Review Kiuas – Lustdriven

Während ich zum ersten mal im Rahmen des neuen nunmehr fünften Longplayers “Lustdriven” von der finnischen Band KIUAS (zu deutsch so viel wie Saunaofen) höre, sind die Jungs in ihrem Heimatland durchaus nicht unbekannt. Neben höheren Chartplatzierungen schafften sie es sogar für eine Woche auf Platz eins der dortigen Hitparade, was mir anfangs etwas zu denken gab, aber für Finnland ja durchaus keine Seltenheit ist. Musikalisch ist KIUAS am ehesten dem Power Metal zuzuorden, wobei auch ab und an die Akkustik-Gitarre ausgepackt wird.

Der erste Song “Kiuassault” kommt sehr melodisch und mit den typisch finnischen Keyboardelementen inklusive Solopart daher. Stilistisch muss ich etwas an die deutschen Orden Ogan denken, vor allem einige Riffs kommen mir sehr vertraut vor. Im Solopart zeigt Mikko Salovaara, dass er sich keineswegs verstecken muss und sweept fleißig vor sich hin. So weit so gut. Doch wird im Folgenden weder der Stil noch das Niveau des Openers gehalten. Dass KIUAS ziemlich poppig und in Teilen doch für ein Mainstreampublikum spielen macht der nächste Titel “Cry Little Angel” leider schon im Titel klar. Zwar haben wir auch hier am Anfang nette Melodien und die Strophe geht in Ordnung, doch der Refrain ist mir zu glatt und radiotauglich. Mit einem entfernt an Rage erinnerndem Riff beginnt “Aftermath”. Sänger Ilja Jalkanen traut sich hier sogar etwas zu schreien und einen Hauch von Aggression in seine Stimme zu legen.
Es gibt sie doch, die Momente in denen KIUAS reinen Metal machen, doch dann wird das Bild auch hier wieder von einem schwachen Refrain getrübt. Nach der etwas seichten Ballade “Lights Are Many”, die ohne Probleme im Radio laufen und die Herzen von Teenagern zum schmelzen bringen könnte, folgt dann doch ein Song der definitv besser als der Rest ist. “The Visionary” fängt symphonisch mit Streichern, Trommeln und schnellen Gitarren an. Auch macht die Schießbude hier etwas mehr Dampf, als beim Rest der Platte. Leider wird Lustdriven gegen Ende nicht besser sondern durchwegs belangloser. “The Quickening”, der wohl straighteste und radioaffinste Track plätschert mehr oder weniger an mir vorbei. “Summer’s End” fängt mit einem wirklich schönem und ruhigem akkustik Riff an, wird aber durch den Gesang entschärft. Schade. Wieso haben sich KIUAS nicht getraut ein reines Instrumental zu machen? Der Letzte Song “Winter’s Sting” fängt erstaunlicherweise sogar mit dezentem Blastbeats an und auch hier kommen Akkustik Riffs zum Einsatz. Doch die Metal Attitüde geht recht schnell unter und das Lied wird von einer fröhlichen Atmosphäre dominiert. Mit sanften Klavierklängen endet “Lustdriven”.

Es ist mir nicht einfach gefallen eine Wertung für dieses Album zu finden. Vor allem nicht als Metalfan, der dem Mainstream eher ablehnend gegenübersteht. Aber KIUAS sind definitv begabte Musiker, die abwechslungsreiche Songs schreiben. Doch irgendwie finde ich das stellenweise gemein. Da kommt ein wirklich gutes Riff und man denkt sich jetzt legen die Jungs sicher gleich los, doch dann wird der Song im Refrain weichgespült. Warum? Mich lässt das Gefühl nicht los, dass KIUAS weder Fisch noch Fleisch sind. Für den gewöhnlichen Hörer wird ihre Musik sicher zu hart sein, aber für den durchschnittlichen Metal Hörer schwingt hier zu viel Kitsch mit. Vielleicht funktioniert dieses Rezept in Finnland, aber ob diese Mischung aus Metal und Rock international angklang finden kann wage ich zu bezweifeln. Die Refrains sind eingängig, aber nicht wirklich atemberaubend. Bei aller Kritik kann ich aber nicht verneinen, dass “Lustdriven “ alles in allem ein gutes Album mit netten Songs ist. Nur weiß ich nicht für welchen Hörerkreis. Die musikalische Leistung der Mitglieder geht auf jeden Fall voll und ganz in Ordnung, aber wird nicht unbedingt gewinnbringend in Songs umgesetzt. Kurz: Einige geile Riffs, begabte Musiker, aber insgesamt nicht stimmig und stellenweise sehr poppig.

Anspieltipps: “The Visionary”, “Aftermath”.
(Maximilian Lechner)

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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