Review Kamelot – Karma

Mit “Karma” liefern die amerikanisch-norwegischen Melodic Metaller ein wahres Meisterwerk des Genres ab. Im Vergleich zum 1999er „The Fourth Legacy“ ist der neue Output noch besser, was das Groß der Kritiker nicht für möglich gehalten hatte. Aufgenommen wurde es wir auch schon der Vorgänger in den Gate / Pathaway Studios in Wolfsburg, und das Produzentengespann Sascha Paeth / Miro wurde auch beibehalten. Als Backgroundsänger konnte man Olaf Hayer (Luca Turilli etc.), Robert Hunecke-Rizzo (Virgo, Heavens Gate) and Cinzia Rizzo verpflichten, das Rodenberg Symphony Orchester war ebenfalls mit von der Partie.

Mit dem sehr stimmungsvollem 2minütigem Intro „Regalis Apertura“ wird die Spannung gut aufgebaut, bis „Forever“ mit einem Brett aus Drums und Riffs beginnt. Zusammen mit „Wings Of Despair“ bildet es den Anfang der Platte. Beides sind exzellente Speedkracher, die durch das geniale Drumming sehr druckvoll rüberkommen. Langweilig wird’s hier nie – viele Rhythmus- und Tempowechsel bestimmen hier das Geschehen und die progressiven Elemente sind hier auch nicht zu unterschätzen. Natürlich findet man hier wunderbare Soli und zu guter Letzt kann man die Refrains nach dem ersten Hören schon mitsingen. Eben zwei verdammt gute Melodic Metal-Hymnen. Ein fantastischer Start in ein fantastisches Album!
Ganz anders zu Werke geht es bei „The Spell“, Nach einer kurzen Einleitung stampft ein gewaltiger Nackenbrecherriff aus den Boxen. Khan bleibt hier mit seiner Stimme die ganze Zeit über vorwiegend in tieferen Bereichen, würde anders auch sehr unpassend wirken. Hier ist die Gitarrenarbeit erste Sahne, ein klasse Midtempo-Brecher, der aber erst nach ein paar Durchläufen wirklich zündet-

„Don’t You Cry“ hat Thomas Youngblood seinem Vater, Thomas Youngblood Sr., gewidmet. Der starb schon, als der kleine Thomas erst 12 Lenze alt war. Folglich handelt es sich hier um eine zuckersüße Ballade, die schon etwas ins kitschige abdriftet, aber trotzdem gut anzuhören ist. Der Titeltrack ist wieder eine schön schnelle Nummer mit langsamen und vielen experimentellen Parts, nur die Keyboards stören mich hier ein wenig und find die eher überflüssig und unnötig.
Eine wieder ausgezeichnete Nummer ist „The Light I Shine On You“ Keine Ahnung, ob ich’s jetzt als Halbballade oder als leicht progressive Midtempo-Nummer bezeichnen soll – egal, auf jeden Fall ist es gut. Eine Vollblutballade gibt’s dann wieder mit „Temples Of Gold“ – diesmal nicht kitschig. Zwar kein Überhammer, aber sehr schön zum Entspannen und zurücklehnen.
Ein Überhammer steht dann mit „Across The Highlands“ an. Eine druckvolle, schnelle und abwechslungsreiche Metal-Hymne, die von Anfang bis zum Ende packend und spannend ist gibt’s in der Form nicht alle Tage. Neben „Forever“ und „Wings Of Despair“ ein unbedingter Anspieltipp, für alle die das Album erstmal probehören wollen!

Das Herstück und den Abschluss der Scheibe ist die Trilogie „Elizabeth“. Hier wird die Geschichte von Elizabeth Bathori erzählt, die im 14. Jahrhundert gelebt hat und über die man sagt, sie habe über 600 Menschen umgebracht, da sie glaubte, durch ihr Blut ewige Jugend zu erlangen.
Die Einleitung ist „Mirror Mirror“, dass größtenteils aus Khans Gesang mit Klavierbegleitung besteht und gegen Ende hin dramatischer wird und sich steigert.Das wohl wichtigste Stück der Trilogie und wohl gar des ganzen Albums ist Teil 2, „Requiem For The Innocent“. Auf der Coverrückseite und im Booklet schon rot hervorgehoben, ist es auch das wohl abwechslungsreichste und progressivste Stück der Scheibe, daher auch vergleichsweise schwerer zugänglich. Den Abschluss bildet das speedy „Fall From Grace“, dass richtig kraftvoll und mächtig erscheint, und im Gegensatz zu den ersten beiden schnellen Nummern auch einen Touch progressiver ist.
„Elizabeth“ bildet als ganzes einen fantastischen Hörgenuss, der viele Überraschungen parat hat.

„Karma“ ist ein verdammtes Meisterwerk des Melodic Metal, dass durchgehend bombastisch ist, aber nicht überladen wirkt. Der Vierer versteht seine Arbeit voll und ganz und spätestens jetzt sollte jeder, der sich für melodischen Power Metal intressiert, nicht mehr an Kamelot vorbeikommen können.
Wer vom ersten Eindruck nicht beeindruckt ist, sollte sich nicht entmutigen lassen: Die Lieder klingen anfangs vielleicht etwas einfach, durchschnittlich und oberflächlich, entfalten sich jedoch nach öfterem hören immer mehr. Wirklich schwerwiegende Schwächen gibt es nicht, was mir Anlass genug für eine uneingeschränkte Kaufempfehlung gibt!

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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