Das Cover von "Kill The Hunted" von Leatherwolf

Review Leatherwolf – Kill The Hunted

  • Label: Rock Of Angels
  • Veröffentlicht: 2022
  • Spielart: Heavy Metal

Nachdem sie Ende der 80er mit ihrem dritten Album „Street Ready“ eine derart gelungene Platte vorgelegt hatten, dass traditionsbewusste Headbanger noch heute bei bloßer Erwähnung des Titels ins Schwärmen geraten, verschwanden LEATHERWOLF nur wenige Zeit später in der Vergessenheit – ein Schicksal, das sie mit manch anderer Band ihrer Epoche teilen. Zwar tauchte die Truppe immer mal wieder aus der Versenkung auf und ist seit 1999 wieder durchgehend aktiv, an alte Erfolge konnte sie jedoch nie anknüpfen. Das mag auch mit den unzähligen Besetzungswechseln zusammenhängen, die 2018 mit dem erneuten Ausstieg von Ur-Sänger Michael Olivieri dazu führten, dass außer Drummer Dean Roberts kein Originalmitglied mehr dabei ist. Der scheint jedoch fest entschlossen, den Namen LEATHERWOLF am Leben zu erhalten und so erscheint mit „Kill The Hunted“ nun ein neues Album der US-Metal-Pioniere.

Das vor 16 Jahren erschienene Comeback „World Asylum“ dürfte nur den wenigsten Fans der stilbildenden LEATHERWOLF-Alben zugesagt haben, denn selbst in der von Michael Olivieri eingesungenen Fassung war das Material bis auf wenige Ausnahmen doch derart düster und modern, dass die Formation kaum wiederzuerkennen war. Auch auf „Kill The Hunted“ sind die Kalifornier hörbar bestrebt, nicht altbacken zu klingen und so bekommt man es in Songs wie „Hit The Dirt“ , „Madhouse“ oder „Road Rage“ mit zeitgemäßen US-Metal-Brechern zu tun, die stark an das aktuelle Schaffen von Kollegen wie Vicious Rumors oder Trauma erinnern. Groovende Stampfer wie „Only The Wicked“ oder „Lights Out Again“ verstärken dieses Bild noch weiter und es wird deutlich: LEATHERWOLF blicken auch 2022 vor allem nach vorne.

Trotzdem lohnt es sich gerade im Falle von „Kill The Hunted“ auch für Fans der „alten“ LEATHERWOLF, der Band zuzuhören: Selbst in den härtesten Songs des Albums ist die DNA der Truppe dank edelster Riffs und vor allem unverwechselbarer Gitarrenmelodien stets wahrnehmbar. Und weil das Songwriting auf diesem Album eine ganze Ecke besser ausfällt als auf „World Asylum“ hat die Mannschaft aus Huntington Beach mit dem Titeltrack, dem groß angelegten „The Henchman“ und dem abschließenden „Enslaved“ sogar drei Songs auf Lager, die auch auf „Street Ready“ hätten stehen können – alleine dafür lohnt es sich, „Kill The Hunted“ von Anfang bis Ende zu hören. Obendrein hat die  Formation mit Luke Man und Rob Math zwei Gitarristen an Bord, die hier ein derartiges Solo-Feuerwerk abbrennen, dass die Platte zu einem wahren Fest für Gitarrenfans geraten ist.

Sänger Keith Adamiak hat passend zum aufgepumpten Sound von LEATHERWOLF eine deutlich schneidendere und aggressivere Stimme als Original-Fronter Olivieri, passt aber doch um ein Vielfaches besser zur Musik als etwa Wade Black (der ursprünglich auf „World Asylum“ zu hören war). Neben beeindruckenden Screams punktet der Mann vor allem durch enorme Variabilität, was die generelle stilistische Vielfalt von „Kill The Hunted“ weiter unterstreicht. Die Produktion des Albums wurde von niemand Geringerem als Randy Burns übernommen, der neben einschlägigen Platten von Megadeth und Lizzy Borden übrigens auch das 1984er Debüt von LEATHERWOLF zu verantworten hat. Entsprechend fällt der Sound absolut zeitgemäß und druckvoll aus, wobei argumentiert werden könnte, dass die fast schon thrashige Produktion für diese Art Musik eine Idee zu mächtig ist.

Wie eingangs bereits angesprochen sind LEATHERWOLF schon lange eine vollkommen andere Band und somit hat wohl auch kaum jemand erwartet, dass die Truppe mit ihrem neuen Album plötzlich an ihre erste Hochphase anknüpft. Dennoch: Selbst wer – einigermaßen zurecht – vom bestenfalls durchschnittlichen „World Asylum“ abgeschreckt ist, sollte der Band mit „Kill The Hunted“ eine Chance geben. 16 Jahre nach ihrem letzten Lebenszeichen sind LEATHERWOLF nach wie vor bemüht, ihren Sound an aktuelle Hörgewohnheiten anzupassen. Weil die Kalifornier inzwischen aber wieder weitaus bessere Songs schreiben und mit Mr. Adamiak einen hervorragenden Sänger gefunden haben, gibt es hier überraschend viele Kernelemente ihres stilbildenden Sounds – verpackt in ein modernes Gewand. Prädikat: Absolut hörenswert!

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Wertung: 8 / 10

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