Review Lacuna Coil – Dark Adrenaline

Bereits zum 6. Mal holen die italienischen Gothic-Metaller LACUNA COIL den Knüppel aus dem Sack. Vorstellen muss man die Band in düsteren Kreisen kaum noch, zu sehr haben sich die Jungs mit Frontmieze Cristina Scabbia in den letzten Jahren zu Szenegiganten gemausert. Entsprechend muss ich auch zugeben, von Anfang an alles andere als unvoreingenommen an die Sache heranzugehen, bin ich mit dem Sechser doch nie wirklich warm geworden. Aber nie soll man halt nie sagen und so wagen wir mal eine gemeinsame Bestandsaufnahme.

Die einleitenden Warte sind mit Bedacht gewählt; für Gothic Metal spielt die Band eh und je ziemlich heftig auf. Sicherlich war das Tempo nie überragend hoch und das ist es auch auf diesem Album nicht, dafür entfacht die Kombination aus harten Gitarrenriffs gepaart mit einem teilweise wirklich knallenden Sound einige Energie, die andere Bands lediglich durch stumpfes Gaspedalieren erzielen. Dass die eine oder andere (zuckersüße) Melodie dabei nicht ausbleibt, muss an dieser Stelle sicher nicht verschwiegen werden. Ebenso verhält es sich (weiterhin) beim Gesang, den größeren Anteil übernimmt Signora Scabbia, aber auch Andrea Ferro bekommt seine Einsätze. Mir kommt es etwas so vor, als wenn er auf „Dark Adrenaline“ etwas mehr zum gutturalen Gesang greift, allerdings sind die Mailänder immer noch weit davon entfernt, eine Shouter-Band darzustellen. So weit, so gut – oder schlecht, denn ich befürchte recht bald, dass sich dem Beteuern der Band zum Trotz insgesamt wenig geändert hat und bei früheren Alben wollte sich schließlich auch schon kein Gefallen einstellen. So recht vermag ich es nicht zu beurteilen, viel macht eine Band, die seit 15 Jahren fest etabliert ist, schließlich nicht falsch. Die Songs sind insgesamt sehr dicht gehalten, Ballast wird praktisch keiner mitgeschleppt, es gibt verhältnismäßig wenige Breaks, kaum Soli oder sonstiges Zwischenspiele, sondern präzise durchstrukturierte Lieder ohne viel Geplänkel. Unter dem Strich fehlt mir vor allem der Wiedererkennungswert innerhalb der Songs. Klar, LACUNA COIL erkennt man schnell, aber wenn es daran geht, einzelne Songs zu unterscheiden, muss ich schnell passen. Wem es also genügt, ein wuchtiges Brett serviert zu bekommen und dabei auf Nebenkriegsschauplätze verzichten kann, ist auch mit „Dark Adrenaline“ bestens beraten. Mir bleibt hingegen nur ein Song wirklich im Ohr, unpassenderweise handelt es sich dabei um die Coverversion. Ja, man mag es kaum glauben, LACUNA COIL haben als absolut welterste Band „Loosing My Religion“ gecovert, die Wahl ist wohl ähnlich innovativ wie „Enjoy The Silence“ auf „Karmacode“. Das soll jetzt nicht so klingen, als hätte man da unsaubere Arbeit abgeliefert. Die Umsetzung ist schon gut gelungen, nicht zu nahm am Original mit einem gewissen eigenen Stempel, aber bitte, das hat man wirklich schon x-fach in guter Qualität gehört, nötig war das echt nicht.

Eine Dreiviertelstunde rum und eigentlich hat man nur ein Lied gehört. Klingt hart, ist nicht böse gemeint, aber leider wahr. Aufsehenerregend ist „Dark Adrenaline“ nicht, auch wenn es sicher wieder seine Fans finden wird. Da es aber nicht notwendig ist, dass jeder dazu gehört, verbleibe ich mit mageren und dabei fast noch geschönten sechs Punkten.

Wertung: 6 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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