Albumcover LETHE

Review Lethe – Alienation

  • Label: Dark Essence
  • Veröffentlicht: 2024
  • Spielart: Electronic

Zehn Jahre nach ihrem sensationellen Debüt „When Dreams Become Nightmares“ (2014) bringen LETHE mit „Alienation“ nun den zweiten Versuch auf den Markt, den packenden Songs ihres ersten Werks wieder ein Stückchen näherzukommen. Der erste Versuch, das Album „The First Corpse On The Moon“ (2017), ging unerwartet schief. Es drängte sich der Verdacht auf, dass LETHE eine der Bands ist, die direkt mit ihrem ersten Album peaken, sich danach aber kontinuierlich bis rasant verschlechtern.

Nach der Veröffentlichung von „The First Corpse On The Moon“ ist es still um das schweizerisch-norwegische Duo Anna Murphy und Tor-Helge Skei geworden. Skei arbeitete zwischenzeitlich an den neuen Alben der Black-Metal-Bands Syning, Manii und Høstsol, Murphy verließ Eluveitie, gründete Cellar Darling und wirkte als Gastsängerin bei Singles von unter anderen Klabautamann, Oceans und Varg mit. Dass die beiden trotz vieler Projekte LETHE nicht aus den Augen verloren haben, gibt Hoffnung, denn Murphy und Skei scheinen weiterhin an ihr Ambient-Rock-Projekt zu glauben.

Mit ihrem dritten Album „Alienation“ legen die beiden nun acht neue Tracks vor, die auch mich daran glauben lassen, dass LETHE zu einzigartig sind, um sie aufzugeben. Der Opener „Anhedonia“ liefert einige Argumente für diese Hoffnung: In dem siebenminütigen Song verbirgt sich ein stimmungsvoller, immer weiter anwachsender Aufbau – eine Steigerung, der man gerne zuhört. Die elektronischen Arrangements von Skei erschaffen durch ihre Überlagerung einen dichten Klangteppich, über dem der Bass wabert und ein (physisch gespieltes, nicht digital komponiertes) Schlagzeug im Midtempo den Song begleitet.

Mit „Brighter“ beschreiten LETHE hingegen einen experimentelleren Pfad; lässt man sich von dem Song treiben und vor allem darauf ein, dass die Klimax bewusst ausgespart wird, kann eine erste Enttäuschung abgewendet werden. Murphys Gesang ist bei LETHE nicht nur Mittel zum Zweck, sondern wird auch als tragendes Mittel, als Melodiegeber eingesetzt, das von Skeis Samples und Synth-Programmierung komplettiert wird, eindrucksvoll hörbar in „When It’s Over“.

Wer noch den Song „Come To Pass“ von Manes‘ Album „How The World Came To An End“ im Ohr hat, wird sich mit dem Track „Èternel“ in die Zeit zurückversetzt fühlen; wie Manes damals nutzen LETHE heute französischen Rap, auch für die weiteren Songs „Crossroads“, „Sedator“ und den finalen Track „Worm“. Wer Französisch nicht versteht, ist auf Dauer etwas unterwältigt von dem prominent platzierten und vermehrten Einsatz französischer Sprache. Das Zutun des hart klingenden Rap-Parts zum melodischen Gesang von Murphy ist einfach nicht schlüssig und die Kombination als häufig genutzter Kontrast verliert an Wirkung.

Dass LETHE ihre Kniffe aus „When Dreams Become Nightmares“-Tagen nicht vergessen haben, ist überdeutlich in „Erosion“ zu hören, einem Song, der mit seiner gediegenen Stimmung, der klagenden Violine und dem schlicht schönen Gesang von Murphy rundum gelungen ist. LETHE sind immer wieder dann am stärksten, wenn Skeis Programmierungskünste mit Murphys Gesangstalent interagieren und eine melodische Einheit bilden, die sich im Laufe des Songs aufbauen und auflösen darf.

Im Vergleich zu „The First Corpse On The Moon“ besitzt „Alienation“ glücklicherweise wieder deutlich mehr solcher guten Momente, auch die Synth-Parts haben einen besseren Wiedererkennungswert als auf dem letzten Album. Mit „Alienation“ schaffen es LETHE, wieder im Ohr zu bleiben. Nicht durchgängig, aber überhaupt wieder. Und das ist mehr, als nach „The First Corpse On The Moon“ zu erwarten war.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert