Review James LaBrie – Impermanent Resonance

Als Sänger von Dream Theater hat es James LaBrie sicherlich nicht leicht. Die meisten Fans hören die Band wohl eher, weil sie seine virtuos musizierenden Kollegen vergöttern. Die sind einfach cooler und hatten in der Vergangenheit beim Songwriting auch meist mehr zu sagen. Deshalb veröffentlicht der gebürtige Kanadier schon seit Jahren immer wieder Solowerke, um sich selbst und anderen zu beweisen, dass er auch alleine hochwertige und coole Musik auf die Beine stellen kann. Seine ersten beiden Werke unter dem Banner „Mullmuzzler“ waren noch dem traditionellen Progmetal zuzuordnen; mit den unter dem eigenen Namen veröffentlichen „Elements Of Persuasion“ (2005) und „Static Impulse“ (2010) hingegen bewies LaBrie mit klinisch-kühl produziertem Modern Metal endgültig die Coolness, die ihm bei Dream Theater fehlt.

Auch „Impermanent Resonance“ ist wieder ein blitzsauber produziertes Modern-Metal-Album voller Hymnen, pseudoharten Growls und lyrischen Plattitüden. Eine perfekt am Reißbrett entworfene Scheibe, die ihrem Vorgänger täuschend ähnlich ist und so glatt durch die Boxen flutscht, dass sie schon nach dem zweiten Durchgang langweilt. Die Melodien tönen dabei oftmals derart mehrheitsfähig, dass das Werk in einigen Momenten auch als Pop-Platte mit Gitarren und Growls durchgehen könnte.

Zweifellos haben LaBrie und sein langjähriger Songwriting-Kollege Matt Guillory wieder zahlreiche Ohrwürmer aufgenommen – zwei gute Beispiele dafür sind der treibende Opener „Agony“ und vor allem das mit einem unvergesslichen Refrain ausgestattete „I Got You“. Um ein komplettes Album zu tragen, ist das musikalische Konzept aber schlichtweg zu simpel, eintönig und repetitiv. Da hilft es auch nicht, zwischendurch ruhigere Töne anzuschlagen – erst recht dann nicht, wenn sie derart süßlich und klebrig geraten wie etwa „Say You’re Still Mine“. Wie wunderbar eingeschränkt der Stil ist, wird beim Abschlusstrack „I Will Not Break“ deutlich, dessen Strophen beinahe 1:1 denen von „Crucify“ auf „Elements Of Persuasion“ entsprechen.

Dennoch: Die musikalischen Leistungen aller Beteiligten sind ohne Fehl und Tadel. LaBrie selbst singt wie immer deutlich besser als auf den Alben seiner Hauptband, während aus seiner hochkarätigen Begleitmannschaft vor allem Gitarrist Marco Sfogli mit virtuosen und ausgefeiltem Spiel hervorsticht.

Auch wenn „Impermanent Resonance“ mit seinem Mix aus Melodic Metal, Melo-Death und Prog sicher bei Freunden von In Flames, Soilwork oder Dream Theater Anklang finden wird, so ist es doch das schlechteste seiner letzten drei – stilistisch sehr ähnlichen – Solowerke; vor allem deshalb, weil der eigentlich frische und energetische Sound seit dem überragenden Vorzeigewerk „Elements Of Persuasion“ zugunsten von Massentauglichkeit und Pop-Appeal immer weiter beschnitten und simplifiziert wird. Was übrig bleibt, ist durchschnittlich spannender Einheitsbrei, der so schon oft auf einen Silberling gepresst wurde.

Wertung: 6 / 10

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