjubelten Debüts „Appetite For Destruction“ entstanden sein. Unter dem Strich entstammen die Lieder also einem Zeitraum mehrerer Jahre, diverse verschiedene Musiker wirkten daran mit, so dass sich beide Alben, die sich auf den ersten Blick eigentlich gleichen (so ist das Cover das gleiche Motiv (Rafaels „Die Schule von Athen“)), im Prinzip viel mehr voneinander unterscheiden. Aus dem Grund, dass Part I gemeinhin eher härter rockt als der bluesige Teil II, soll hier auch der Fokus eher auf der CD mit dem rot-gelben Artwork liegen.

Auch wenn die Veröffentlichung mittlerweile fast 22 Jahre zurückliegt, sind Songs der Band immer noch gern gespielte Titel in Radio oder Diskothek. Sicherlich ist es trotzdem schwierig, sich in den Geist der damaligen Zeit zu versetzen und die Axls Stimme ist mindestens genau so exzentrisch wie ihr Besitzer. Dennoch ist „Use Your Illusion I“ auch aus heutiger Sicht noch ein richtig gutes Album, welches gekonnt die Gratwanderung zwischen kräftig nach vorne preschenden Hardrocknummern und eher balladesken Tönen trifft. Wie in den 90ern nicht unüblich, scheint es fast so, als hätte man mehr Energie auf die langsamen Stücke verwendet – fragt man beispielsweise nach dem Metallica-Song dieser Dekade, wird sicher „Nothing Else Matters“ oder vielleicht noch „The Unforgiven“ genannt. Genauso assoziiert man mit GUNS N‘ ROSES das angesprochene „Don’t Cry“ und natürlich die Superballade „November Rain“. Ja, ist es denn nun schwer, als Metalhead die Liebe für diesen schmalztriefenden Song zuzugeben? Für den einen oder anderen vielleicht tatsächlich, aber warum denn, schließlich ist es einfach ein gutes Lied. Opulent ausgestattet mit Streichern und Piano, diversen, teils sehr melodischen Soli und Stimmungsschwankungen, die bestens zu der etwas dick aufgetragenen Atmosphäre passen. Aber mal ehrlich, einen Neunminüter über die komplette Spielzeit spannend zu gestalten, gelingt nun auch nicht jedem, andererseits sind die Mannen hinter Fronter Axl ja auch Meister ihres Fachs.

Von einigen Fans wurde bemängelt, die beiden CDs nicht auf eine reduziert und entsprechend nur die besten Nummern ausgewählt zu haben. Ein wenig kann ich dem zustimmen, denn die eine oder andere Länge kommt schon auf, vor allem die zweite Hälfte von Teil I kann nicht mehr mit dem Niveau der ersten Songs glänzen. Zudem fehlt mir hier das mutmasslich am stärksten rockende Stück der Ära, nämlich „You Could Be Mine“, welches den Weg auf „Use Your Illusion II“ gefunden hat und als erste Single – was den Stellenwert zusätzlich unterstreicht – veröffentlicht wurde.

Nichtsdestotrotz gehört „Use Your Illusion I“ im Prinzip nicht nur in jede Metalsammlung, sondern in jedes halbwegs gut sortierte CD-Regal, alleine die angesprochenen Songs verbürgen sich dafür. Beide Teile enthalten zudem Coverversionen von genrefremden Stücken („Live And Let Die“ und „Knockin‘ On Heavans Door“), die recht nett für den härteren Sektor aufbereitet wurden. Also, keine Scheu vor einem polarisierenden Frontmann, lieber Sonnenbrille und Whiskeyflasche gezückt und ab … nutze deine Illusionen.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Jan Müller

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert