Review Heartlyne – No Retreat No Surrender

  • Label: Yesterrock
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Hard Rock

Der Name Tommy Heart ist in dem Bereich des Melodic Hard Rock oder AOR natürlich bekannt. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern von Fair Warning und ist dort auch heute noch – unterbrochen von einer kurzen Zeit nach der Jahrtausendwende – als Sänger tätig. Auch mit Soul Doctor, seinem „Nebenjob“, konnte er einige Erfolge einheimsen.
1986 aber spielte der noch junge Tommy in einer Truppe namens HEARTLYNE, unter anderem zusammen mit Gitarrist Chris Lyne und Bassist Jogy Rautenberg, die auch später bei Soul Doctor nochmal eine Bandkollegen sein sollten. Wer aufgepasst hat, weiß nun auch, aus welchen Musikernamen sich die Bandbezeichung zusammensetzte ;-)
HEARTLYNE spielten damals ein Album ein, dass aber letztendlich unveröffentlicht blieb – bis heute. Ende 2008 trafen sich die sechs ehemaligen Bandmitglieder und entschieden, ihr Archiv für die Fans zu öffnen. Und so geht nun, 23 Jahre nach der eigentlichen Produktion das Album „No Retreat No Surrender“ an den Start.

Wenn ich mir das Material so anhöre, kann ich auch nicht verstehen, was damals die Veröffentlichung verhinderte. Die Stücke beinhalten alle Merkmale, die gute AOR-Songs ausmachen: eingängige Hooklines, schmissige Melodien, einen emotionalen Touch und gut erarbeitete Höhepunkte mit Ohrwurmrefrains.
Tommys Stimme klang damals noch etwas heller und jünger, doch als Manko möchte ich das nicht sehen, da sie zu den Kompositionen passte. Schon beim Opener „Starlight“ lässt das Bedürfnis, den Takt mitzuwippen, nicht lange auf sich warten. Und den Refrain kann man gleich nach dem ersten Mal mitsingen. Die Melodie erinnert stark an die amerikanische Ära des AOR dieser Zeit. Bei „No Retreat No Surrender“ steht die Bassline ziemlich im Vordergrund, was den Song etwas groovy macht. Doch spätestens beim Höhepunkt wird es emotional-melodisch und die Herzen der Spielartanhänger werden erglühen.
„Victims Of Your Love“ zielt mit einer opulenteren Ausrichtung und mehr Breaks etwas in die Progressive-Rock-Ecke, ohne natürlich die notwendige Eingängigkeit missen zu lassen. Dennoch fühle ich mich etwas an Saga und Konsorten erinnert. Und natürlich dürfen auch die Herz-Schmerz-Nummern nicht fehlen. Mit „Broken Promises“ ist hier ebenfalls ein Prachtstück davon vertreten, welches gleich noch schön atmosphärisch rüberkommt. Noch gefühlvoller, um nicht zu sagen schnulzig, ist „Strike An Arrow“, das logischerweise die optimale Untermalung für die traute Zweisamkeit darstellt.

„No Retreat No Surrender“ braucht sich wirklich nicht vor anderen AOR/Melodic-Hard-Rock-Veröffentlichungen der 80er zu verstecken. Und auch heute wissen die Kompositionen noch zu begeistern, was beweist, dass die Musik auch zeitlos ist. Und da ja der AOR eine Renaissance erlebt, hat der Stil nicht nur eine Plattform, sondern ist auch das Interesse an solch gefühlvollen Rock-Nummern vorhanden.
Bis zum Ende können HEARTLYNE das hohe kompositorische Level aber nicht halten, und im weiteren Verlauf schleichen sich mit „Change (All Over The World)“ und „Stay With Me“ doch zwei mittelmäßige Songs ein. Und eine alternative Version von „Starlight“, nur um die Albumdauer etwas zu erhöhen, hätte auch nicht sein müssen.

Insgesamt ist „No Retreat No Surrender“ aber ein gelungenes AOR-Album, das seit damals nichts von seinem Reiz verloren hat. Tommy Heart macht sich sozusagen selbst Konkurrenz, da ja dieser Tage auch das neue Fair-Warning-Album auf den Markt kommt. Er stellt die Anhänger der Spielart vor eine schwierige Entscheidung. Vielleicht legt man sich der Einfachheit halber beide zu. Im Falle von HEARTLYNE ist die Anschaffung meines Erachtens gerechtfertigt.

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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