Review Time Has Come – White Fuzz

TIME HAS COME formierten sich 2004 in Hamburg und vertreiben sich seitdem ihre Zeit damit ominöser Musik zu frönen, die man in diesem Fall selbst als „Hardcore, Grind, Techmetal, Noise, Mathcore, whatever you want“ bezeichnet. Wer den alten Spruch glaubte, Black Metal klinge wie ein sterbendes Schwein, das auf eine Mülltonne geschlagen wird, wird hier eines besseren belehrt: Gegen Alben wie „White Fuzz“ ist auch ein „Panzer Division Marduk“ ein friedliches Grasen auf einer Alpenvorlandwiese – TIME HAS COME prügeln dir die Scheiße aus dem Hirn, dass es nur so spritzt! Verwendet werden dazu genretypische Mittel: Perverser, hoher Kreischgesang über einem konfusen Inferno aus heftigstem Instrumental-Chaos. So weit also nichts besonderes.

Aber ganz ehrlich: Noch als ich nach mehreren Durchläufen begann, dieses Review zu schreiben, dachte ich bei mir „Warum, WARUM zum Teufel werden mir solche Alben überhaupt zugeschickt?“. Der Grund für den Gedanken ist simpel: So fit man an den Instrumenten ist, so kompliziert und durchdacht die Songstrukturen sein mögen, so nervig ist dieses Album durch seinen hysterischen, aufdringlichen Charakter. Hier ist für mich persönlich der Punkt erreicht, an dem Musik tatsächlich keinen mehr Hörgenuss darstellt sondern zu aufwendig inszeniertem Lärm mutiert.
Insofern stellte das Album für mich eher eine große Enttäuschung dar, denn ich hatte mir von diesem Stil erhofft, dass er nach mehreren Durchläufen wachsen würde und man etwas von den immer angepriesenen komplexen Rhythmen und „berechneten“ Strukturen merken würde, sich also ein nachvollziehbares, logisches Gesamtprodukt ergeben würde. Aber nein, „White Fuzz“ blieb strukturloses, belastendes Gedresche.Was tut man nun, wenn man den falschen Zugang zu einem Album gewählt hat? Richtig, man versucht es über einen anderen. In diesem Fall fand sich dieser eher zufällig bei dem Versuch, Song-Tags meines Media Players zu ändern, was dieser partout nicht annehmen wollte, meine Computer-Zeit sei falsch eingestellt und wir hätten jetzt November. In diesem Moment, bei langsam hochkochenden Aggressionen aufgrund von nicht funktionierender Technik, lief zufällig nochmal „White Fuzz“ und siehe da: Plötzlich stieß der völlig gestörte Sound auf Gegenliebe! Ja, zu Gelegenheiten, zu denen man sich eher aufgekratzt fühlt, wirkt dieses Album mit seinen pulsierenden Wutausbrüchen wie entspannende Anti-Aggressions-Therapie, da bereiten Riff-Hagel und pentrante, quietschende Vocals auf einmal unglaublich Freude.

Wodurch „White Fuzz“ allerdings auch nicht bedeutend genießbarer wird. In oben genannten Situationen ist das vielleicht großartig, für eine im Normalfall friedliche Person aber doch eher selten geeignet. Also: Wer in einer Gummizelle wohnt und Spaß daran hat, sich akustisch das Hirn rauszusägen holt sich aktuelle TIME HAS COME-Werk, alle anderen tasten sich nur vorsichtig heran, zum bewusst Anhören eignet sich das hier meiner Meinung nach nicht. Allerdings halte ich diese Spielart für so speziell, dass ich trotzdem keine abschließende Wertung abgeben will.

Keine Wertung

Publiziert am von Marius Mutz

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