Review Lost Society – Braindead

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Thrash Metal

Mit zwei Alben in der Hinterhand und unzähligen Shows quer über den Globus zählen LOST SOCIETY längst zur Speerspitze der neuen Generation an Thrash-Metal-Bands. Zudem gibt es die Gruppe seit der Gründung vor sechs Jahren noch immer in Originalbesetzung zu erleben, sodass man wirklich gespannt sein darf, wie die Band sich entwickelt hat und was dem Hörer auf „Braindead“ geboten wird.

Bisher standen LOST SOCIETY vor allem für rasend schnellen und wilden Thrash Metal mit fetten Grooves und einer leichten Hardcorekante. Vergleiche zu Municipal Waste, ganz frühen Metallica oder auch zu Slayer waren keine Seltenheit. Im Grunde ist also alles klar und die Erwartungen gehen natürlich wieder genau in diese Richtung. „I Am The Antidote“ schockiert dann wohl jeden, der den gleichen Sound wie auf „Fast Loud Death“ und „Terror Hungry“ erwartet hat. Die Nummer begnügt sich nämlich durchgängig mit deutlich gedrosselter Geschwindigkeit und versucht stattdessen auf eine ordentliche Portion Groove zu setzen. Anfänglich funktioniert der Griff in die Trickkiste auch, aber mit zunehmender Spieldauer wirkt der Song etwas zu eintönig und langatmig. Schade, denn der Ansatz ist definitiv gut und mutig. Vielleicht hätten zwei Minuten weniger Spielzeit hier geholfen.
Mit „Riot“ folgt dann eine Nummer, die man schon fast als echten Old School Hardcore mit Schlagseite zum Thrash Metal bezeichnen kann und es wird schnell klar, dieser Sound passt deutlich besser zu den Finnen. Auch die klare Produktion zahlt sich hier aus, da vor allem Bassist Mirko Lehtinen ordentlich Freiraum bekommt. Die erste Nummer, die so klingt, wie man sie von LOST SOCIETY erwartet, ist dann „Mad Torture“. Der Song bietet Thrash Metal in Reinkultur ebenso wie „Rage Me Up“ und „Hangover Activator“. Alle drei Songs überzeugen durch messerscharfe Riffs, verdammt starke Lead-Gitarren und fett sitzende Soli. Natürlich wären die vier Herren aus Jyväskylä nicht sie selbst, wenn sie nicht auch hier noch Platz für groovige Passagen gefunden hätten.
Die zweite große Überraschung gibt es mit „Only (My) Death Is Certain“ und das nicht nur wegen der amtlichen Spielzeit von acht Minuten. Die Nummer beginnt mit einem ruhigen Intro und immer wieder werden den Lead-Gitarren große Freiräume gegeben, sodass sich eine packende Atmosphäre aufbauen kann. Der mehrstimmige Refrain erinnert zudem ein wenig an den Sound von Truppen wie Machine Head. Die Riffs wirken hier deutlich verspielter als auf dem gesamten Rest der Platte. Es werden definitiv die Kohlen aus dem Feuer geholt, die durch den Opener zum Teil verloren gingen.

Insgesamt bringt „Braindead“ zwar nicht den ganz großen Wandel mit sich, jedoch wird deutlich, dass LOST SOCIETY auch nicht zweimal das gleiche Album machen wollen. Kleinere und größere Experimente finden ihren Platz auf der Scheibe und bis auf einen Teilausfall gelingen diese im Normalfall auch. Die Hardcore-Anleihen im Sound der Finnen haben an den richtigen Stellen nochmals zugenommen und andernorts fallen die Lead-Gitarren deutlich stärker aus. Der Gesang von Sammy Elbanna ist noch stärker geworden und auch in Sachen Abwechslungsreichtum innerhalb der Tracklist kann man den Jungs keinen Vorwurf machen. Kurz gesagt: LOST SOCIETY dürfen sich für „Braindead“ einmal mehr auf die Schultern klopfen, denn sie trauen sich immer wieder, ihre Ideen umzusetzen und ruhen sich nicht einfach auf ihren Lorbeeren aus.

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Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Christoph Ilius

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