Review Kiuas – Reformation

Die Finnen KIUAS legten im letzten Jahr mit ihrem Debütalbum „The Spirit Of Ukko“ eine durchaus beachtliche Platte vor, die mit kraftvollem, epischen, aber auch verspieltem Powermetal zu überzeugen wusste. Frische Sounds, in hoher Ideendichte vorgetragen, eine kleine Prog-Kante hier, ein Streifzug ins Melodic Death-Metal-Genre dort, fertig war einer der eigenständigsten Powermetal-Cocktails, der in den letzten Jahren erschienen ist.
Nur ein Jahr später legen die fünf Jungs mit „Reformation“ nun ihren Zweitling vor. Das feurig-düstere Artwork der Vorgängerscheibe weicht auf dem neuen Cover einer distanziert kühlen Winterlandschaft, auch der Albumtitel wirkt wesentlich weniger powermetallisch und klischeebehaftet wie zuvor. Erinnert mich an die Covergestaltung von so mancher Sonata Arctica-Scheibe.

Doch schon die ersten Töne des rasanten, ultramelodischen Openers „Race With The Falcons“ beweisen, dass wir es hier mit KIUAS zu tun haben. Da ist es wieder, das drückende, immer mal wieder „blastbeatige“ Schlagzeug, dazu die rasanten Gitarrenläufe und die erhabenen, unheimlich ins Ohr gehenden Refrains. Im Hintergrund sorgen Violinen-Keys und Pianotöne für leichtes Folk-Metal-Flair. Ohne Frage, der Stilmix der Jungs ist immer noch unheimlich frisch und mitreißend. Ehe man sich versieht, befindet man sich schon im zweiten Track „Through The Ice Age“, der durch progressives Riffing und spacige Keyboards auffällt. Im Gegensatz zu solchen Genrekollegen wie Dragonforce wissen KIUAS einfach, wann es mit technischen Kabinettstückchen gut ist. Sie lassen den Instrumenten zwar Raum für Solospots und komplexe Arrangements, eine nachvollziehbare Songstruktur steht aber eindeutig im Vordergrund. Natürlich finden wir auch wieder die gesamte Bandbreite an Vocals-Arrangements, die es auch auf dem Vorgänger zu hören gab. Flotte, bombastische Powermetal-Refrains, leicht totesmetallisches Growlen, tiefen Hardrock-Gesang. Nur in die ganz hohen Regionen wagt sich Ilja Jalkanen immer noch nicht vor, was ihm sehr hoch anzurechnen ist. Damit unterscheidet sich KIUAS nämlich schon mal beachtlich vom Powermetal-Einerlei.

Die Band gibt dem Hörer auf dem neuen Output kaum Gelegenheit zum Atmen, die Stücke scheinen beinahe nahtlos ineinander überzugehen. Das fördert den Eindruck eines unheimlich flotten, rockigen, kurzweiligen Albums, erweckt allerdings auch etwas das Gefühl, dass die Jungs ein recht eingeschränktes Songwriting-Muster haben. Zwar lässt man viele verschiedene Elemente in den Gesamtsound einfließen, die Bausteine, auf die man beim Songs „konstruieren“ zurückgreift, sind dennoch auffällig gleich. Einer Band wie KIUAS habe ich eigentlich zugetraut, über den eigenen Schatten zu springen und die eigene Musik noch weiterzuentwickeln. Mit „Reformation“ liegt aber ein eher ein Album vor, dass dem Vorgänger im Sound sehr treu bleibt, wobei ich den Eindruck habe, dass man sich hier insbesondere auf epische, flottere Nummern konzentriert hat. Im Grunde könnten die zehn hier präsentierten Songs auch direkt von „Spirit Of Ukko“ kommen. Lediglich der Titeltrack beweist mit seinem komplexen Aufbau, dass man auch ein wenig Mut zur Lücke hat. Warum nicht mehr davon? Leider lassen sich nicht so klare Highlights ausmachen wie auf den Debüt, alles klingt recht gleichförmig und auf ähnlichem Niveau. Die Refrain sollen oft hymnisch wirken, in vielen Fällen kommt aber eben nicht die mitreißende Wirkung von älteren Nummern wie „Warrior Soul“ oder „On Wings Of Death We Ride“ auf, sondern die Refrains versanden in plattem Einerlei.

Wie lautet letztendlich das Fazit? „Reformation“ ist mit einer Gesamtspielzeit von 43 Minuten recht kurz ausgefallen, bietet genau das, was es auch schon auf dem Vorgänger zu hören gab. Der Debütbonus fällt hier weg. Unterhaltsam und gut bleibt die Musik der Jungs auf jeden Fall, die eigene Identität, die in diesem Genre sehr wichtig ist, hat man sich bewahrt. Betrachten wir das Songwriting, so landet „Reformation“ qualitativ hinter seinem Vorgänger, man hat einfach den Eindruck, die Band hat versucht, ähnliche Songs noch mal zu konstruieren. Wer die Band schon aufgrund ihres Erstlings schätzt, darf sich ohne Sorgen auch den Zweitling in den Schrank stellen. Für wen KIUAS noch ein unbeschriebenes Blatt ist, der findet mit „Reformation“ auch eine gute Einstiegsmöglichkeit. Noch ein Album mit gleichen Songs brauche zumindest ich allerdings nicht. Insgesamt also solide, lasst euch beim nächsten Mal vielleicht etwas mehr Zeit.

Wertung: 7 / 10

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