Konzertbericht: DevilDriver w/ Lost Society

22.08.2018 Der Hirsch, Nürnberg

Mit „Outlaws ’Til the End, Vol.1” veröffentlichen die kalifornischen Jungs rund um Frontmann Dez Fafara 2018 nunmehr das achte Album. Die Promotion des Tonträgers kommt selbstverständlich mit einer 2018er European Tour daher, sodass DEVILDRIVER den großen Teich überqueren und dem guten alten Hirsch in Nürnberg einen Besuch abstatten. Der legendäre Saal soll neben den anderen 13 Terminen die Livetauglichkeit des neuen Silberlings der mittlerweile hierzulande gut etablierten Amis auf die Probe stellen.

Den Part des Openers übernehmen an diesem Abend die Finnen von LOST SOCIETY. Die zeigen ab der ersten Minute, dass auch in Skandinavien sauberer und kompromissloser Thrash Metal abgeliefert wird. Mit „Braindead Metalhead“ geht es gleich in die Vollen. Ein genialer Start, denn das Charisma und die Spielfreude der ganzen Band fluten den Raum unmittelbar. Das anschließende „Diary Of A Thrashman“ legt nach einem gemächlichen Intro ein derartiges Tempo vor, dass es nahezu sofort mit „Hollow Eyes“ weitergeht, für das man sich dann aber wiederum wesentlich länger Zeit lässt. Der Song baut sich gut abgemischt im Raum auf und fährt dem Publikum in den Nacken – die ersten Haare fliegen. LOST SOCIETY sind mit reichlich Herzblut bei der Sache: Bassist Mirko schont seinen Tieftöner nicht, greift kräftig in die Saiten und untermauert zusammen mit Ossis satten und gut eingesetzten Drums die beiden Gitarren hervorragend, sodass sich die Vollblutmusiker gegenseitig hochpuschen. So angestachelt liefern LOST SOCIETY ein wahnsinnig schnelles „Kill Those Who Oppose Me“ und das dazu fast schon konträr wirkende, schwer schreitende „I Am The Antidote“, das mit einem genial eingebauten Gitarrensolo aufwarten kann und vom wachsenden Publikum vor der Bühne zelebriert wird – ein starkes Stück Gitarrenkunst wird hier aus den Boxen gedrückt.

Später wird noch Ossi am Schlagzeug buchstäblich ins Rampenlicht gerückt. Seine Kollegen verlassen kurzerhand die Bühne, die ihm damit alleine gehört. Zeit für ein Drumsolo – und was für eines! Fängt es noch verhältnismäßig langsam an, steigert sich die Geschwindigkeit recht schnell, bis die Sticks nur noch so durch die Luft fliegen – immer begleitet von einem diebischen Lachen im Gesicht des Drummers.

So macht Musik Spaß! Ossi wird danach zurecht mit Jubel und Applaus überschüttet. Mit „Riot“ wird der Auftritt von LOST SOCIETY angemessen beendet, dessen Refrain dann auch entsprechend von der ansehnlich gewachsenen und von Samy gut befeuerten Crowd kräftig unterstützt wird. LOST SOCIETY erfüllen ihre Aufgabe mit Leichtigkeit – der Auftritt von Devildriver ist mehr als gut vorbereitet und die Finnen können zurecht zufrieden die Bühne räumen, dürften sie doch den ein oder anderen neuen Anhänger durch exzellentes Handwerk und Charisma gewonnen haben.

  1. Braindead Metalhead
  2. Diary Of A Thrashman
  3. Hollow Eyes
  4. Kill Those Who Oppose Me
  5. I Am The Antidote
  6. Terror Hungry
  7. No Absolution
  8. Drumsolo
  9. Riot

Nach etwas längerer Umbaupause erklingt endlich das Intro von DEVILDRIVER. Dem relativ ruhigen Stelldichein folgt auf dem Fuße „End Of The Line“ als würdiger Einstieg in den Abend mit DEVILDRIVER. Am Mikro hat Dez „seine“ Crowd sofort im Griff – das dürfte auch nicht schwer sein, denn der Hirsch ist mittlerweile ansehnlich gefüllt mit DEVILDRIVER-Shirt-Trägern. Damit ist auch sofort Bewegung vor der Bühne, wenn mit „Hold Back The Day“ eine Schippe dazugelegt wird. Der Sound ist satt, die Instrumente präsent und der Gesang geht keinesfalls unter: An der Stelle kann ein Lob an den Tontechniker des Abends ausgesprochen werden, der hervorragende Arbeit leistet und den typischen DEVILDRIVER-Sound einwandfrei in den Raum bringt.

