Review Les Discrets – Live At Roadburn

Die französischen LES DISCRETS gehören ohne Fragen zu den ganz besonderen Bands im Roster von Prophecy Productions. Kein Wunder also, dass Fursy Teyssier als Location für die einmalige Show seiner Band ausgerechnet das Roadburn im niederländischen Tilburg auserkoren hat – einen passenderen Ort für eine LES-DISCRETS-Show als das niederländische Festival für anspruchsvoll-düstere Klänge gibt es wohl kaum.

Dass der Auftritt, für den Teyssier Unterstützung von den Alcest-Musikern Winterhalter (Schlagzeug), Neige (Bass) und Zero (Gitarre, Hintergrundgesang) bekam, zudem den Abschied des Bandkopfes aus der Welt des Rock und Metal markieren soll und somit diese Schaffensphase von LES DISCRETS abschließt, verleiht der Darbietung zusätzlichen Charme.
Und in der Tat: Bereits die ersten Klänge von „Linceul D’Hiver“ entführen den Hörer noch einmal in die unverkennbar eigene Welt der Shoegaze-Band. Dass man dem Material bis zum zarten Applaus nach „
L’Échappée“ vom großartigen Albumdebüt „Septembre Et Ses Dernières Pensées“ (2010) kaum anmerkt, dass es sich um eine Liveaufnahme handelt, spricht für sich – für die Aufnahme selbst und für die performenden Musiker, nicht zuletzt aber auch für das Publikum, das die Atmosphäre auch in den ruhigen Passagen nicht mit störenden Zwischenrufen oder dergleichen torpediert. Dahingehend macht allerdings die Technik bisweilen Sperenzchen: Das extrem hohe Feedback, das einige Male völlig unvermittelt dazwischenpfeifft, schmerzt (gerade über Kopfhörer) richtiggehend in den Ohren – hier hätte man beim Mastering eventuell etwas beherzter eingreifen dürfen. Dass solche Kleinigkeiten überhaupt zur Sprache kommen, ist bezeichnend: Ansonsten bietet „Live At Roadburn“ nämlich wahrlich keinen Grund zur Klage. Vom stimmungsvollen Artwork über den transparent-organischen Live-Sound und die wenigen, sympathischen Ansagen passt hier alles zusammen – vom Songmaterial gar nicht erst zu reden: Dass Songs wie das grandiose „Le Mouvement Perpétuel“ vom letzten Album „Ariettes Oubliées“ (2012) auch live gut funktionieren, überrascht wenig – wie gut den Stücken die minimal direktere, schnörkellosere Live-Interpretation zu Gesicht steht, dann doch.

Mit „Live At Roadburn“ können LES DISCRETS vielleicht nicht davon ablenken, dass die durch die beiden 2010 und 2012 erschienenen Alben auf eine hohe Releasefrequenz getrimmten Fans längst mit den Hufen scharren und sich ein neues, „echtes“ Album herbeisehnen – etwas grundlegend neues oder bislang ungehörtes bietet das Album erwartungsgemäß nicht. Mit dieser überaus gelungenen Live-CD im Player lässt sich die Wartezeit auf das dritte LES-DISCRETS-Studioalbum aber zumindest gut herumbringen.

Wertung: 8 / 10

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