Review Krisiun – The Great Execution

  • Label: Century Media
  • Veröffentlicht: 2011
  • Spielart: Death Metal

KRISIUN sind mit Sicherheit einer der interessantesten Fälle aus dem erklärten Beinhart-Death Metal Sektor. Alben wie „Southern Storm“ oder „AssassiNation“ knattern wie blöde, da braucht man nicht diskutieren, und sind vor allem durch die enorme Präzision der drei Musiker attraktiv. An der Bewertung „stumpf“ kam man bisher aber auch noch nie vorbei. Mir fiel es daher immer schwer, mir ein Gesamtbild von der Band zurechtzulegen – ist es cool, ohne Rücksicht auf Verluste drauflos zu holzen, oder sollte man heutzutage nicht doch im Stande sein, langsam aber sicher etwas Verstand in seine Musik zu bringen?

„The Great Execution“ hilft da glücklicherweise weiter, denn, wie die Band richtig erkennt, „die Song sind vielseitiger, komplexer und reifer.“ Nunja, wie komplex KRISIUN auch anno 2011 (nicht) sind, sei mal dahingestellt, entscheidend ist, dass die Brasilianer genug Vielfalt und Ideenreichtum aufbringen, um den Songs diesmal tatsächlich ein eigenes Gesicht zu verleihen. Das ist insofern eben durchaus komfortabel, als dass man das Damoklesschwert KRISIUNs endlich – großteils – vergessen kann. Man muss sich nicht mehr entscheiden, ob Dilettantismus im Songwriting witzig ist oder nicht. Denn die Band ist auf „The Great Execution“ beinhart UND halbwegs abwechslungsreich UND strukturiert. Das Gesamtpaket wirkt so überzeugend, dass man sich an Atmosphäre nicht vor Werken wie „Evangelion“ oder „Demigod“ der Genre-Kollegen Behemoth verstecken muss. Kein zielloses Geballer mehr, sondern sinnvolle, zielgerichtete Songs, die wie selbstverständlich auch eine dramaturgische Komponente haben. Dass die prinzipiell wegweisende Idee der Integration eines Flamenco-Gitarristen vollkommen in die Hose geht, weil KRISIUN diesen einfach über den Standardgrößen-Death Metal-Teppich spielen lassen, wirkt da sogar verzeihlich.

Denn KRISIUN sind mit „The Great Execution“ endlich auch songwriterisch auf der Höhe und fahren hier eine Menge Überraschungserfolge ein. Songs wie „The Extremist“ kloppen so fabelhaft, dass es eine Freude ist – wenn sich dann noch großartige Leadgitarren, Soli und Spannungsbögen zur KRISIUN-typischen unerreichten Brutalität und instrumentalen Akkuratesse hinzugesellen, befindet man sich als Death Metal-Fan ohnehin im siebten Himmel.

Das 2011er Album KRISIUNs legt die Genre-Messlatte verdammt hoch. Die Südamerikaner katapultieren sich mit diese Scheibe in die Schwergewichts-Klasse ihres Sektors und sind dort mindestens im Monat Oktober DER Pflichtkauf schlechthin. Reinhören, zuschlagen, Rübe abmontieren lassen.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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