Mit „Grinfucked“ wird etwas Geschwindigkeit herausgenommen, während Dez die Chance bekommt, sich am Mikro auszutoben und stimmlich auch mal in den Keller zu gehen. Ähnlich schwer kommt „Cry For Me Sky“ von der Bühne, das noch vom Erstlingsalbum stammt und seit immerhin 15 Jahren bei keinem Auftritt fehlen darf. Man merkt DEVILDRIVER eine gewisse Routine an, was die Präsenz auf der Bühne betrifft und die Professionalität, mit der aufgetreten wird. Diego am Bass scheint seinen Neulings-Status in der Band allerdings dadurch unterstreichen zu wollen, dass er besonders auffällt: Er schneidet Grimassen, verfällt ein bisschen dem Posen und spuckt die ein oder andere Ladung Wasser ins Publikum. Vielleicht will er den Leuten vor der Bühne auch einfach ein bisschen Abkühlung spendieren – mittlerweile ist es merklich warm, was auch der Crowd zu verdanken ist, die mit Circlepits und der ein oder anderen Wall of Death entsprechend Wärme in die Location bringt. Das wiederum gefällt Dez, den man oft zufrieden grinsend auf der Bühne sehen kann. Nach einem Doublebass-lastigen und fetten „Not All Who Wander Are Lost“ poltert „These Fighting Words” durch den Hirsch – unmittelbar gefolgt vom relativ aktuellen „My Night Sky“.

Über die Jahre hinweg sind sich DEVILDRIVER sehr gut treu geblieben und haben ihren eigenen, markanten Klang etabliert. Da tanzt dann das ungewöhnliche Cover von „Sail“ an diesem Abend aus der Reihe und bringt etwas frischen Wind mit sich. Die Gemüter mögen sich hier spalten, aber den Metalheads vor Ort gefällt es sehr gut und Neal bekommt an seiner Gitarre gute Gelegenheit für ein paar saubere Bendings, die ihm sichtlich Freude bereiten. DEVILDRIVER servieren noch ein schnelles „Before The Hangman’s Noose“, um den Weg für einen weiteren „Klassiker“ vom Debütalbum zu bereiten, der auf keiner Show fehlen darf: „I Could Care Less“. Das markante Riff schneidet fein durch die Räumlichgkeit und der Song verfehlt sein Ziel nicht: Die Crowd eskaliert herrlich. Der Abgesang auf die Heimat und vergangene Freundschaften in „Clouds Over California“ hält durch die abwechslungsreiche Doublebass und das eingestreute Solo die Stimmung hoch. Mit „Ruthless“ und dem finalen „The Mountain“ beweist ein jeder der Band noch einmal, dass er sein jeweiliges Metier beherrscht: technisch sehr sauber und mit einer gehörigen Portion Spielfreude geht es zu Ende. Einzig Mike an der Gitarre wirkt etwas abwesend, zurückhaltend, dabei aber konsequent hoch auf seine sechs Saiten konzentriert.

  1. End Of The Line
  2. Hold Back The Day
  3. Grinfucked
  4. Cry For Me Sky (Eulogy of the Scorned)
  5. Not All Who Wander Are Lost
  6. These Fighting Words
  7. My Night Sky
  8. Sail
  9. Before the Hangman’s Noose
  10. I Could Care Less
  11. Clouds Over California
  12. Ruthless
  13. The Mountain

Obwohl DEVILDRIVER die Bühne nach 13 Liedern recht früh verlassen und der Aufforderung nach einer Zugabe konsequent nicht nachgegangen wird, findet sich nach Konzertende gegen 22:30 Uhr ein sehr zufriedenes Publikum schnell damit ab. Die Kalifornier haben hier eine offensichtlich gute Fanbase und mit der Auswahl von LOST SOCIETY als Support beweisen sie ein glückliches Händchen – die geschmacksabhängige Genrefrage sei hier außen vorgelassen. Es fällt allerdings auf, dass kein einziges der Lieder der Setlist vom aktuellen Album kommt. Das tut dem Auftritt im Nachgang gut, scheint man sich auf alte Stärken zu besinnen und bedient damit vornehmlich die Wünsche der Anhängerschaft.

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Fotos von: Andreas Brückner