Review Highersense – Half Way Between

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Electronic

Atmosphärisch dunkler Synth-Pop hat mit Künstlern wie Depeche Mode, De/Vision oder VNV Nation bereits einige beachtenswerte Künstler hervorgebracht. Daniel Schmidt wandelt mit seinem Soloprojekt HIGHERSENSE auf ebendiesen Pfaden mitunter sehr erfolgreich. Zwischen 2009 und 2012 wurde der WDR-Wettbewerb Musik-Szene NRW dreimal gewonnen. Das neue Album „Half Way Between“ soll an diese Erfolge anknüpfen, deshalb hat man sich Olaf Wollschläger (Mesh, And One, In Strict Confidence) als Produzent an Land gezogen.

Mit dem Opener und gleichzeitig der ersten Single-Auskopplung „You Keep Me Alive“ zeigt der Kölner bereits eine vielschichtige Variante seines Könnens: Treibende aber nicht überbordende Beats, wohlwollende Synthesizer-Flächen und seinen unterkühlten Gesang, der gegen Ende auf einen weiblichen Gegenpart trifft. Neben einem feinen Gespür für Melodien, die im Ohr bleiben hat HIGHERSENSE auch eine erstaunliche Bandbreite an Emotionen auf diesem Release vereint. Die Songs befeuern gleichzeitig Melancholie, aber auch Hoffnung und ein warmes Gefühl vom Ankommen und Geborgenheit. Dadurch entstehen eindrückliche Titel, die den Eindruck erwecken das Leben selbst und Daniel Schmidts persönliche Erfahrungen hätten sie in dieser Form entstehen lassen.

Glücklicherweise verlässt sich der Musiker nicht nur auf die typischen Genre-Elemente und verbindet sie beispielsweise mit einer Akustik-Gitarre („Final Retreat“), untermalenden Piano-Klängen inklusive Gitarrensolo („Icarus“) oder folkiger Herangehensweise („Amazing“). Vor allem durch den Saiteneinsatz und einer Mischung aus elektronischen Beats bzw. realem Schlagzeug gestalten sich die Songs oftmals rockiger als dieses Genre es für gewöhnlich hergibt. Die zum Einsatz kommenden Instrumente bleiben zwar gleich, aber doch verfolgt jedes Stück einen differenzierten Ansatz oder kann mit ungewöhnlichen Momenten aufwarten, die den Hörer bei Laune halten. Mit einer Dauer von knapp 52 Minuten kommen die zwölf Titel auf eine Laufzeit, die einem Longplayer durchaus würdig ist.

Qualitative Rohrkrepierer wurden von Ein-Mann-Projekten jeglichen Genres schon zu genüge abgeliefert. Mit persönlicher Note, im Ohr bleibenden Melodien, einigen Blicken über den Tellerrand und kleineren Experimenten umgeht Daniel Schmidt alias HIGHERSENSE diese Gefahr aber sehr gekonnt. „Half Way Between“ ist ein von Anfang bis Ende durchdachtes Album mit Emotion und hochwertiger Produktion. Von dieser Intensität könnten sich einige etablierte Formationen, die seit Jahren eher vor sich hin dümpeln, eine gehörige Scheibe abschneiden.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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