Review Nemesis Sopor – MMXL

  • Label: Geisterasche Organisation
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Black Metal

Wenn es darum geht, eine futuristische Dystopie, bei der eine hochentwickelte KI den Menschen von seinem Thron gestoßen hat, musikalisch zu vertonen, denkt man wohl als erstes an Industrial, Progressive oder Technical Death Metal. NEMESIS SOPOR haben sich dieser Thematik auf ihrem dritten Album „MMXL“, das dem Titel gemäß im Jahr 2040 spielt, jedoch von einem schwarzmetallischen Standpunkt aus angenommen – dementsprechend sind die Texte überwiegend metaphorisch zu verstehen und die Musik von einer bedrohlichen, aber auch melancholischen Stimmung erfüllt.

Obwohl sich NEMESIS SOPOR mit ihrem interessanten Textkonzept, bei dessen Umsetzung sie glücklicherweise kitschige Sci-Fi-Klischees umschiffen, auffallend von ihren Genre-Kollegen abheben, machen sich die vier deutschen Black-Metaller überwiegend in ihrer Stilrichtung etablierte Kniffe zunutze. Somit dominieren in den sieben bis 15 Minuten langen Songs kernige, böse Screams, kraftstrotzende, bisweilen unheilvolle Tremolo-Riffs und aggressives Schlagzeugspiel mit einem hochprozentigen Anteil an Blast-Beat- und Double-Bass-Passagen.
Ein wenig gehen NEMESIS SOPOR dann aber doch mit der Zeit, indem sie hin und wieder ein paar Post-Rock-Elemente in die knapp einstündige Platte einarbeiten. So zum Beispiel das flirrende Tremolo im überwiegend instrumentalen Titeltrack oder die melancholisch verträumten Clean-Gitarren im kurzen Zwischenspiel „Saat“ und im abschließenden „Zeit der Sterne“, in dem nicht gescreamt, sondern nur mysteriös geflüstert wird. Ebendiese ruhigen, zum Teil akustischen Momente lockern den ansonsten eher düsteren Sound von „MMXL“ auf und verleihen ihm eine zusätzliche emotionale Komponente, ohne dabei fehl am Platz zu wirken.
Doch auch im Black-Metal-Sektor machen NEMESIS SOPOR ihre Sache ziemlich gut, vor allem die gelegentlichen, bösartigen Growls und die diabolisch verzerrten Screams auf „Despot“ vermitteln gekonnt ein menschenfeindliches Feeling. Die vorherrschenden hohen Schrei-Vocals sind hingegen leider etwas zu eindimensional, darüber hinaus ist der Gesang in der ansonsten tadellosen, druckvollen Produktion leider ein bisschen zu leise abgemischt. Um sich im Post-Black-Metal-Bereich durchsetzen zu können, fehlt es NEMESIS SOPOR zudem ein wenig an Eingängigkeit und Wiedererkennungswert, zumal „MMXL“ auch in puncto Innovation nur sehr wenig punkten kann.

Trotz allem ist den Black-Metallern mit ihrem dritten Full-Length ein starkes Album gelungen, das zumindest textlich nicht einfach nur gängige Stereotype aufgreift, sondern etwas frischen Wind in ein schon oftmals besungenes Thema bringt. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass es sich um eine Underground-Produktion handelt, kann man NEMESIS SOPOR zu ihrem neuen Album durchaus gratulieren. Jetzt braucht das Quartett nur noch etwas mehr Holz für sein Kreativitätsfeuer, dann kann es qualitativ vielleicht sogar zu den Veteranen des Genres aufschließen.

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Wertung: 7 / 10

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