Neues aus dem Münchner Underground! MISS MELLOW haben ihr gleichnamiges Debüt zwar schon im Februar diesen Jahres veröffentlicht, eine Vinyl-Auflage folgt aber nun erst jetzt über das griechische Label Sound Effect Recordings. Spätestens jetzt ist die Scheibe ein absolutes Muss für Freunde psychedelischer Rockmusik, die sich auch vor Ausflügen in Indie, Funk oder Reggae nicht scheuen. Denn eine klare Kategorisierung der Musik des Quartetts ist nahezu unmöglich, dafür sprühen die Songs zu sehr vor Ideen.
Der Opener „Chopsticks“ scheint erstmal in Richtung Indie-Rock zu gehen, plötzlich sind da aber Reggae-Rythmen und psychedelische Vibes, die man so nicht erwartet hätte. Wer das schon abgedreht findet, sollte auf „Walk The Universe“ warten. MISS MELLOW lassen bei der Nummer ihrer Kreativität freien Lauf und mischen Space-Rock mit Psychedelic und Beach-Boys-Attitüde und immer wieder darf Bassist David Stockinger mit seinem Instrument glänzen, woraus eine fast schon trippy Erfahrung entsteht. Teilweise fühlt man sich auf diesem Debüt an das selbstbetitelte Album von Kadavar erinnert, wobei MISS MELLOW erfreulicherweise die Gitarren deutlich fetter und präsenter abgemischt haben.
Fast schon nachvollziehbar und konventionell präsentiert sich der Titelsong mit seinem fast balladesken Psychedelic-Sound, bevor mit „Update“ der wohl abgedrehteste Teil von „Miss Mellow“ folgt. Denn weil MISS MELLOW bisher noch nicht genug Einflüsse und Stile miteinander vermengt haben, folgt nun auch noch ein Ausflug in New Wave und ein an NDW-Zeiten erinnernder deutschsprachiger Text. Wild, aber gekonnt umgesetzt. Mit dem abschließenden „Peace In My Mind“ schießen die Münchner aber etwas über das Ziel hinaus. Anders als bei den restlichen Stücken klingt es hier tatsächlich eher so, als wäre zwei komplett eigenständige Songs miteinander kombiniert worden. Der erste groovende Teil von „Peace In My Mind“ macht richtig Spaß und geht sofort in die Beine, der plötzlich eingeschobene Space-Part wirkt eher deplatziert. Die Symbiose verschiedener Einflüsse gelingt in diesem Falle einfach nicht so gut und mitreißend, weshalb „Miss Mellow“ mit einem kleinen Wermutstropfen endet.
Unkonventionell beschreibt das Debüt von MISS MELLOW wohl am besten. Dem Quartett gelingt (meistens) scheinbar spielend leicht die Fusion verschiedenster Einflüsse zu mitreißenden Songs, die mit immer neuen unberechenbaren Wendungen aufwarten. So hält man den Rock lebendig und relevant und zeigt, dass Genre-Zuordnungen nur Schall und Rauch sind.
Wertung: 8 / 10