Review Les Discrets – Septembre Et Ses Dernières Pensées

Fursy Teyssier ist Künstler mit Leib und Seele. Bekannt hauptsächlich durch Amesoeurs, wo er mit Neige von Alcest zusammenarbeitet, drückt sich der Mann eigentlich auf einem ganz anderen Gebiet aus, bekommt man das Gefühl: Er animiert Kurzfilme und malt und bearbeitet Bilder, und zwar in gar nicht so geringem Umfang. Da ist von kompletten Bilderbüchern die er illustriert bis zu Arbeiten für Arctic Plateau, Alcest oder Neun Welten alles dabei. So ist es auch kein Wunder, dass das erste LES DISCRETS-Album in einem Artbook erscheint, welches in einem 56-seitigem Booklet viele Illustrationen Fursys beinhalten wird.
Auf „Septembre Et Ses Dernières Pensées“ steht dann natürlich trotzdem die Musik im Vordergrund, welche es, wie auch so manche Bilder Fursys, in sich hat (man beachte das Artwork). Vorstellen darf man sich diesen grob als Mix aus neuen Katatonia und Alcest, von oftmals äußerst kitschigem, schwülstigem Gothic ist hier also nichts zu merken.

Nach dem Intro „L’envol Des Corbeaux“ beginnt „L’échappée“ nachdenklich stimmend, die E-Gitarre ist doomig und kalt, Akustikbegleitung und Bass erzeugen Wärme. Dazu eine Leadmelodie, die einerseits wunderschön perlt und unschuldig wirkt, andererseits aber etwas unheilvolles in sich trägt. Dann Fursys Gesang, der sich in relativ tiefer Stimmlage ansiedelt, was die französischen Texte, die meiner Meinung nach, wie zuweilen bei Alcest, oftmals zu sehr auf ihren fließenden, spielerischen Klang ausgelegt sind, äußerst angenehm wirken lässt und die so als Instrument zum Ausdruck von schon in Richtung Resignation tendierender Sehnsucht eindrucksvoll funktionieren.
Der Sound, den LES DISCRETS auf „Septembre Et Ses Dernières Pensées“ bieten ist vielschichtig, abwechslungsreich, und vor allem atmosphärisch sehr dicht. Dabei ist es egal ob gerade ein walzendes Riff oder geschäftige Akustikgitarre den Ton angibt. Was das Ganze nun aber meiner Meinung nach besser macht als Alcest und abgrenzt von Katatonia, ist die Art und Tiefe der Stimmung, die erzeugt wird. Ähnlich dem Cover, welches neben etwas Märchenhaftem, Surrealem nicht zuletzt auch ein urtümliches Grauen transportiert, so gleicht auch die Musik einer Reise durch verwunschene Wiesen und Wälder in tiefster Finsternis, die einerseits fasziniert und Erhabenheit ausstrahlt, andererseits aber auch dunkle Geheimnisse beherbergt. LES DISCRETS verbinden die Melancholie und Trauer Katatonias mit greifbaren, bildhaften Eindrücken und offeneren Songstrukturen.

Kleine Abzüge fährt das Album durch „Sur Les Quais“ ein, dem der Solo-Gesang Audrey Hadornes nicht so wirklich gut steht, welcher einfach nicht so charmant und rund wirkt wie ihr männliches Gegenstück auf dem Album. Wäre nicht unbedingt nötig gewesen. Ansonsten allerdings verzaubert „Septembre Et Ses Dernières Pensées“ eine knappe Dreiviertelstunde ohne wenn und aber und bietet nebenbei noch eine Menge Abwechslung. Dazu wirkt der LES DISCRETS-Stil nicht festgefahren und offen für das Einschlagen neuer Wege, sodass man überhaupt nicht den Eindruck gewinnt, es bestünde auch nur im Ansatz die Gefahr, dass sich die Truppe wiederholen könnte. Man darf gespannt sein.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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