Review Mother Island – Motel Rooms

  • Label: Go Down
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Rock

Während Corona und der gesunde Menschenverstand uns immer noch dazu verdammen, die meiste Zeit in den eigenen vier Wänden zu verbringen, hält langsam, aber sicher der Sommer Einzug ins Land. Grillabende mit Freunden, Partys am See oder laue Abende im Park wird es in diesem Jahr wohl eher nur im kleinen Rahmen geben. Den passenden Soundtrack für solche Anlässe, egal ob im großen oder kleinen Rahmen, liefern MOTHER ISLAND mit ihrem dritten Album „Motel Rooms“. Anders als der Bandname vermuten lässt, spielen die Italiener (!) keinen Post-Rock mit Hang zur Depressivität oder archaischen Folk, sondern sonnigen, beschwingten und unglaublich tanzbaren 60er-Rock.

Fast schon unverschämt locker eröffnet „Till The Morning Comes“ eine knapp 40-minütige Reise entlang der kalifornischen Küste voller verspielter Licks und groovender Rhythmen. Frontfrau Anita Formilan brilliert mit einer sehr klaren und kraftvollen Stimme, die wunderbar zum warmen Sound der Truppe passt. Wer beim ersten Song nur locker mitgenickt hat, verspürt spätestens bei „Eye Of Shadows“ enormen Bewegungsdrang. Treibend, hämmernd, flott und getragen von der fulminanten Gitarrenarbeit des Duos Nicolò De Franceschi und Nicola Tamiozzo drehen MOTHER ISLAND nun richtig auf. Schlag auf Schlag setzt es mit „And We’re Shining“ und „Summer Glow“ zwei weitere Knaller, bevor „We All Seem To Fall To Pieces Alone“ eine Atempause einläutet. Die Nummer fügt sich perfekt in das Gesamtbild von „Motel Rooms“ ein, schließlich hat jede Party ihre ruhigen Momente. Und wohnt nicht jedem schönen Abend auch eine gewisse Melancholie inne, weil doch klar ist, dass auch der schönste Abend enden wird?

Nach diesem gefühlvollen Moment ist es aber auch wieder genug mit Schmerz und Tränen. Die zweite Hälfte von „Motel Rooms“ kann mit der Energie der ersten Hälfte locker mithalten und zieht den Hörer immer mehr in einen (Tanz-)Rausch. „Dead Rat“ zeigt MOTHER ISLAND von ihrer dreckigsten und wildesten Seite, während „Santa Cruz“ geschickt romantisch angehauchte Melodien mit einem treibenden Beat kombiniert. Vielleicht etwas zu früh, aber dennoch sehr passend, klingt das Album mit „Lustful Lovers“ aus. Ein letztes Mal schmiegt man sich an seinen Tanzpartner und lässt sich von Gitarrenklängen in den Morgen treiben.

Abseits ausgelatschter Pfade zelebrieren MOTHER ISLAND auf „Motel Rooms“ das 60er-Feeling auf höchstem Niveau. Fast möchte man der uninspirierten Masse an Vintage-Bands zurufen: So geht das. Aber dann ist der Rewind-Knopf doch verlockender und schon kehren die Bilder vom Sommer in Kalifornien und rauschenden Partys am Strand zurück.

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Wertung: 9 / 10

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