Review Helangår – Evening In Valhalla

Helangår sind eine junge Band aus Süddeutschland, die es sich mit ihrem Debütalbum „Evening In Valhalla“ zum Ziel gesetzt haben, die Ragnarøk Saga, den nordischen Untergang, auf ihre Art und Weise umzusetzen und dabei die Emotionen richtig zu vermitteln. Die Geschichte, wie sie die Band selbst zusammenfasst, setze ich mal ans Ende meiner Review, damit ich mit ganz aufs musikalische konzentrieren kann und es nicht zu langweilig für die wird, die sich nicht so sehr für die lyrische Seite interessieren (die sind dann aber selbst schuld, da ihnen ein wichtiger und interessanter Teil der CD verloren geht).
Und um gleich mal im Vorfeld Missverständnisse aus dem Weg zu räumen: Helangårs „Epic Metal“ hat – glücklicherweise – nichts mit dem von Rhapsody gemeinsam, sondern ist eher ruhiger, hat aber trotzdem noch eine gute Stufe Bombast, vor allem wegen den Orchestersamples, die an sich kaum von einem echten zu unterscheiden sind.
Vom Aufbau her erinnert mich die Scheibe wegen seinen Zwischenstücken an „Nightfall In Middle-Earth“ von Blind Guardian (übrigens die Lieblingsband vom Gitarristen Johannes Fuss – was kann da also musikalisch schon groß schief gehen? ;-))

Nach dem kurzen Intro beginnt die CD mit „Ragnaroek“, einem achtminütigem Hammer, der von seinen vielen Wechseln zwischen langsamen, schnellen und Midtempo-Parts und den kräftigen Leadvocals lebt. Sehr gut gelungen ist hier, wie auch bei den restlichen Tracks, der Wechsel zwischen elektrischen und akustischen Gitarren, sowie auch der stellenweise eingesetzte Black Metal artige Gesang, der aber nicht oft vorkommt.
Danach folgt auch schon das Herzstück des Albums, die fast 25-minütige Lokitrilogie. Diese startet mit „Balrds Draumar“ (10:30) sehr ruhig, bis der Song aus seiner träumerischen Atmosphäre erwacht und etwas heftiger wird. Besonders genial finde ich hier die Stelle genau in der Mitte, als das Lied aus einem hübschen Solo direkt in einen aggressiven Moshpart mündet, in dem Odins Wut auf Loki ausgedrückt wird. Hätte man vielleicht noch etwas ausbauen können, aber als dann der starke Refrain wieder einsetzt wird man dafür schon entschädigt.
Beim zweiten Teil „Nida Mountains“ (4:50) hört man neben der männlichen auch das einzige mal auf der CD eine weibliche Stimme, mal abwechselnd und mal im Chor. Der Refrain ist der einzige Part des Albums, der auf deutsch verfasst ist, wirkt leider auch etwas kitschig und stört mich ein bisschen. Ansonsten ein klasse Song, wie auch Part 3 „The Sinner“ (8:30). Der mördermäßige Anfangsriff kommt mir sehr bekannt vor (Thyrfing?), aber ich komm nicht wirklich drauf woher. Jedenfalls wird hier mit ungewöhnlichen Stilmitteln gearbeitet, nämlich mit vorbarocken Kirchentonleitern, da wird das Keyboard schon mal zur Orgel. Klingt sehr gewöhnungsbedürftig, aber passt trotzdem ziemlich gut! Insgesamt schon mal ne klasse Trilogie.

Insgesamt wieder ziemlich ruhig geraten ist „Farewell Valhalla“, wartet aber mit einem astreinen Mitgröhlrefrain auf, sehr cool gemacht. Gänsehaut kanns hier auch leicht geben, wenn zum Abschluss hin immer wieder zu „My wings will show you the way…“ angesetzt wird.
Erst recht Gänsehautatmosphäre kommt bei „Numb With Cold“ auf, einer absolut kitschfreien Akusikballade, bei der man wunderbar erkennen kann, was für eine emotionsgeladene und abwechslungsreiche Stimme Thomas Melchert hat. Bei der Zeile „The fear of today, will be gone away“ fühle ich mich zwar wieder unweigerlich an einen bekannten BG-Hit erinnert, aber trotzdem: Top!Bei „Lament Of Mankind“ reizt er dagegen das andere Extrem seines Kehlkopfes aus und geht sehr rau und aggressiv zu Werke, auch das Riffing ist vergleichsweise etwas härter ausgefallen. Dazu kommen mal wieder die überzeugenden Chöre im Refrain.

Mit „Hommage To The Beast“ geht es etwas seltsam weiter, vor allem das dumpfe Drumming will mir hier nicht sonderlich gefallen. Ansonsten aber ein cooler Song, der noch mehr Abschwechlung reinbringt. „Angels Of Death“ hat zwar nichts mit Slayer zu tun, ist aber trotzdem der härteste Track der Scheibe und legt sich vor allem drummäßig mächtig ins Zeug. Natürlich fehlen hier aber auch nicht die ruhigen Passagen fehlen, die wieder sehr geschickt eingebaut wurden.
Mit „The New World“ hat man einen speedlastigen, epischen, bombastischen und nicht weniger genialen Abschluss erwischt, der in seinen sechs Minuten noch mal alle Register zieht und durch den Refrain ein letztes mal zum zwanghaften Mitsingen animiert.

