Review Lumsk – Det Vilde Kor

Angelehnt an die Werke des norwegischen Dichters und Literaturnobelpreisträgers Knut Hamsun liefert uns die aus eben diesem schönen Land in Skandinavien stammende Folkrocktruppe LUMSK ihr drittes Volllängenalbum. Diese widmete sich bei seinem gleichbetitelten Gedichtband den Mysterien der Natur, was das Coverartwork unterstreicht. „Det Vilde Kor“ bedeutet, wie man sich fast denken kann, „Der wilde Chor“ – nach einem solchen sucht man auf dieser Scheibe aber vergeblich. Wir haben es – obwohl man es, unter anderem wegen der Mitwirkung von Basser Espen Hammer an Myrkgravs Debüt vermuten mag – keineswegs mit einer rumpeligen Viking Metal Band zu tun.

Grob lassen sich die Songs auf „Det Vilde Kor“ in drei Kategorien einordnen: Zum einen sind da die ausgesprochen sanften Balladen, die vor allem von Goldkehlchen Stine Mari’s Stimme leben. Als Beispiel sei hierzu das auch als Single ausgekoppelte und auf der Myspace-Seite veröffentlichte „Om Hundrede Aar er Alting glemt“ genannt: Wer als Kerl ein Mädchen rumkriegen will, das mit Metal vielleicht nicht so viel am Hut hat, dem sei dieses Lied empfohlen. Mit Hammondorgel, zweistimmigem Gesang (man holte sich den Grammy-nominierten Sänger Ola Bremnes hinzu) und einem feinen Gespür für zarte Melodien schafft man es sogar, den Uraltklassiker „Je t’aime“ zu überbieten, der im Grunde nicht unähnlich wirkt. In diese Sparte lassen sich auch „Diset Kvæld“ (etwas schlichter), „Paa Helvet“ (Mädels, haltet eure Kerle fest, diese Stimme!), „Duttens Vise“ und „Godnat Herinde“ (wahrlich ein schönes Schlaflied) einordnen.

Zum Anderen haben wir ein paar Liedchen, die etwas „flotter“ (immer noch sehr ruhig) daherkommen und volkstümlichen Charakter aufweisen. „Lad Spille med Vaar over Jorden“ ist so ein Fall. Nach einem ruhigen Anfang entwickelt sich die Nummer zu einer fröhlichen, tanzbaren Nummer, wo der Gesang auch ein bisschen an Power zulegt. Auch bluesartige Einflüsse sind zu bemerken. „Min Kærest er som den“ und „Og du vil vide“ verlaufen ganz ähnlich.Als letzte Kategorie stehen die noch etwas anderen Nummern. „Jeg har det“ tanzt mit seinen Tröteneinsätzen derart aus der Reihe, dass es fast aus einem Disneyfilm stammen könnte. „Skærgaardsø“ hingegen bringt orchesterartige Instrumente und beinahe sakral-kirchlich anmutenden Gesang, und „Se Natten er Livet“ bringt einen ganz dramatisch klingenden Bluespart. „Høstnat“ hingegen klingt, ähnlich wie noch zu „Troll“-Zeiten, etwas konventioneller nach Folkrock.

Konventionell ist ansonsten wirklich der falsche Ausdruck, zumindest für einen Metal1-Redakteur. Das ganze Album hat mit Metal so gut wie nichts zu tun, was natürlich nichts Schlechtes heißen muss. Dennoch gibt es Kritikpunkte: Durch die besagte mögliche Unterteilung in verschiedene „Songgruppen“ lässt sich das Album etwas schwierig einordnen. Zum Entspannen und Genießen klingen bestimmte Passagen zu schräg, zum Feiern sind andere wiederum viel zu ruhig. Klar sollte man sich über solchen Abwechslungsreichtum freuen, aber ein etwas homogeneres Werk wäre schon zu wünschen, denn eine CD will man von Anfang bis Ende hören und nicht zwischendurch die Skip-Taste bedienen. Ich kenne die Lyrik Hamsuns nicht, aber angesichts von „Det Vilde Kor“ muss er recht unstet in seiner Dichtung gewesen sein. Unterm Strich bleiben eine Reihe für sich hochklassiger Songs, die leider aber auf einem Album nicht so recht zusammenpassen wollen.

Wertung: 7 / 10

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