Review Infy – A Mortal´s Tear

Symphonischer Gothic Metal ist nun wahrlich keine exotische Kost. Entweder, man addiert ein paar orchestrale Elemente zu düsterer Musik oder man baut einige traurige Melodien in den mächtigen Klang voluminösen Metals. INFY machen zwar im Prinzip genau das, sind aber doch eine nicht ganz alltägliche Band, was sich vor allem in der fast gleichnamigen Frontfrau Infy Snow manifestiert.

Die junge Israelitin, die laut ihrer Facebook-Seite jedoch in Amsterdam geboren wurde, ist als Songwriterin schon eine Weile im Geschäft, das älteste Material stammt aus der Zeit, als sie gerade 13 bis 15 Jahre alt war. Allerdings wird nicht ganz klar, ob es sich dabei auf die Texte, die Musik oder beides bezieht. Wie auch immer, sie hatte wohl schon länger die Idee, ihre Visionen und Gefühle musikalisch umzusetzen, mit „A Mortal´s Tear“ haut das jetzt also endlich hin.
Das könnte ja alles ganz schön, wenn nur diese Mittelmäßigkeit nicht wäre. „A Mortal´s Tear“ hat so ziemlich alles, was tausende Alben vorher auch schon hatten. Ein paar schnellere Passagen, die im Gesamtbild aber hier und da aufgesetzt klingen (man macht ja schließlich Metal). Meistens aber ruhiges Midtempo, welches – das sollte Anerkennung finden – mit einigen interessanten Melodien durchsetzt ist und zumindest erkennbar um Abwechslung bemüht ist. So wird Gitarrist und Zweit-Songwriter Omri in die eine oder andere Solo-Passage geschickt, dann steht per Piano und Stimme wieder die Frontfrau im Mittelpunkt des Geschehens. Die Songlänge behalten INFY im Auge und überschreiten die Fünfminutenmarke nur zweimal, ob dabei ein kommerzieller Wiedererkennungswert Pate stand? Jedenfalls geht man bei den Songstrukturen praktisch kein Risiko, bis auf die genannten Soli und ein paar Zwischenspiele orientiert sich die Band doch weitgehend an altbekannten Schemata. Häufig sind die Strophen ruhig intoniert, um im Refrain dann die Möglichkeit einer Steigerung zu nutzen.

Das geht über die gesamte Spielzeit schon gut, lässt aber auch eine große Vorhersehbarkeit zu, entsprechend wenige Überraschungen finden sich auf „A Mortal´s Tears“. Beinahe ironisch wirkt in dem Zusammenhang, dass mit „To Your Loneliness“ nicht nur der klischeebehaftetste Titel, sondern auch die durchschaubarste Musik das Rennen um den besten Song machen. Hier gelingt INFY eine hübsche Halb-Ballade mit einem gelungenen Duett im Refrain, welcher zarter besaitete Herzen schon einmal zum Schmelzen bringen könnte. Ansonsten ist das knappe „The Flower Collector“ empfehlenswert, der akustische Einstieg plus die folkige Flöte grenzen die Nummer dann doch ein wenig vom durchschnittlichen Rest ab. Leider vermögen die Israelis auch im Soundbereich nur wenig Kapital zu schlagen. Zwar kommt die Musik insgesamt stimmig abgemischt und transparent, aber es fehlt der notwendige Druck, alles in allem klingen die 52 Minuten sehr steril. Hier geht zusätzlich Kraft verloren, die die Stimme von INFY in Verbindung mit dichterem Songwriting vielleicht entfachen könnte. Dennoch kein Grund für Begeisterungsstürme, die junge Dame macht ihren Job nicht schlecht, aber sticht aus dem Heer der Sängerinnen dieses Metiers eben auch nicht hervor.

Exotenstatus hin oder her, letztlich liegt die Wahrheit auf dem Plattenteller. INFY haben sicher Potential für mehr, aber „A Mortal´s Tear“ kommt über die Gesamtwertung als durchwachsene Platte nicht hinaus. Die Gründe dafür sind ebenso reichhaltig wie aufgezählt, jetzt liegt es an der Band, es beim nächsten Mal besser zu machen.

Wertung: 6 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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