Jaja, ich muss zugeben, Helangår haben mich mit ihrem Debütwerk wirklich umgehauen. Viel dazu tut auch das große Abwechslungsreichtum dazu. Zum musikalischen gesellt sich noch ein wunderschönes Coverartwork und ein Booklet mit allen Texten und zur Storyline passende Zeichnungen. Für eine Eigenproduktion ist das eigentlich schon wieder zu gut, will man meinen.
Um es nicht all zu positiv dastehen zu lassen ;-): An der ein oder anderen Stelle wäre vielleicht ein etwas schnellerer Part angebracht gewesen, die selten eingestreuten verzerrten Gesänge sind eher störend, finde ich. Aber das solls dann auch schon gewesen sein mit den negativen Punkten. Da man sich auch erst ein paar mal einhören muss, um die musikalische Vielfalt gescheit zu verarbeiten, und dazu die Story miterleben zu können, dauert es wohl auch einige Zeit, bis sich das Scheibchen abnutzt. Überdies finde ich eine durchschnittliche Tracklänge von ca. 7 Minuten und eine Gesamtspielzeit von 72 Minuten mehr als nur respektabel!

Auf Helangar.de.vu kann man sich bei Interesse schon mal 3 Songsamples und einen kompletten Track als MP3 ziehen und das Album für schlappe 10 Euro bestellen. Die meisten würden hier jetzt wohl Vergleiche zu anderen Bands aufstellen, aber ich tu das nicht und lege euch nur ans Herz, diese junge Band zu unterstützen! Euer Geld ist bei ihnen gut angelegt.

— The Ragnaroek Saga —
„Die CD beginnt mit dem Traum – der Vision von Ragnaroek, der nordischen Weltendämmerung. Gleichsam alles zusammenfassend und einleitend, erzählt das gleichnamige Lied Ragnaroek die Geschichte im heroischen Hymnus der Wikinger, stolz und tapfer stellten jene sich das Ende vor. Doch mit dem Schlussakkord des Liedes erwacht die Wirklichkeit und man kann den weiteren Verlauf der Erzählung erahnen.
Die Zeichen für den Beginn der letzten Schlacht häufen sich, eines dieser Zeichen ist der Tod Baldurs, einem Lieblingsgott der Menschen. Sein Schicksal wird im ersten Teil der Lokitrilogie beschrieben.. Der tragische Tod Baldurs, wird von Loki verursacht, der dem blinden Hödr, einem Bruder Baldurs, eine Mistel als Pfeil überreicht mit der dieser unwissentlich Baldur bei einem Fest tötet. Alle Wesen und Dinge hatten Frigg, der Frau Odins und Baldurs Mutter einen Eid abgelegt, Baldur nicht zu verletzen, nur die Mistel war vergessen worden. Der listige Loki hatte darum gewusst. Auch die Freilassung Baldurs aus dem Totenreich vereitelt er und schließlich verhöhnt er die Götter beim Festgelage nach Baldurs Tod bis Thor im droht, was ihn zur Flucht treibt. Loki flieht in die Berge, verwandelt sich in einen Lachs, wird jedoch von Thor gefasst. Der zweite Teil der Lokitrilogie berichtet, wie Loki mit den Gedärmen seiner Söhne in einer Höhle in den Nidabergen gefesselt wird. Über ihm einen Giftwurm, aus dessen Mund stets Gift in Lokis Augen tropft. Lokis Frau, Sigyn fängt dieses Gift in einer Schale auf, doch muss sie diese manchmal leeren, dann wird Loki hin- und hergeworden vor Schmerzen und Erdbeben erschüttern die Welt. Beide erzählen ihr Leid der Gefangenschaft bis schließlich ein neues Erdbeben hereinbricht und Loki sich von den Fesseln befreit. Nun ist der Beginn der letzten Schlacht sicher. Die tragische Gestalt Loki, der stets Freund und Helfer der Götter war, wird im dritten Teil der Trilogie endgültig von den Göttern geächtet und verstoßen. Traurig endet das Lied mit dem Beginn des Endes.
In Farewell Valhalla ziehen die Kämpfer aus Valhalla aus, um in die Schlacht zu ziehen, doch nicht wie in der Vision Ragnaroek begleitet sie die Tapferkeit, sondern Angst, Ungewissheit und Wahnsinn. So werden sie von den Verheißungen Lokis versucht und zweifeln an ihren Göttern und dem Sinn all dessen. Während die Kampfparteien Siegesgewissheit und Trotz untereinander verbreiten wächst die Verzweiflung: Der drei Jahre andauernde Winter Fimbulvetr ist hereingebrochen und viele müssen vor Hunger und Kälte sterben. Ein Seher am Grab seiner Mutter wird sich so seines eigenen kommenden Todes bewusst (Numb with cold). Die Menschen versuchen in einer letzten verzweifelten Bitte die Streitenden zu beschwichtigen (Lament of mankind) – und die Verdammten bleiben verdammt und leiden darob tausendfach (Hommage to the beast), denn die Selbstbefreiung durch einen Wandel zum Guten, die sie so wollen, bleibt ihnen stets durch sich selbst versagt. Dann beginnt das Schlachten, nur Lif („das Leben“) und Liftrasil („der nach dem Leben strebende“) – grob Adam und Eva – überleben es. Als die Welt im Meer versinkt, weil sie sich selbst vor Surts Flammen schützen will, sterben die Letzten. Doch die Welt entsteht von Neuem, in New World wird die Schöpfungsgeschichte der Bibel gestreift, so dass wir uns nun im Jetzt befinden, fernab der Mythologie, nicht mehr getrieben von den Göttern, sondern nur von uns selbst.“

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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