Review Lacuna Coil – Broken Crown Halo

Hmm, bislang waren doch eigentlich griffige Albumnamen eine Stärke der Italiener LACUNA COIL. Warum muss es denn dieses Mal so umständlich klingen? „Broken Crown Halo“ heißt also das siebte Werk der Gothic Metaller um das charismatische Frontduo Cristina Scabbia und Andrea Ferro und erneut will man seine Vormachtstellung in der Szene untermauern.

Dies wird gelingen, dafür muss man kein Prophet sein. Trotzdem ist „Broken Crown Halo“ kein überragendes Album geworden. Wie passt das zusammen? Die Mailänder gehen einfach wieder vollkommen auf Nummer sicher. Mit dem Stil, den sie im Prinzip seit Jahren pflegen, haben sie sich eine anständige Fanbase aufgebaut und auch 2014 weicht man kaum einen Zentimeter vom Erfolgsterrain ab. Elf Songs, fast alle mit radiotauglicher Länge, da bleibt einfach wenig Raum für Probleme, den Stoff an Mann und Frau zu bringen.
Um es einfach mal auf einen Nenner zu bringen: Den Hörer erwarten gut durchstrukturierte Songs, die weitgehend auf (unnötigen) Ballast wie Zwischenspiele oder Soli verzichten, der Fokus liegt auf schnellem Zugang. Erreicht werden soll dieser durch eingängige Melodien vor allem im Bereich Gesang, die Gitarrenarbeit ist wie schon auf dem Vorgänger für die Spielart verhältnismäßig progressiv. Zusammen mit der wie üblich sehr druckvollen Produktion macht das auch schon einiges her.
Wo liegen denn dann die Unterschiede zu „Dark Adrenaline“? Sie sind, wie angesprochen, ja fast nicht vorhanden, jedoch war zuletzt die mangelnde Diversifikation im Songwriting von LACUNA COIL zu kritisieren: Viele oder eigentlich alle Lieder klangen zwar cool, aber in ihrer Gesamtheit zu gleich. Dieser Umstand wurde zumindest leicht beseitigt, jetzt kann man bereits nach einer handvoll Durchläufen die stärkeren Nummern ausmachen. „Zombies“ ballert gut nach vorne los, zu „Hostage To The Light“ hat sich Lady Scabbia eine eingängige und gleichermaßen energische Gesangslinie einfallen lassen und „Die And Rise“ ist ziemlich mächtig geraten. Alle drei gehen dementsprechend als Anspieltipps durch, auf der anderen Seite leistet man sich aber auch (wieder) einige Durchhänger, da kann der Finger schon das eine oder andere Mal die Skip-Funktion bedienen, ohne dass sich schlechtes Gewissen breit machen müsste.
Daran krankt „Broken Halo Crown“ also, LACUNA COIL haben ohne Frage ein Händchen für griffige Songs, aber entweder riskiert man nichts und nimmt zigmal den gleichen Song auf oder man wagt ein paar wohlklingende Ausflüge in neues Terrain, verpasst aber, die Qualität auf der gesamten Spielzeit hoch zu halten.

„Broken Halo Crown“ dürfte also niemanden enttäuschen, der mit der Ausrichtung von LACUNA COIL insgesamt gut zu recht kommt. Mehr als ein leicht überdurchschnittliches Album ist es nicht, aber das waren tausenden (oder vermutlich millionenen) Käufern in den letzten Jahren auch egal und das ist auch vollkommen in Ordnung so. Wer also Spaß mit „Dark Adrenaline“ hatte, kann sich auf eine ähnlich geartete Fortsetzung freuen, aber das Gefühl, dass man dafür schon ein Fan der Band sein sollte, bleibt bestehen.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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